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0475 - Meine Totenbraut

0475 - Meine Totenbraut

Titel: 0475 - Meine Totenbraut
Autoren: Jason Dark
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Zeichen wurde verstanden. Zwei Fackelträger rahmten sie ein, damit das Licht auf die Fremde und auch auf die Gefesselte fallen konnten.
    Margaretha schaute zu ihr hoch. Das Gesicht sah sie sehr deutlich. Ja, es war schön - und auch kalt.
    Eisigkalt wie das dunkle Blau der Augen, in deren Pupillen das Fackellicht Reflexe hinterließ.
    »Du bist es also«, sagte sie nur.
    »Wer sollte ich sein?« Margaretha hatte Mühe, die Frage zu stellen. Zu gewaltig war die Angst.
    »Du bist diejenige, die von Hector de Valois gefreit werden soll.«
    »Das bin ich. Und ich bin stolz darauf, daß er mich erwählt hat. Ich liebe ihn ebenso, wie er mich.«
    Die Frau hob die Schultern. »Vielleicht, aber ich werde es nicht zulassen.«
    Margarethas Augen nahmen an Größe zu. »Wer seid Ihr, daß Ihr so etwas behauptet?«
    »Ich bin Diablita!«
    Margaretha hörte den Namen, dachte darüber nach, wo sie ihn schon vernommen haben könnte, kam aber zu keinem Ergebnis, der Name war ihr ebenso unbekannt wie die Frau.
    Diablita nickte. Sie sah dem Gesicht der jungen Frau an, was sie dachte, und sie vollführte eine wegwerfende Armbewegung. »Er hat mich wegen dir abgewiesen, kleine Hexe, aber man weist Diablita nicht ab, das hätte er wissen müssen. Wenn ich dich jetzt anderen Mächten opfere, wird er davon nichts merken. Deine Spur wird wie vom Wind verlöscht werden oder im Ufersande verlaufen, du kleine Hexe!«
    »Nein!« ächzte Margaretha. »Ich bin keine Hexe. Ich habe mich nie mit Zauberei und finsterem Teufelswerk beschäftigt.«
    Diablita lachte. »Das kann ich mir denken, deshalb will er ja dich. Du bist so rein und unschuldig, für viele Männer das Richtige. Aber ich mache ihm einen Strich durch die Rechnung!«
    Margaretha wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte. Mit kaum verständlicher Stimme fragte sie schließlich: »Was habe ich dir getan, daß du mich töten willst? Ist dein Hass so groß?«
    »Nicht mein Hass - oder vielleicht auch. Nein, ich werde den anderen Mächten ein Opfer bringen, deshalb habe ich dich zu dem See bringen lassen, wo du einen bestimmten Tod erleiden wirst. Du wirst tot sein und dennoch leben. Du wirst immer wieder zurückkehren und dich auf die Suche begeben, das verspreche ich dir, mein kleiner, unschuldiger Engel.« Sie fügte ein Lachen hinzu, in das die Männer mit einstimmten.
    Konnte man diese Rede überhaupt begreifen? Der jungen Frau gelang dies jedenfalls nicht, aber die anderen wußten genau, was sie tun würden. Margaretha war ohne ihr Zutun in einen Kreislauf geraten, der sie vernichten würde.
    Die Frau und die vier Männer kannten kein Pardon. Sie standen da und schauten lachend auf sie nieder.
    Bis Diablita durch eine schroffe Handbewegung das Lachen stoppte. »Meine vier Freunde«, so flüsterte sie, »haben sich ja schon mit dir beschäftigt, glaube ich, aber jetzt werden wir zu den Dingen kommen, die sehr einschneidend sind. Du hättest dir einen anderen Mann aussuchen sollen, nicht Hector de Valois. Ihn will ich haben, und ich werde ihn auch bekommen, denn ich bin eine Königin, und ich habe beschlossen, daß er meiner würdig ist.« Sie streckte den Arm aus und wies mit dem Zeigefinger auf die Gefesselte. »Hebt sie hoch!«
    Zwei Kerle reichten. Der Kutscher befand sich darunter, er stank entsetzlich nach Schweiß. Als er das Holzbrett an Margarethas Kopfende packte, bekam sie eine Nasevoll davon mit. Über sich sah sie sein Gesicht. Der wilde Bart war ungepflegt und schon verfilzt. Seine Enden kratzten durch ihr Gesicht.
    Man hob sie an. Die restlichen Männer hatten die Fackeln ihrer Kumpane übernommen und leuchteten ihnen den Weg, der zum Wasser führte. Diablita schritt neben Margaretha her. Bei jedem Schritt schaukelte die Gefesselte mit, und sie spürte, wie ihr allmählich übel wurde, das lag nicht allein an der Angst.
    »Es ist ein besonderer See, in den wir dich hineinstoßen werden«, erklärte Diablita. »In der Legende heißt es, daß der Teufel dort gebadet habe und seine Spuren hinterlassen haben soll. Du wirst es merken, mein kleiner Engel.«
    Margaretha erwiderte nichts. Es kam ihr vor, als würde sie einen Traum erleben, einen schrecklichen Alptraum, fürchterlich, so unwirklich, aber gleichzeitig real.
    Sie hatten einen schmalen Trampelpfad gefunden, der direkt zum Wasser führte. Je näher sie dem Ziel kamen, um so feuchter und sumpfiger wurde auch der Untergrund. Jeder Schritt hinterließ einen Abdruck, in dem sich das Wasser sammelte.
    Die Grasregion
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