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0466 - Straße der toten Männer

0466 - Straße der toten Männer

Titel: 0466 - Straße der toten Männer
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Taxifahrer, »aber ich kann Ihnen jetzt schon garantieren, daß Sie im Waldorf billiger schlafen.«
    »Schon gut«, sagte Bruno Wastling und rieb sich über die Augen, »ich bin wohl eingepennt…«
    »Allerdings«, grinste der Mann am Steuer.
    Wastling lachte kurz auf.
    »Ich bin ein schwieriger Fahrgast«, gab er dann zu. »Schon die ganze Zeit wundere ich mich, warum ich so müde bin. Dabei ist es kein Rätsel, denn ich bin heute morgen um sieben aufgestanden.«
    »Ich um sechs«, gab der Fahrer zu bedenken.
    »Da ist nur ein Unterschied«, berichtete Wastling, »bei mir war es sieben Uhr Central European Time und…«
    Wastling sprach nicht weiter. Idiot, dachte er, was geht das den dreckigen Driver an, wo ich herkomme. Ich bin müde, muß jetzt endlich mal schlafen.
    »Dann fehlen Ihnen allerdings sechs Stunden«, nickte der Chauffeur. »Außerdem spielt die Luftveränderung mit.«
    Wastling antwortete nicht, und der Fahrer schaute in den Rückspiegel. Darin trafen sich die Blicke der beiden Männer.
    »Soldat?« fragte der Taxifahrer, mir um etwas zu sagen.
    Wastling hörte diese Frage wie aus weiter Ferne. Er blickte am Fahrer vorbei durch die Frontscheibe, und er sah den glitzernden Strom der Fahrzeuge, sah die vielen Scheinwerfer und Rücklichter, und er sah das rote Blinklicht eines Polizeiwagens.
    Das rote Blinklicht gab dem Entschluß Wastlings den letzten Anstoß.
    »Ja, Soldat«, sagte er. »Und nun machen wir die letzte Fahrt. Wieder den Broadway hoch, aber nicht so langsam wie bisher. Jetzt weiß ich, was ich will.«
    »Ich auch«, sagte der Fahrer, »auf meiner Uhr stehen schon vier Dollar fünfzig, und wenn Sie wieder einschlafen, Mister…«
    Wastling zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und warf dem Fahrer eine Zehn-Dollar-Note nach vorn.
    »Siebenundsechzigste West!« befahl er dann.
    Yellow Cab Nummer 998 glitt wieder in den nächtlichen Broadwayverkehr, in die funkelnde, zuckende Lichterflut der längsten Straße der Welt. Lebhaft und lichtüberflutet war diese Straße aber nur bis zum Columbus Circle, wußte Bruno Wastling. Nördlich davon war sie viel dunkler, viel stiller.
    Nebliger Dunst wehte aus dem Central Pärk herüber, und vom Zentralgüterbahnhof am Hudson-Ufer erklangen die nie verklingenden Geräusche der Züge, der rangierenden Waggons, erklangen die Trillerpfeifen und Signalhörner, manchmal für Sekunden überdeckt vom Tuten eines Dampfers.
    »Siebenundsechzigste West, Mister!« meldete der Fahrer.
    »Links ’rein!« befahl Bruno Wastling.
    Zehn Yard hinter der Kreuzung, am Häuserblock zwischen dem Broadway und der Amsterdam Avenue, befahl Wastling anzuhalten.
    »Endstation?« fragte der Fahrer.
    »Endstation«, nickte Wastling.
    »Dann sind es jetzt…« Der Driver schaute auf die Taxiuhr, doch Wastling winkte ab.
    »Rest ist für Sie«, sagte er. »Sie können nur mal mitkommen und mit Ihrer Taschenlampe leuchten. Nach so langer Zeit weiß ich es nicht mehr auswendig, wo die Puppe wohnt. Ich hatte ja sogar die Adresse vergessen.«
    »Deshalb die Rundfahrt?« fragte der Fahrer lachend.
    »Hoffentlich hat die Dame auch auf Sie gewartet.«
    »Sonst habe ich halt Pech gehabt«, meinte Wastling und stieg aus.
    Mit einem schnellen Blick hatte er sich orientiert. Er ging über die Straße auf die dunkle Schlucht eines Hauseingangs zu und sah dann eine große Toreinfahrt, die ihm noch günstiger erschien.
    »Hier«, sagte er kurz.
    Der Fahrer folgte ihm. Gemeinsam gingen sie durch das große Tor und standen dann in einem schluchtartigen Hof, der nur ganz schwach von einigen beleuchteten Fenstern erhellt wurde.
    Wastling blickte nach oben. Kein Mensch war zu bemerken, kein Zeuge würde Zusehen können.
    »Na also, sie ist zu Hause«, sagte Wastling.
    Der Taxifahrer blickte interessiert nach oben. Er legte dabei den Kopf in den Nacken. Die Haut seines Halses straffte sich, und der Knorpel des Adamsapfels trat deutlich hervor.
    Wie ein Blitz schoß Wastlings stahlharte Hand durch die Luft und mit vernichtender Gewalt traf der tödliche Hieb den Kehlkopf des Taxifahrers.
    Wastling sah den Mann zusammenbrechen. Der Fehler, einem Fremden seine Ankunft aus Europa mitzuteilen und damit vielleicht der Polizei einen Zeugen zu stellen, war wieder gut gemacht.
    ***
    Nach meinem Gespräch, das ich von Mitchel Air Bäse aus mit John D. High geführt hatte, war ich mit Rotlicht nach Manhattan zurückgebraust. In dieser Abendstunde waren die Highways und die Straßen der Außenbezirke ohnehin
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