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0467 - Der Nebelmörder

0467 - Der Nebelmörder

Titel: 0467 - Der Nebelmörder
Autoren: Jason Dark
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gekommen, Wind wehte ebenfalls nicht, der mit irgendwelchen losen Teilen an der Außenseite hätte spielen können.
    Lorraine überwand sich und schritt auf die Tür zu. Sie trat sehr leise auf, nur mit den Zehenspitzen, weil sie keine unnötigen Geräusche verursachen wollte.
    Als sie die Tür erreicht hatte, streckte sie den rechten Arm aus und stützte sich am Rahmen ab.
    Das Geräusch hatte sich bisher nicht wiederholt, das empfand sie schon als positiv.
    Sie trat über die Schwelle der Wohnzimmertür. Rechts von ihr lag die Treppe.
    Automatisch drehte sie den Kopf. Das Licht hatte sie im Treppenhaus und im Flur brennen lassen. In ihrem Schein erkannte sie die Gestalt.
    Es war der Nebelmörder!
    ***
    Der Killer stand auf der zweitletzten Stufe und hielt mit der rechten Hand den Griff des Mordmessers umklammert. Sein Gesicht war kaum zu erkennen. Es lag im Schatten der breiten Schlapphutkrempe.
    Aber sie sah das Messer!
    Diese matt glänzende, breite Klinge, schon fast mit einem abgebrochenen Schwert zu vergleichen. Schräg deutete sie in die Tiefe, und sie sah aus, als würde sie ihr jeden Augenblick entgegenfliegen.
    Lorraine konnte nicht mehr denken. Sie starrte nur noch die Stufen hoch.
    Kopf, Arme, Beine und Füße schienen eine matte, klumpige Einheit zu bilden. Ihr Gesicht war fahlweiß und stellenweise gerötet.
    Der Killer sagte nichts.
    Er stand da, und Lorraine fühlte etwas von dem Grauen, das er abstrahlte.
    Außerdem konnte sie ihren Blick nicht von der Klinge wenden. Sie kannte das Messer, denn schon einmal war sie von ihm bedroht worden.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, eine andere zu sein. Die Angst war zwar nicht verschwunden, aber eine ungewohnte innerliche Ruhe breitete sich aus.
    Du mußt die Nerven bewahren, sagte sie sich. Du darfst ihn nicht provozieren. Zeig ihm, dass du dich nicht zu Tode fürchtest. Sie wunderte sich selbst darüber, dass es ihr noch gelang, den Mund zu öffnen und eine Frage zu stellen.
    »Wer bist du?« Flüsternd und leicht krächzend hatte sie gesprochen, aber sie war gehört worden, denn die Antwort erfolgte prompt.
    »Ich bin Jeremy Ice, der Nebelmörder!«
    Lorraine verzog das Gesicht, als wollte sie lachen. »Nein, das kannst du nicht sein. Der Nebelmörder ist tot. Er lebt nicht mehr, ich weiß es genau. Er ist vor fünfzig Jahren gestorben. Man hat ihn begraben. Wir haben sein schreckliches Leben nur verfilmt. Er kann nicht mehr leben!«
    »Bin ich ein Toter?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Seinen Mantel trage ich. Seinen Hut ebenfalls. Beide Dinge waren für mich wichtig. Was niemand wusste, ist mir bekannt gewesen. Jerry Ice stand unter dem Einfluss des Höllenfürsten. Er hat auf seinen Gängen den Mantel getragen, der mit dem schwarzen Blut des Teufels geweiht wurde. Er besitzt eine Kraft, die auf andere Menschen übergeht, wenn sie ihn tragen. Fünf mal zehn Jahre lag er unberührt in der Asservatenkammer der Polizei. Ich aber habe ihn mir geholt, weil ich wusste, was tatsächlich damals geschehen ist.«
    Lorraine hörte die Erklärungen, aber ihre gedanklichen Reaktionen waren ungewöhnlich.
    Lorraine beschäftigte sich mehr mit dem Klang der Stimme. Obwohl der andere sie verstellt hatte, glaubte sie daran, diese schon gehört zu haben. Und nicht nur einmal…
    »Und ich werde dort weitermachen, wo Jerry Ice aufgehört hat«, erklärte die Gestalt. »Das bin ich ihm und dem Satan einfach schuldig. Ich habe sein Erbe übernommen. Die ersten beiden Morde sind bereits geschehen, du wirst das dritte Opfer sein. Diese Nacht wird eingehen in die Geschichte von London. Man wird ihr den Namen Blutnacht des Nebelmörders geben, das steht fest. Sie sind alle da, das weiß ich, aber niemand ahnt, dass ich mich in ihrer Nähe aufhalte. Und darüber freue ich mich. Das Grauen ist in meiner Gestalt vorhanden…«
    »Wer bist du denn?«
    »Der Nebelmörder!«
    Nach dieser Antwort bewegte der Unheimliche gedankenschnell seine rechte Hand.
    Etwas Blitzendes löste sich aus seinen Fingern und raste wuchtig geschleudert und im schrägen Winkel die Treppe hinab, genau auf Lorraine Carr zu…
    ***
    Es war ein ungeheurer Vorteil, dass sie es geschafft hatte, ihre Angst zu überwinden.
    Als der Unheimliche die Klinge schleuderte, reagierte sie sofort. Aber sie hatte die Geschwindigkeit des Messers unterschätzt. Zwar konnte sie noch zur linken Seite ausweichen, aber etwas anderes wurde ihr zum Verhängnis.
    Der nicht geschlossene Mantel flatterte auf, als bestünde er aus zwei
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