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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir
Autoren: A.F.Morland
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zusätzlichen Kummer.
    Was passierte mit mir? Vollzog sich tief in meinem Innern eine Wesensänderung? Manchmal hatte ich diesen Eindruck. Aber was hatte diese Veränderung ausgelöst?
    »Nun sag schon, was du hast, Tony«, sagte Vicky und küßte mich zärtlich auf den Mund.
    Damit machte sie mich bisher immer schwach, doch diesmal…
    Ich empfand nichts bei diesem Kuß, nur Kälte war in mir, und ich sah in Vicky Bonney eine Fremde. Das war alarmierend, denn bis vor kurzem hatte ich Vicky mehr als mein Leben geliebt.
    Ich versuchte zu ergründen, wann ich mich anders zu fühlen begann, aber die Grenze war zu sehr verwischt, ein genauer Zeitpunkt ließ sich nicht feststellen.
    Aber genau das wäre wichtig gewesen, um den Grund für diese Entfremdung zu finden.
    »Ich fühle mich einfach nicht wohl«, erklärte ich ausweichend.
    Vicky legte mir die Hand auf die Stirn. »Hast du Fieber?«
    »Nein. Es ist mehr so ein allgemeines Unwohlsein.«
    »Du hattest in letzter Zeit sehr viel zu tun.«
    Das stimmte, ich hatte wirklich eine ganze Menge um die Ohren gehabt. Vielleicht hatte ich mich übernommen, und ich brauchte Zeit zum Regenerieren.
    Wir setzten uns, und ich versuchte, Vicky meinen Zustand zu beschreiben.
    »Merkwürdige Symptome«, sagte sie.
    »Ich krieg’ das schon irgendwie in den Griff«, erwiderte ich.
    »Vielleicht solltest du dich mal von einem Ärzteteam auf Herz und Nieren untersuchen lassen.«
    Ich nickte zwar, wußte aber, daß es dazu nie kommen würde, denn ich bildete mir mehr und mehr ein, daß mir kein Arzt, nicht einmal der tüchtigste, helfen konnte.
    Ich war krank.
    Möglicherweise vergiftet – aber wovon?
    ***
    Cipriano Valdenebro hetzte durch die Vollmondnacht.
    Es war dieselbe Nacht, in der Xendarro eine schmerzliche Niederlage erlitt, und Cipriano Valdenebro war ein Bewohner desselben Dorfes.
    Angst und Schrecken entstellten sein häßliches Gesicht, auf dem glänzend der Schweiß hing. Er keuchte schwer, und ein stechender Schmerz saß in seiner Seite.
    Ihm war, als würde ein Dolch in seinem Körper stecken. Jeder Schritt war für ihn eine Tortur, dennoch blieb er nicht stehen, denn er fürchtete um sein Leben. Die Kirche war sein Ziel.
    Pater Pedro würde ihn anhören und ihm helfen. Man konnte mit jedem Problem zu ihm kommen. Auch mit einem, das die Hölle ausgespien hatte.
    Für Valdenebro war das, was er gesehen hatte, unfaßbar, aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Er hatte gute Augen, und die Vollmondnacht war hell.
    Valdenebro stolperte über das Kopfsteinpflaster, und dann stürzte er über einen der Granitwürfel, der weiter als die anderen hochragte. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seine Knie.
    Er fing sich mit den Händen ab und brauchte einige Augenblicke, um den Sturz zu verkraften. Nervös lauschte er. Tappten da nicht Schritte durch die Nacht?
    Sie waren hinter ihm her, und sie konnten dafür nur einen einzigen Grund haben: Sie wollten ihn töten!
    Verzweifelt kämpfte er sich hoch und setzte seine Flucht fort. Er hatte kaum noch die Kraft, die Füße zu heben.
    Granadell war ein winziges Nest, verdammt noch mal, wieso war es dann aber so weit bis zur Kirche?
    Nicht fluchen! dachte Cipriano Valdenebro. Du darfst nicht fluchen, nicht einmal in Gedanken! Lauf, Cipriano, lauf! Die Kirche ist die Rettung! Nur sie!
    Als er wieder Schritte hörte, warf er einen gehetzten Blick zurück.
    Huschte dort jemand durch die Dunkelheit? Der verstörte Mann bildete sich plötzlich ein, auch vor sich Schritte zu vernehmen.
    Sie versuchten, ihm den Weg abzuschneiden, wollten ihn in die Zange nehmen. Sein Vorteil war, daß er sich in Granadell besser auskannte als sie.
    Jeden Winkel kannte er in diesem Dorf, jedes Versteck war ihm vertraut. Er änderte sofort die Laufrichtung und verschwand in einer finsteren Gasse.
    Die Häuser standen hier so eng beisammen, daß er sie berühren konnte, wenn er die Arme abspreizte. Er rutschte über einen faulen Apfel, der auf dem Boden lag, glitt darauf aus und stürzte abermals.
    Diesmal tat ihm der Aufprall so weh, daß er beinahe laut aufgebrüllt hätte. Erschrocken preßte er die Lippen zusammen.
    Natürlich wollte er sofort wieder aufstehen, aber sein angeschlagener, ausgelaugter Körper machte nicht mit. Er drehte sich auf den Rücken und versuchte zu Kräften zu kommen.
    Jetzt suchten sie ihn, und sie würden auch in diese Gasse kommen, diese Höllenkreaturen. Es würde nicht lange dauern, bis sie ihn entdeckt hatten!
    Valdenebro schluckte
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