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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir
Autoren: A.F.Morland
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Carmens Zimmer! O Madonna!«
    »Beruhige dich, Fena!« sagte der Bäcker eindringlich. »Ich bitte dich, beruhige dich! Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren, das wäre schlimm…«
    Der Priester erreichte die Tür, die in Carmens Zimmer führte. Er drehte den Knauf und warf sich mit der Schulter gegen das Holz.
    Einen Augenblick später knallte die Tür gegen die Wand, und Don Pedro erblickte den grauenerregenden Vampir.
    Carmen lag im Bett. Sie trug ein blutrotes Nachthemd, ihr vor Angst verzerrtes Gesicht war von dem Blutsauger abgewandt, und Panik schimmerte in ihren Augen.
    Pater Pedro hob das Kruzifix.
    Xendarros Gesicht verzerrte sich. Er hob die Krallenhände und wich fauchend zurück. Weit riß er sein Vampirmaul auf, und der Priester erschauerte beim Anblick der gefährlichen Zähne.
    Xendarro hieb mit seinen Klauen in die Luft und schützte seine roten Augen immer wieder mit den Armen. Von dem geweihten Silber ging eine Kraft aus, die im Körper des Schattenwesens ein heißes Zerren und Reißen auslöste.
    Der Blutsauger wankte einen weiteren Schritt zurück, und Pater Pedro glaubte die Möglichkeit zu erkennen, den Vampir zu vernichten. Mit vorgestrecktem Kruzifix preschte er um das Bett herum.
    Er mobilisierte seinen ganzen Mut und griff die Bestie an, während Carmen, die es nicht mehr länger im Bett aushielt, fluchtartig den Raum verließ.
    Wie schrecklich ist es, den Lockvogel für einen Vampir zu spielen, das wußte Carmen nun, und sie war heilfroh, daß dieser Wahnsinn nun vorbei war.
    Im Wohnzimmer warf sie sich in die Arme ihrer Mutter, und sie weinten beide.
    »Kind! Kind!« sagte Fena Salguero immer wieder und streichelte mit zitternder Hand über das lackschwarze Haar ihrer Tochter. »Ist dir auch wirklich nichts passiert?«
    Xendarro knurrte und fauchte. Pater Pedro griff ihn beherzt an. Er drang mit dem Kruzifix in der Hand auf den Vampir ein, und einen Moment hatte es den Anschein, als würde der Blutsauger die Flucht ergreifen.
    Aber dann siegte Xendarros Haß.
    Seine Hände zuckten hoch, die Finger krallten sich in den Vorhang, er riß den weißen Stoff herunter und warf ihn über den Pfarrer. Dann traf Pater Pedro ein schmerzhafter Schlag, und ein Tritt gegen seinen Unterarm machte seine Finger taub und gefühllos.
    Das Kruzifix rutschte ihm aus der Hand, und von diesem Augenblick an hatte Xendarro Oberwasser. Hart packte er zu. Seine Finger umschlossen die Arme des Priesters wie Stahlklammern.
    Er drehte sich mit Pater Pedro, der unter dem Vorhangstoff wie ein Fisch im Netz zappelte, und schleuderte ihn gegen die Wand.
    Der Mann Gottes stöhnte benommen auf. Kreise tanzten vor seinen Augen, sein Rücken schmerzte, und sein Herz schien hoch oben im Hals zu schlagen.
    Konnte er mit diesem Teufel fertigwerden? Er war fünfzig, noch nicht alt, aber auch nicht mehr der Jüngste, und er war in seinem Leben noch nie ein Kämpfer gewesen.
    Er schlug die, die es nötig hatten, mit Worten. Und nun mußte er zum erstenmal im Leben die Fäuste gebrauchen!
    Der Vampir ließ ihn kurz los, aber nur, um seine Hände um Pater Pedros Hals zu legen. Je wilder sich der Priester wehrte, desto mehr verstrickte er sich in der Gardine.
    Und der Vampir drückte gnadenlos zu!
    Der Druck war sehr schmerzhaft und machte dem Pfarrer das Atmen unmöglich. Was auch immer Don Pedro anstellte, er hatte damit keinen Erfolg.
    Sollte er dem Vampir zum Opfer fallen? Konnte er dieses furchtbare Unglück nicht mehr von sich abwenden?
    Das Schattenwesen wollte ihn nicht erwürgen; es würde ihn loslassen, sobald er ohnmächtig geworden war, und dann würde es sein Blut trinken, ihn zu einem ebensolchen Ungeheuer machen.
    Der Pfarrer von Granadell – ein Vampir!
    Nein! Dazu durfte es nicht kommen. Pater Pedro lehnte sich verzweifelt dagegen auf. Herr, laß es nicht zu, daß diese Bestie mich zum Blutsauger macht! schrie es in ihm.
    Aber seine Bitte schien sich nicht zu erfüllen.
    Pater Pedro spürte, wie ihm die Sinne langsam schwanden, und er konnte es nicht verhindern.
    ***
    Manuel Salguero hörte den Kampflärm im Schlafzimmer seiner Tochter und glaubte, dem Priester beistehen zu müssen. »Don Pedro scheint mit dem Vampir allein nicht fertigzuwerden«, preßte der Bäcker heiser hervor. »Ich muß ihm helfen.«
    »Sei vorsichtig, Manuel«, schluchzte Fena.
    »Egal, was passiert, ihr rührt euch nicht von der Stelle!«
    Fena nickte, und der Bäcker stürzte in Carmens Schlafzimmer, wo ein furchtbarer Kampf tobte.
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