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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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über den Schreibtisch. Wir bedienten uns, und ich forderte ihn auf:
    »Nun erzählen Sie alles schön noch einmal, Captain. Mit den paar Stichworten, die Sie uns über Sprechfunk gaben, läßt sich wenig anfangen.«
    »Es ist ganz einfach. Wissen Sie, was meine Postenkette vor dem zertrümmerten Schaufenster bewacht hat?«
    »Natürlich den Schmuck, die goldenen Uhren upd die silbernen Bestecke, die im Fenster lagen.«
    »Ja, dachten wir auch. Aber wenn man es recht bedenkt, haben sie eigentlich eine Bande von Einbrechern bewacht.«
    »Ich verstehe noch weniger als am Sprechfunkgerät«, rätselte Phil.
    Hensley beugte sich vor. Sein dunkles Gesicht verriet eine gewisse Wut.
    »Während meine Leute das eingeschlagene Fenster bewachten, raubte eine Bande den ganzen Laden aus! Sie sind durch eines der auf den Hof hinausgehenden Fenster eingedrungen und haben jeden Schrank, jede Vitrine, jeden Kasten und jede Schublade ausgeräumt!«
    »Nur das Schaufenster nicht«, brummte icn.
    »Ja, nur das Schaufenster nicht!« bestätigte Hensley. »Verstehen Sie das? So etwas von bodenloser Frechheit ist mir in den vierundzwanzig Jahren, die ich jetzt bei der Polizei bin, noch nicht passiert! Vor dem Schaufenster steht fast ein ganzes Dutzend Cops — und im Laden räumt eine Bande von Einbrechern seelenruhig das ganze Geschäft aus! Das müssen Sie sich mal vorstellen! Wenn die Zeitungen davon Wind bekommen — und das ist gar nicht zu vermeiden — dann amüsiert sich ganz New York über diesen Idioten von Revierleiter! Ach, was sage ich! Ganz Amerika lacht sich halbtot über diese Geschichte.«
    Ich konnte ein Grinsen nicht verbeißen.
    »Sie müssen zugeben, Hensley, daß die Situation nicht einer gewissen Komik entbehrt: draußen zehn stämmige Polizisten — und in ihrem Rücken vielleicht fünf oder sechs Gauner, die gewissermaßen unter dem Schutz der Polizei ein ganzes Juweliergeschäft ausräubern!«
    »Sie haben gut lachen, Cotton!«
    »Kann man denn einfach durch eins der hinteren Fenster in den Laden kommen?« fragte Phil.
    »Natürlich!« rief Hensley. »Sonst wären sie ja nicht hereingekommen!«
    »Augenblick mal«, sagte Phil und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch. »Sie wollen doch nicht im Ernst sagen, daß die hinteren Fenster des Juweliergeschäfts nicht an die Alarmanlage angeschlossen sind?«
    Hensley und ich hoben gleichzeitig die Köpfe und starrten Phil entgeistert an. Uns war schlagartig klargeworden, worauf Phil abzielte.
    »Verdammt nochmal!« fluchte der Captain. »Und ich habe den Burschen wieder laufenlassen!«
    »Den, der vorn ins Schaufenster fiel?« fragte ich.
    »Ja! Warum sollte ich ihn denn einsperren? Das konnte ich doch gar nicht! Er hatte Pech und wurde in einem Gedränge in die Scheibe gestoßen. Das berechtigt mich doch nicht, den Mann gleich einzusperren.«
    »Natürlich nicht«, gab ich zu. »Aber Sie haben doch wenigstens seine Personalien feststellen lassen?«
    »Freilich. Warten Sie einen Augenblick!« Er beugte sich vor, drückte die Taste seiner Sprechanlage und sagte in das Mikrofon: »Kenston soll mir die Personalien von dem jungen Burschen hereinbringen, der in das Fenster stürzte.«
    »Es könnte ein Zufall gewesen sein«, murmelte ich nachdenklich.
    »Zufall!« höhnte Phil. »Ganz zufällig fällt ein Mann auf der Straße ins Fenster. Rein zufällig hat in derselben Straße die Polizei alle Hände voll zu tun, um die kochende Volksseele unter Kontrolle zu halten. Und wie es der liebe Zufall will, sind zur gleichen Zeit auf dem Hof ein paar Männer da, die gerade nichts weiter zu tun haben und in dem Augenblick, als vorn wegen des berstenden Fensters die Alarmsirene zu heulen anfängt, hinten gleich die Situation erfassen und auch ein hinteres Fenster einschlagen, weil die Sirene schließlich nicht mehr als Heulen kann, ob nun wegen eines oder zweier Fenster. Wenn das ein Zufall war, bin ich der Justizminister.«
    »Dafür hast du zuwenig Verwandtschaft«, bemerkte ich. »Ich gebe aber zu, daß ich an den Zufall auch nicht recht glauben kann. Es sieht sehr nach einem abgekarteten Spiel aus.«
    »Der Teufel wird die Halunken holen, die mir diese Blamage eingebrockt haben!« versprach der Captain und ließ seine Faust auf den Schreibtisch dröhnen. »Die werden von meinen Leuten aufgetrieben — und wenn ich sie selber mit Streichhölzern in sämtlichen Mauselöchern Harlems suchen müßte.«
    Sergeant Kenston kam herein. Auch er hatte seine nasse Uniform mit
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