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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha'
Autoren: Edgar Wallace
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Orford.
    John drehte sich auch um, dann sprang er mit einem Aufschrei auf den Fremden zu und packte ihn an der Kehle.
    »Kennen Sie mich wieder?«
    Whiplow wand sich unter seinem festen Griff. Sein Gesicht war aschfahl.
    »Ich kenne Sie nicht - ich habe Sie niemals gesehen. Lassen Sie mich doch in Ruhe!«
    John ließ ihn los.
    »Dies ist der Mann, der damals in mein Atelier kam, zwei Radierungen von mir kaufte und mir die falschen Banknoten dafür gab! Das ist der Mann, den meine Freunde so lange gesucht haben und der spurlos verschwunden zu sein schien!«
    »Sie sind verrückt«, rief Whiplow atemlos und zog seinen Rock zurecht. »Sie sind mir vollständig fremd!«
    Der Kriminalbeamte nahm John am Arm und führte ihn fort.
    Eine halbe Stunde später ging Mr. Spinner allein an Bord der ›Polyantha‹ und kehrte erst nach zwei Stunden zurück. Penelope stand an der Reling und sah erregt auf das Boot. Die Pulse in ihren Schläfen hämmerten, als sie sah, daß Spinner eine gelbe Wolljacke über dem Arm trug. Ob die Quittung noch in der Tasche war? Sie schaute sich nach Mr. Orford um, konnte ihn aber nicht entdecken. Auch Whiplow war nicht oben an Deck. Arthur und Cynthia standen an der Reling und schauten auf das Fallreep hinunter. Sie schienen etwas bestürzt zu sein.
    »Warum sind wir eigentlich nicht alle auf die ›Polyantha‹ gegangen?« fragte Cynthia nervös. »Warum ist er allein -«
    »Frage ihn doch selbst«, erwiderte El Slico lakonisch, als Mr. Spinner jetzt die Treppe heraufkam.
    »Wo ist denn Ihr Freund?« fragte er Arthur. Es lag ein unangenehmer Ton in seiner Stimme.
    »Meinen Sie Whiplow? Der ist unten, soviel ich weiß. Aber er ist durchaus kein Freund von mir, Inspektor.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Spinner nach unten, um den Mann zu suchen.
    Hinter der verschlossenen Tür von Mr. Orfords Kabine fand eine Unterhaltung statt.
    »Ich kenne zwar die Gesetze nicht so genau, Whiplow«, erklärte Mr. Orford, »aber ich vermute, daß die Leute auch auf Indizienbeweise hin verurteilt werden können. Und was machen Ihnen denn ein paar Jahre Gefängnis aus, wenn Sie nachher ein großes Vermögen haben?« »Aber wer garantiert mir dafür, daß Sie Ihr Versprechen auch halten und mich nachher auszahlen?« fragte Whiplow etwas zaghaft.
    »Sie müssen mir eben trauen«, meinte Mr. Orford. »Das ist keine große Forderung, die ich an Sie stelle. Ich habe so viel Beweismaterial in der Hand, daß ich Sie an den Galgen bringen könnte. Nun, mein Junge -«, er legte ihm die Hand auf die Schulter, »wollen Sie nicht vernünftig werden, bevor ich die Sache dem Gericht übergebe?«
    Whiplow starrte düster auf den Fußboden.
    Mr. Orford spielte nun seinen letzten Trumpf aus, aber das wußte der andere nicht.
    »Spinner weiß über Sie Bescheid. Wir haben außerdem die Quittung über das Geld, das Sie für Ihren Verrat bekommen haben. Die Dorbans werden das Schiff gefesselt verlassen. Wollen Sie auch für Lebenszeit eingesperrt werden, oder wollen Sie nun endlich vernünftig werden?«
    »Ich habe noch niemals jemanden verraten«, erwiderte Mr. Whiplow nervös. »Und es gibt doch keine direkten Beweise gegen mich. Wie weiß ich denn, daß Sie mir nachher die Summe zahlen werden?«
    Mr. Orford hatte ihn fast überzeugt, als draußen an die Tür geklopft wurde. Mit erstaunlicher Ruhe öffnete er die Tür. Inspektor Spinner stand vor ihm und hielt ein Blatt Papier in der Hand. Es war die Quittung, die er in der Wolljacke gefunden hatte.
    »Ich glaube, das fehlte Ihnen noch«, sagte er.
    Aber bevor Orford etwas erwidern konnte, stieß ihn Whiplow beiseite und starrte auf das zerknitterte Papier.
    »Das ist der Beweis«, sagte er niedergeschmettert.
    Mr. Orford aber seufzte tief und ließ sich schwer aufs Sofa niederfallen.

22
    Mr. James Xenocrates Orford saß an seinem Schreibtisch und schaute in den Hyde Park hinaus.
    Der Nachmittag war angenehm kühl, und alle Fenster standen offen, denn an diesem Nachmittag spielte die Kapelle, und die tiefe Baßmelodie des Bombardons klang in großen Zwischenräumen zu ihm hinüber.
    Er hatte einen etwas stürmischen Monat hinter sich. Besonders der zehnte Tag auf der ›Polyantha‹ war sehr aufregend gewesen, denn er hatte eine Hochzeitsfeier organisieren müssen, die Penelope Pitt zur Gräfin Penelope von Rivertor machte. Es war eine sehr einfache Feier gewesen. Eine alte Seifenkiste, die mit der englischen Flagge zugedeckt war, hatte als Altar gedient.
    Captain Willit
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