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0455 - Gangstertod durch süßes Gift

0455 - Gangstertod durch süßes Gift

Titel: 0455 - Gangstertod durch süßes Gift
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brutalen Burschen einen heulenden Waschlappen. Man schnappt einen Bankräuber und entdeckt, dass er ein vermögender Mann ist, der das Stehlen nicht nötig hatte. Und hier war der General. Ein Mann, dessen Name bereits in den Geschichtsbüchern stand, ein Mann aus alter guter Familie… und es gab eine Ehe, die nicht harmonisch war, und eine Tochter, die einen Gangster heiraten wollte.
    Denn James Roderick war ein Gangster, daran gab es keinen Zweifel. Einer von denen, die sich bis zum Syndikatsboss hochgearbeitet haben. Er gehörte nicht zu den Großen seiner Zunft, aber er war einer jener Burschen, die sich niemals selber die Finger beschmutzen, die aber für unzählige Gewaltakte und Verbrechen verantwortlich zeichnen.
    James Roderick und Phyllis Thorsten. Eine phantastische Verbindung. Ich fragte mich, ob der General wusste, welchen Schwiegersohn er sich da einhandelte.
    »Ja«, sagte er langsam, »ich war gegen diese Verbindung. Ich mochte James nicht. Er war mir zuwider…«
    »Nur wegen der Pomade?«, warf Phil fragend ein.
    Thorsten schüttelte den Kopf. »Nein, es ist… Ich hielt ihn für einen Mitgiftjäger. Er war mir zu schön, zu elegant, zu aalglatt. Er hatte alle Eigenschaften, die ich bei Männern hasse. Ich habe freilich inzwischen erfahren, dass er es kaum nötig hat, fremdem Geld nachzujagen. Er besitzt davon selber mehr als genug. Ihm gehören eine Menge namhafter Firmen.«
    Ich nickte. Vielleicht ging es Roderick tatsächlich nicht um Thorstens Geld. Wenn er Phyllis heiratete, konnte er Wichtigeres gewinnen. Den Einzug in die High Society zum Beispiel, die gesellschaftliche Aufwertung, um die er noch immer kämpfte.
    »Was haben Sie sonst noch über ihn erfahren?«, wollte ich wissen.
    »Nichts«, erwiderte der General. »Ich hatte mich lediglich nach seinem finanziellen Status erkundigt.«
    Finanziell war James Roderick gesund. Keine Auskunftei konnte es wagen, die oft sehr trüben Quellen des Geldes zu erwähnen und Roderick als Gangster abzustempeln. Diese Dinge mussten erst einmal bewiesen werden, und das war noch nicht einmal der Polizei gelungen.
    Wir sahen uns die Stelle an, wo der Unbekannte über den Zaun geklettert war, dann verabschiedeten wir uns von dem General.
    Als wir durch den Vorgarten zur Straße gingen, wurde mein Blick durch einen blitzenden Gegenstand gefesselt. Die Lichtrefklektion war nur kurz; sie kam aus einem der Rhododendronbüsche, die unweit des hohen gusseisernen Gartenportals standen.
    »Moment mal«, sagte ich und lief hinüber. Ich bückte mich, um in die dunkel feuchte Schattigkeit des Busches zu blicken. Und da sah ich sie. Ihre Augen standen weit offen. Sie waren starr. Glasig, tot.
    Ich wandte mich um. Phil war auf dem weißen Kiesweg stehen geblieben. Als er mein Gesicht sah, überquerte er mit raschen Schritten den Rasen.
    »Was gibt es?«, fragte er.
    »Eine Tote«, sagte ich.
    Phil bog die Zweige zur Seite. Das Sonnenlicht fiel auf die jungen makellosen Züge eines rothaarigen Mädchens. Der Mund stand leicht offen. Das Gesicht drückte etwas von dem Entsetzen aus, das das Opfer kurz vor dem Tod empfunden haben musste. Bekleidet war das Mädchen mit einem Chanel-Kostüm aus einem olivf arbenen Wollstoff. An seinem rechten Fuß fehlte ein Schuh. Eine Verletzung war nicht zu sehen.
    Phil ließ den Zweig zurückschwingen. »Phyllis?«, fragte er.
    Ich blickte zum Haus. »Wir müssen den General fragen«, sagte ich.
    »Das wird ihn umwerfen.«
    »Wahrscheinlich. Ich wünschte, wir könnten es ihm ersparen. Ich spreche mit ihm. Ruf bitte die Mordkommission an.«
    Der General saß noch immer auf der Terrasse. Er war erstaunt, als er mich erneut sah. »Haben Sie etwas vergessen?«
    »Mein Freund Phil benutzt gerade Ihr Telefon«, informierte ich ihn. »Er verständigt die Mordkommission.«
    Es war mir nicht gerade angenehm, mit der Tür ins Haus fallen zu müssen, aber lange, taktvolle Umschreibungen hätten kaum Sinn gehabt.
    Das Gesicht des Generals wirkte wie aus Holz geschnitzt, blickte mich an. »Wer ist ermordet worden?«
    »Ein Mädchen. Wir haben es ganz zufällig entdeckt. Es liegt im Vorgarten, in einem der Rhododendronbüsche.«
    »Ein Mädchen?«, fragte er. Er stand auf. »Zeigen Sie es mir.«
    Wir gingen durch das Haus nach vorn in den Garten. Wir sprachen kein Wort. Als ich die Zweige zur Seite drückte, beobachtete ich den General scharf. Ich rechnete damit, dass er einen Schwächeanfall erleiden würde. Aber er zuckte mit keinem Muskel. Er
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