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0467 - Der Nebelmörder

0467 - Der Nebelmörder

Titel: 0467 - Der Nebelmörder
Autoren: Jason Dark
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Flügeln.
    Durch den Stoff sauste die Klinge. Sie hieb wuchtig in die Wand, nagelte den Mantel dort fest, und der zähe Stoff gab auch beim ersten Ruck nicht nach, als sich Lorraine befreien wollte.
    Sie hing fest.
    Das sah auch der Killer!
    Er stieß einen Fluch aus und sprach diesmal mit normaler Stimme. Plötzlich wusste die Schauspielerin, wen sie vor sich hatte.
    »O Gott!« schrie sie und versuchte verzweifelt, den dicken Mantelstoff zu zerreißen.
    Vielleicht hätte sie besser aus ihm herausschlüpfen sollen, aber das fiel ihr zu spät ein, denn der Nebelmörder überwand mit einem gewaltigen Sprung die letzten drei Stufen.
    Dicht vor ihr und auch vor der in der Wand steckenden Klinge kam er auf. Mit einem Griff hatte er sie aus dem Holz gezogen. Mit der anderen Hand, der linken, packte er Lorraine, die nicht wegkam, obwohl sie sich geduckt hatte, und riss sie an den Haaren zu sich heran.
    Sein Lachen klang grauenhaft. Aus blitzenden Augen schaute er zu, wie er dank seiner Kraft Lorraine in die Knie zwingen konnte. Den rechten Arm hob er an, um die Klinge in den Körper der jungen Frau fahren zu lassen…
    ***
    Da flog die Haustür auf!
    Es war genau diese entscheidende Sekunde, in der das Schicksal seine Weichen gestellt hatte.
    Und die Haustür war mit einer so großen Vehemenz nach innen getreten worden, dass sie bis an die Wand krachte und wieder zurückschwang, aber von einem hochkant gestellten Fuß gestoppt wurde.
    »Hi, Lorraine, ich wollte dich…«
    Lorraines Kollege, der in der rechten Hand eine Brandyflasche hielt und schon leicht schwankte, sprach nicht mehr weiter. Selbst mit seinem benebelten Gedankenapparat hatte er erfasst, dass hier etwas nicht stimmte. Und irgendwie spürte er auch, dass hier keine Filmszene ablief.
    »Entschuldigung, ich…« Er wollte sich wieder zurückziehen, aber der Nebelmörder schüttelte den Kopf. Er drehte sich dabei und ließ Lorraine los.
    »Komm ruhig näher, Raoul. Los, komm…«
    »Nein, nein, ich…«
    Da schleuderte der Killer die Klinge.
    Und diesmal traf er, wo er hatte treffen wollen.
    Die Wucht drehte den Schauspieler auf der Stelle herum, so dass er mit dem Rücken gegen die Türkante fiel. Die Flasche rutschte ihm aus der Hand, rollte aus der Tür, zerbrach aber nicht, sondern verschwand in den ins Haus dringenden Nebelwolken.
    Der Killer sprang vor.
    Ehe Raoul nach hinten kippen konnte, war er schon bei ihm und hatte ihn mit sicherem Griff an der Schulter gepackt. Er zog bereits einen Toten zu sich heran, aber er wollte das Messer und riss es aus dem Körper. Die Leiche selbst ließ er fallen, drehte sich um und wollte sich Lorraine zuwenden.
    Die war verschwunden!
    ***
    Lorraine Carr hätte nicht geglaubt, dass sich das Grauen noch steigern ließ.
    Der schreckliche Augenblick, als sie vor dem Nebelmörder kniete und den harten Griff seiner Finger in ihrem Haar spürte, dehnte sich zu einer kleinen Ewigkeit, in der verzweifelte Gedanken durch ihren Kopf rasten.
    Sie dachte daran, wie es sein würde, wenn man starb, ob sie die Klinge noch spürte, wenn sie in ihren Körper glitt oder der Schmerz sofort alles auslöschen würde.
    Wie dem auch war, die Chance war gleich Null!
    Und trotzdem stieß er nicht zu! Sie merkte es erst, als sie den Druck in ihren Haaren nicht mehr spürte und sich bewegen konnte. Da hob sie den Kopf und sah ihren Kollegen.
    Er hatte etwas gesagt, stand auf der Türschwelle, umwallt von Nebelschwaden und wurde plötzlich herumgewirbelt, als ihn die hart geschleuderte Klinge traf.
    Er ächzte schwer, streifte mit dem Rücken die Türkante, brach aber noch nicht zusammen.
    Der Killer raste auf ihn zu, riss ihm die Klinge aus der Brust, und das war die Chance für Lorraine.
    Was sie tat, darüber dachte sie nicht einmal nach. Sie wollte nur weg und handelte reflexhaft.
    Sie sprang auf, als hätte man ihr eine Feder unter die Füße gebunden, drehte sich dabei und wusste nicht, wohin sie rennen sollte. Sie konnte ins Treppenhaus laufen, aber auch in den Wohnraum, wo sich die beiden Fenster befanden, durch die sie klettern konnte.
    Die Treppe war schlecht.
    Blieb das Wohnzimmer!
    Sie brauchte genau drei Schritte, um es zu erreichen und die gleiche Anzahl noch einmal, um es zu durchqueren. Ihre Hand fasste nach dem Griff, wollte ihn herumdrehen, und ein Wehlaut der Enttäuschung drang über ihre Lippen, als sie erkannte, dass dies nicht möglich war.
    Der Griff klemmte, war vielleicht eingerostet, sie wusste es nicht. Ihr war nur klar,
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