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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha'
Autoren: Edgar Wallace
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gesetzt.
    John war nicht gerade wohlhabend, aber es ging ihm auch nicht schlecht. Er verkaufte seine Radierungen ganz gut und lebte von der Arbeit seiner Hände. Eines Tages kam ein Mann in sein Atelier, der Radierungen für einen amerikanischen Millionär kaufen wollte. John hatte ihn noch niemals gesehen und traf ihn auch später nicht wieder. Der Mann wählte ein paar Blätter aus und bot eine so hohe Summe dafür, daß John sehr erstaunt war. John selbst forderte einen weit niedrigeren Preis, aber der merkwürdige Käufer bestand darauf, ihm den hohen Betrag zu zahlen. Er gab ihm nur Banknoten. Das erste halbe Dutzend war echt, die anderen Scheine waren nicht besonders gut gelungene Fälschungen. Der Fremde nahm die Radierungen an sich, und John begleitete ihn auf seine Bitte zum Bahnhof. Der Besucher nannte sich Smith und erzählte, daß er nach Brüssel reise. Es dauerte noch ziemlich lange, bis der Zug abfuhr, und Mr. Smith hielt John bis zur Abfahrt auf. John ging dann in sein Stammlokal, um dort zu Abend zu speisen. Er fühlte sich in recht gehobener Stimmung, daß er soviel Geld verdient hatte.
    Als er das Restaurant wieder verließ, wurde er von zwei Kriminalbeamten verhaftet, die ihn mit zur Polizeistation nahmen und dort durchsuchten. Die falschen Banknoten wurden bei ihm gefunden, und obgleich er erklärte, wie er in ihren Besitz gekommen war, glaubte man ihm nicht. Auch seine Wohnung wurde durchsucht. Sie bestand aus einem großen Atelier und zwei kleinen Zimmern; außerdem gehörten noch ein Abstellraum und eine kleine Küche dazu. In der verschlossenen Rumpelkammer entdeckte die Polizei eine vollständige Falschmünzereinrichtung - Druckerpressen, Platten und Pakete gefälschter Banknoten, die anscheinend eben erst gedruckt waren. Außerdem fand man Säurebäder, Radierwerkzeuge und alles, was sonst noch zum Druck von Banknoten notwendig ist. Die Indizien waren erdrückend, und obwohl verschiedene Sachverständige ihr Urteil dahin abgaben, daß diese Noten in einem anderen Land gedruckt worden seien, wurde John doch schuldig gesprochen. Da man außerdem glaubte, einen sehr gefährlichen Verbrecher gefaßt zu haben, wurde er zu der schwersten Strafe verurteilt, die das englische Gesetz dafür vorsieht - zu zwanzig Jahren Zuchthaus.
    Ich war sehr verwundert, daß Sie von dieser ganzen Sache nichts wußten, denn alle englischen und amerikanischen Zeitungen waren von dieser Geschichte voll. Nicht nur der Prozeß wurde überall besprochen, sondern auch die Tatsache, daß der Mann, der fast zu einer lebenslänglichen Strafe verurteilt worden war, später den Titel eines Earl von Rivertor erbte. Außer diesem Titel fiel ihm noch eine Erbschaft von etwa zehn Millionen Dollar zu.«
    Penelope hatte schweigend und staunend zugehört.
    »Die Nachrichten darüber dürften nicht nach Edmonton gekommen sein, ich habe jedenfalls nichts darüber gelesen. Wann hat sich denn diese Tragödie abgespielt?«
    »Es ist jetzt ein Jahr und siebzehn Tage her.«
    Nun wurde es ihr plötzlich klar.
    »Ich war damals sechs Monate lang auf einer Farm und habe überhaupt keine Zeitungen in die Hand bekommen. Die Zeitungen in Edmonton haben die Sache doch sicher gebracht, denn Lord Rivertor besaß eine große Farm in der Nähe der Stadt.«
    »John kam also ins Zuchthaus«, sagte Mr. Orford. »Mr. Stamford Mills, sein bester Freund, nahm sich vor, das Geheimnis, das über der Verurteilung Johns lag, aufzudecken. Er war vollkommen davon überzeugt, daß die Geschichte, die John vor Gericht vorbrachte, auf Wahrheit beruhte. Zunächst galt es nun, die Verwandten herauszufinden, die von seinem Verschwinden profitierten, und so kam er auf die Spur El Slicos. Arthur ist Johns nächster Vetter und deshalb auch der nächste Erbe des Titels.«
    »Aber Lord Rivertor ist noch jung, und zwanzig Jahre sind doch keine unendliche Zeit. Wie konnten sie denn sicher sein, das Geld und den Titel zu erben?«
    »Sie haben nichts dem Zufall überlassen«, entgegnete Mr. Orford grimmig. »Einen Monat nach seiner Einlieferung in Dartmoor wurde John schwer krank. Die Mahlzeiten werden dort von Sträflingen serviert, die sich gut geführt haben und deswegen mit diesen Posten betraut werden. Sie genießen gewisse Vorrechte. Zweifellos war das Essen, das John erhielt, irgendwie vergiftet. Zwei Monate später ging das Gewehr eines Wärters ›zufällig‹ los, und die Kugel ging nur um Haaresbreite an Lord Rivertors Kopf vorbei. Bobby, der ein geborener Detektiv
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