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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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Burschen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Der hat einen Wärter totgeschlagen und kommt jetzt auf den Elektrischen Stuhl. Wirklich eine spaßige Vorstellung, daß der Mann schmoren muß, dem wir unsere Coups zu verdanken haben.«
    »Ja, sehr spaßig«, dehnte eine kalte, schneidende Stimme von der Schlafzimmertür her. »Der tapfere Chester schaut niemals unters Bett, so ängstlich ist er nicht. Dein Pech, Chester! Ich lag nämlich unterm Bett, als du die Schranktüren aufgerissen hast! Und jetzt nehmt mal die Pfötchen ein bißchen in die Höhe. Und wer auch nur einen schiefen Blick riskiert, dem jage ich drei Kugeln quer durch den Bauch.« Lionel Batters stand breitbeinig auf der Türschwelle. In der Hand hielt er eine kurzläufige Tommy Gun.
    ***
    Der Zahnarzt war ein Neger, wie jeder hier oben im Negerviertel. Warum er mit dem FBI heimlich zusammenarbeitete, wußten nicht einmal wir. Er hatte sicher seine Gründe, aber für uns gab es keinen, danach zu fragen. Er empfing uns mit der gewohnten Freundlichkeit und führte uns sofort in sein Sprechzimmer.
    »Sobald der Patient kommt«, sagte er mit einem ironischen Lächeln, »werde ich ihn hereinführen.«
    »Vielen Dank, Doc«, nickte Phil.
    Wir setzten uns in die beiden Stahlrohrsessel, die am Schreibtisch des Zahnarztes und an dem seiner Sprechstundenhilfe standen. Ich musterte mit gemischten Gefühlen den großen Stuhl, in dem die Patienten Platz zu nehmen hatten.
    »Ich kann mir nicht helfen«, murmelte ich, »aber wenn ich diesen verdammten Bohrer da hängen sehe, kriege ich ein ungutes Gefühl.«
    »Typische Zahnarzt-Angst«, erwiderte Phil. »Ich habe noch nie Angst vor dem Zahnarzt gehabt.«
    »Ach, nein! Aber kurz vor Weihnachten hast du vier Tage lang Tabletten geschluckt, als ob du davon leben wolltest, bevor du dich endlich aufrappeln konntest und zum Zahnarzt gegangen bist.«
    »Ja?« - fragte Phil mit unschuldiger Miene. »Ich kann mich gar nicht erinnern.«
    Ich grinste nur. Phil warf mir eine Zigarette über die beiden Schreibtische hinweg zu, ich fing sie auf und gab Phil Feuer. Wir rauchten schweigend, bis wir draußen ein leichtes, von vielen Türen unterdrücktes Summen vernahmen.
    »Das wird er sein«, sagte Phil.
    Er war es tatsächlich. Der Zahnarzt führte unseren Mann herein und ging sofort wieder hinaus.
    »Alles klar?« fragte ich.
    »Alles. Wenn man sagt, daß man es nicht mehr aushalten kann und unbedingt zum Zahnarzt muß, haben alle Leute Verständnis dafür.«
    »Um so besser. Es geht uns nur um eine einzige Frage. Tritt in der Schwarzen Seele' eine Tänzerin namens Diana Batfield auf?«
    »Oh ja, das tut sie. Ob freilich die Bühnengewerkschaft Miß Batfield als Tänzerin annehmen würde, wage ich zu bezweifeln.«
    »Wo wohnt diese Batfield?«
    »Sie hat zwei Wohnungen.«
    »Was? Welcher gewöhnliche Sterbliche kann sich denn in New York zwei Wohnungen leisten bei den sündhaft hohen Mieten?«
    »Mädchen wie die Batfield können sich sogar einen ausländischen Wagen leisten. Sie hat eine Menge Freunde. Vorwiegend kapitalkräftige Neger, die mal eine weiße Freundin haben möchten und sich den Spaß etwas kosten lassen. Deswegen braucht sie ja auch zwei Wohnungen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Eine Wohnung unten in der Nähe vom Central Park, wo ihre weißen Freunde hinkommen, die natürlich zu vornehm sind, als daß sie sich mit einem Mädchen einlassen würden, dessen Wohnung in Harlem liegt. Und die zweite Wohnung hier oben im Neger-Viertel, damit ihre farbigen Freunde es nicht so weit haben.«
    »Die Dame scheint Strategie studiert zu haben«, war Phils Kommentar.
    »Wenigstens beherrscht sie die älteste Strategie der Welt: die weibliche«, erwiderte unser Mann schmunzelnd.
    »Okay. Wie können wir die genauen Adressen der beiden Wohnungen erfahren?«
    »Ich weiß sie auswendig.«
    »Gute Arbeit«, lobte ich.
    »Dafür werde ich ja bezahlt. Die Wohnung hier oben in Harlem liegt in der 124. Straße, über dem großen Friseursalon an der Ecke mit der Park Avenue. Die andere Wohnung befindet sich in einem Apartmenthaus am Central Park South. Das zweite Haus von der Ecke der Avenue of the Americas, nach Westen hin gezählt, Blick auf den Park.«
    »Danke«, seufzte ich und blies hörbar die Luft aus. »Endlich einmal etwas, das man erfährt, ohne tagelang hinterherjagen zu müssen. Das wäre alles.«
    »Wann kommt es zum großen Fang?« Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Vielleicht nächste Woche, vielleicht
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