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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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morgen früh. Je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Wir gaben vom Schreibtisch aus das vereinbarte Klingelzeichen. Der Zahnarzt erschien und pinselte unserem Mann eine scharf duftende Flüssigkeit auf die unteren Zähne.
    »Wenn Sie einen anhauchen, riecht er es bestimmt, daß Sie vom Zahnarzt kommen«, sagte der Doc.
    Unser Mann grinste breit.
    »Das ist das Gute beim FBI«, lobte er: »Es werden keine halben Sachen gemacht. Cheerio, meine Herren. Verbringen Sie einen angenehmen Abend.«
    »Gleichfalls«, erwiderte Phil und lachte. »So einen Zahnarzt könnte ich gebrauchen.«
    Der Doc führte unseren V-Mann hinaus. Wir warteten wie immer fünf Minuten und verließen das Gebäude dann durch den hinteren Eingang. Über einen Hof, durch die Garage des Zahnarztes und über einen weiteren Hof gelangten wir in die Parallelstraße, wo der Jaguar stand und wartete.
    »Was meinst du?« fragte ich. »Welche Wohnung nehmen wir uns vor? Zuerst die hier oben?«
    Phil wiegte den Kopf hin und her.
    »Ich weiß nicht, Jerry. Batters kennt sich hier oben besser aus als in den vornehmen Gegenden der Stadt. Es besteht die Möglichkeit, daß er von der Wohnung am Central Park, ja vielleicht sogar von Diana Batfield keine Ahnung hat. Ich würde jedenfalls mit der Wohnung in Harlem anfangen.«
    »Also auf in die 124. Straße. Eben waren wir beim Zahnarzt, jetzt fahren wir zum Friseur. Ich bin gespannt, wo wir heute nacht noch überall landen werden.«
    »Hast du eigentlich schon etwas Vernünftiges gegessen?«
    »Wann denn?«
    »Ich auch nicht. Also werden wir mit Sicherheit noch in einem Speiserestaurant landen, das schwöre ich dir, Jerry. Als ich meinen Diensteid leistete, hat mir niemand gesagt, daß ich als G-man verpflichtet wäre, Hungerkuren zu machen.«
    »Ich schlage vor, daß wir uns zunächst einmal die beiden Wohnungen betrachten, bevor wir uns etwas in den Rachen stopfen.«
    »Deine Ausdrucksweise läßt wieder einmal zu wünschen übrig. Aber was kann man schon von einem Burschen erwarten, der aus Connecticut stammt. Wie hieß doch gleich das Nest, das den traurigen Vorzug hatte, dich als Erdenbürger zu begrüßen?«
    »Harper’s Village«, erwiderte ich. »Und es war kein Nest, sondern ein sehr hübsches, kleines, friedliches Dorf. Die Kriminalstatistik von Harper’s Village könnte ein leuchtendes Vorbild sein für alle Gemeinwesen dieser Erde. In den ganzen achtzehn Jahren, die ich dort zugebracht habe, wurde einmal die Schule von Lausejungen in Brand gesteckt, einmal ein Greis überfahren, der wenigstens zur Hälfte selber schuld war, weil er immer zuviel trank und dann keine Straße breit genug für ihn war, und einmal wurde ein Pferd gestohlen. Das waren alle nennenswerten Kriminalfälle von Harper’s Village.«
    Wir waren längst unterwegs nach Nordosten zur 124. Straße, und wir frozzelten aus lauter Gewohnheit noch ein bißchen weiter, bis wir unser Ziel erreicht hatten. Die Haustür war abgeschlossen, aber es gab ein erleuchtetes Schild mit der Aufschrift: Hausverwalter, und Phil drückte auf den daneben befindlichen Klingelknopf.
    Der elektrische Summer öffnete uns die Tür. Gleich darauf flammte Licht auf, und ein gutmütig wirkender Neger von annähernd sechzig Jahren stand fragend in einer offenstehenden Tür. Wir gingen zu ihm. Phil klappte die Brieftasche auf und zückte zwei amtliche Dokumente: seinen FBI-Dienstausweis und einen Haussuchungsbefehl auf »alle Räumlichkeiten, die derzeit von einer gewissen Diana Batfield bewohnt, gemietet oder benutzt werden«, wie es wörtlich hieß.
    »Miß Batfield, so, so«, murmelte der Hausverwalter und setzte seine Nickelbrille wieder ab, die er zum Lesen gebraucht hatte. »Nun ja…«
    Mehr sagte er nicht, aber man konnte sich seinen Teil nach der Art denken, wie er es gesagt hatte. Jedenfalls hatte es ihn nicht überrascht.
    Er führte uns in das erste Obergeschoß und öffnete mit seinem Zweitschlüssel die Tür.
    »Niemand da«, sagte er und knipste das Licht an.
    Wir brauchten zehn Minuten, um eine flüchtige Durchsuchung vorzunehmen, die keine Spuren hinterließ, uns aber auch keinerlei Hinweise lieferte. Wir bedankten uns und fuhren nach Süden, um die zweite Wohnung des Mädchens in Augenschein zu nehmen, das zusammen mit Jennifer Herold vom Lincoln Square fortgefahren war. Das Apartmenthaus am Central Park entpuppte sich als ein gläserner Palast, der zu siebzig Prozent aus Stahl und Glas bestand und höchstens zu dreißig aus Beton. In jeder
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