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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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Joe! Komm mal herüber zum Stall! Ich glaube, hier ist was, was dich interessieren wird!«
    »Gut«, kicherte Batters. »Gar nicht so schlecht.«
    »Ach, halt den Mund«, murmelte der Farmer resignierend. »He, Joe, wo zum Teufel steckst du denn?«
    Eine helle junge Männerstimme kam aus der Richtung des Haupthauses.
    »Ich komme ja schon! Was ist denn los, Bill?«
    »Komm herüber in den Stall! Ich habe etwas gefunden!«
    Der Farmer drehte sich um und ging den langen Gang zwischen den Boxen hinein. Etwa in der Mitte blieb er stehen und lehnte sich auf die obere Stange über der Futterkrippe, als ob in der Box dahinter etwas seine Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Über den Hof kamen die festen energischen Schritte eines jungen Mannes herüber. Dann verhielten sie plötzlich.
    »Was ist los, Bill?« fragte der junge Mann.
    »Komm herein und sieh dir das an!« erwiderte der Farmer. Seine Stimme klang ein wenig gepreßt, aber nicht so sehr, daß es dem Assistenten des Sheriffs aufgefallen wäre.
    Arglos ging er in den Gang hinein. Als er die Hälfte des Weges zwischen der Tür und.dem Farmer zurückgelegt hatte, rief Batters:
    »Bleib stehen! Heb die Hände! Oder ich dreh der Kleinen den Hals um!«
    Seine Stimme war scharf, schneidend und grell.
    Der Gehilfe des Sheriffs blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gestoßen. Langsam und zögernd krochen seine Hände hoch. Aber auf einmal wirbelte er auf dem Absatz herum und hielt auch schon den schweren Colt in der Hand.
    »Schieß doch!« höhnte Batters. »Los, schieß!«
    Er hatte das Kind hochgerissen und hielt es so, daß es seinen Oberkörper verdeckte. Hinter dem blonden Wuschelhaar war von Batters’ Kopf nur ganz wenig von der linken Gesichtshälfte zu erkennen.
    »Verdammter Halunke«, sagte der junge Mann tonlos und ließ den Arm mit dem Colt sinken.
    »Laß die Kanone fallen«, befahl der Zuchthäusler.
    »Ich denke nicht daran.«
    Batters sagte nichts. Er winkelte nur seinen linken Arm fester an. Der Farmer stieß einen unartikulierten Schrei aus.
    »Hör auf!« brüllte der Gehilfe des Sheriffs.
    Er ließ den Colt fallen und stieß ihn mit der Fußspitze durch den Gang auf Batters zu.
    »Das war es doch, was du wolltest, nicht wahr?« keuchte er, und in seinen jungen Augen glitzerten Tränen der ohnmächtigsten Wut. »Dafür bezahlst du eines Tages, Batters, das schwöre ich dir!«
    »Schon gut, schon gut«, erwiderte der Zuchthäusler und hob den Colt auf. »Jetzt schnall den Patronengürtel ab und wirf ihn herüber. Aber hübsch vorsichtig. Wenn mein Zeigefinger nervös wird, hast du ein Loch im Bauch.«
    Der Gehilfe des Sheriffs hatte die Lippen so fest aufeinandergepreßt, daß von ihrer frischen Röte nichts mehr, übrigblieb. Wortlos öffnete er die Schlaufe des tiefhängenden Patronengürtels und warf ihn Batters zu.
    »Den Sheriffstern«, verlangte der Zuchthäusler.
    Der glitzernde Sheriffstern wirbelte durch die Luft und klirrte vor dem Zuchthäusler auf den Boden. Batters sah sich rasch um. Weiter hinten hingen einige Lederriemen an der Wand.
    »Hol die Riemen von da drüben und wirf sie mir herüber«, verlangte er.
    Auch diesem Befehl wurde entsprochen.
    »Ich tue ihr‘nicht weh«, erklärte Batters, halb versöhnlich gestimmt von der für ihn so günstigen Entwicklung der Dinge. »Ich muß nur verhindern, daß sie mir wegläuft.«
    Das Weinen des Kindes wurde stärker, als Batters daranging, dem kleinen Mädchen die Füße und die Hände mit den Lederriemen oberflächlich zusammenzubinden. In kalter Wut, aber völlig reglos, blickten die beiden Männer auf den Gangster. In ihren Augen stand unversöhnlicher Haß.
    »Was hast du mit dem Mädchen vor?« fragte der Qehilfe des Sheriffs.
    Batters schnallte sich den Patronengürtel um.
    »Das Kind?« wiederholte er. »Das nehme ich mit. Das ist mein Geleitbrief, sozusagen. Solange die Kleine mit mir in einem Auto sitzt, wird der verrückteste Cop nicht wagen, auf den Wagen zu schießen.«
    ***
    Gegen elf Uhr standen wir wieder vor dem Capta,in. Diesmal schön manierlich in trockenen Kleidern und mit neuen Krawatten. Hensley saß in dem Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch, auf dem zahllose Zigarettenstummel schwarze Brandnarben hinterlassen hatten. Das Büro war so armselig und unfreundlich eingerichtet, wie es bei uns von hundert Polizeiräumen in der Regel achtundneunzig sind.
    Hensley deutete auf zwei grobe Holzstühle:
    »Setzen Sie sich doch. Zigarette?«
    Er schob eine Schachtel
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