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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorkamen. Was Sprachen anging, war er ein Universaltalent; möglicherweise lag es auch an seiner allerdings nur sehr schwach ausgeprägten telepathischen Veranlagung, daß er in den meisten Fällen verstand, was man ihm sagen wollte. Lediglich mit dem Rätoromanischen, einigen slawischen Dialekten und ostasiatischen Idiomen hatte er Probleme. Aber auch dort war er bemüht, sich Wortfetzen und Sprachbrocken anzueignen, aus denen er zumindest einen vagen Sinn ableiten konnte. Ein weiterer Vorteil für ihn war es, daß er zumindest bei ihm geläufigen Sprachen von den Lippen ablesen konnte. Hier aber nützten ihm seine Fähigkeiten nichts. Das wunderte ihn auch nicht weiter. Er konnte nicht davon ausgehen, daß man in einer fremden, bisher völlig unbekannten und unerforschten Welt irdische Sprachen pflegte.
    »Ich bin Zamorra«, sagte er und deutete auf sich selbst. »Name - Zamorra. Mein Name - Zamorra. Ich bin Zamorra.«
    Dann deutete er auf das Mädchen, das nur mit einem recht schmal ausgefallenen, blauen Schurz, einem goldenen Hüftgürtel und einem Goldband um den Kopf bekleidet war. Die Schwarzhaarige sah ihn verwirrt an.
    »Name«, fragte Zamorra. »Dein Name. Ich bin Zamorra. Wer bist du?«
    »Lyxa«, erwiderte sie jetzt. »Ka shemayl Lyxa. La shemayl Zamorra? Shemayl Zamorra?«
    Er lächelte und nickte. »Ka shemayl Zamorra. La shemayl Lyxa. Dein Name ist Lyxa.«
    Damit waren zumindest schon einmal die ersten Verständigungs-Bausteine vorhanden. Er versuchte sich auch auf ihre Gedanken zu konzentrieren. So ganz klappte es nicht; die Voraussetzungen für einen telepathischen Kontakt waren hier und jetzt nicht die besten.
    Aber es war nicht ratsam, die wenige zur Verfügung stehende Zeit mit Sprachforschung zu vergeuden. Jeden Moment konnte dem Dämon eine Möglichkeit einfallen, wie er der Bedrohung durch Merlins Stern aus dem Weg ging und Zamorra trotzdem angreifen und unschädlich machen konnte. Außerdem waren da noch die Freunde, die sich nach wie vor in Gefangenschaft und in Gefahr befanden. Und Dr. Markham, den Dämonendiener, durfte er auch nicht aus den Augen verlieren.
    »Thar«, sagte die Schwarzhaarige. »Seko korom Thar. Thar, cayun ka lyana. Seko mayl koromorok.«
    Zamorra sah Tränen in ihren Augen. Weiträumig erfaßte er, daß Thar der Name eines ihr nahestehenden Mannes sein mußte. Trauerte sie um ihn?
    Darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Es ging ums Überleben und um die Freiheit. »Kennst du dich hier aus, Lyxa?« fragte er und winkte dann ab, als sie ihn verständnislos ansah. Wie sollte sie seine Sprache verstehen? Die Grundlagen fehlten doch!
    Er nahm das Amulett wieder an sich und suchte nach dem Ausgang. Er hatte vorhin nicht erkennen können, woher der Dämon gekommen und wohin Dr. Markham gegangen war. Mit den Türen schien es hier ein ähnliches Problem zu sein wie in den Zellen: man sah sie nicht. Er konnte also nur durch Versuch und Irrtum herausfinden, wo es nach draußen ging, und sich dabei einigemale die Nase einrennen. Plötzlich schlug er sich vor die Stirn. Merlins Stern konnte ihm doch zeigen, wo der Ausgang sich befand! Er brauchte doch mit dem Amulett bloß einen Blick in die jüngste, erst Minuten zurückliegende Vergangenheit zu werfen und sah dann automatisch, welchen Weg der Neger genommen hatte!
    Auf diese Weise fand er die Tür und setzte Dr. Markham nach. Dem an einer anderen Stelle durch die Wand verschwundenen Dämon folgte er nicht. Das war ihm zu riskant. Er mußte erst seine eigene Ausgangslage verbessern. Noch hatte der Dunkle Meister »Heimspiel«.
    Zamorra sah sich nach Lyxa um und winkte ihr zu, weil sie immer noch dort stand, wo sie vorhin gewesen war. »He, willst du dort anwachsen?« rief er. »Komm mit! Sonst erwischt er dich dort sofort wieder und tötet dich!« Abermals winkte er heftig. »Komm hierher, Lyxa!« Verflixt, er konnte sie doch nicht allein hier zurücklassen in diesem fürchterlichen, düsteren Raum, der für mörderische Rituale gedacht war. Aber sie verstand seine Worte und Warnungen nicht.
    Aber sein Winken begriff sie. Zögernd folgte sie ihm endlich.
    »Cayun ka lyana Thar«, hörte Zamorra sie leise sagen.
    Er vergewisserte sich, daß sie ihm folgte, und ging den Weg, den das Amulett ihm zeigte. Dazu mußte er sich in einer Art Halbtrance befinden, um es mit geistigen Impulsen zu steuern. Er hoffte, daß der Dämon nicht ausgerechnet in diesem Moment auftauchte, um ihn erneut anzugreifen. Denn dann würde er selbst
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