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0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gelingen, denn die Kraft floß scheinbar langsam. Aber das war eine Täuschung. Noch ehe Stygia ihre Ausweichbewegung auch nur zur Hälfte ausgeführt hatte, hüllte Julians Energie sie ein. Sie schrie gellend und krümmte sich zusammen, versuchte unsichtbare Flammen auszuschlagen. Dann zog Julian die Energie zurück.
    Stygia kauerte verkrümmt am Boden. Sie atmete heftig, und ihre Flügel bewegten sich zuckend.
    »Laß dir das eine Lehre sein«, sagte Julian ruhig. »Du hast mich nicht zu ermahnen oder mir Befehle zu erteilen. Ich bin der Fürst der Finsternis. Fühlst du dich bestraft? Zu recht! Fühlst du Schmerzen? Das wird dich daran erinnern, künftig vorsichtiger in der Wahl deiner Worte zu sein. Denn ich kann auch anders. Dies war nur ein freundlicher Hinweis auf den Unterschied zwischen dir und mir!«
    »Ja, Herr«, preßte Stygia hervor.
    Julian grinste. »Das klingt schon besser. Du haßt mich jetzt? Das ist gut, denn wer haßt, denkt nicht mehr klar und wird damit ungefährlich.«
    »Mein Fürst, vielleicht solltet Ihr nicht immer gleich so heftig reagieren«, sagte Astaroth.
    Julian widmete ihm wieder seine Aufmerksamkeit. »Ist das alles, was du mir zu sagen hast, Astaroth? Ich mag es nicht, wenn jemand so deutliche Kritik übt. Vielleicht sollte ich auch dich davon überzeugen, daß es nicht gut ist, wenn Untergebene ihrem Vorgesetzten zu laut und deutlich widersprechen. Ich darf euch beide in diesem Zusammenhang darüber informieren, daß der Knochenthron zerstört wurde und niemand von euch und auch kein anderer es verhinderte. Ich lasse einen neuen, schöneren Thron errichten. Diesmal aus den Gebeinen von Dämonen. Stehen nicht genug von einem Dämonenfriedhof zur Verfügung, mag es sein, daß ich sie mir von - noch - lebenden Dämonen hole. Meine Wahl wird auf die fallen, die gegen mich sind.«
    »Ich habe verstanden, mein Fürst«, sagte Astaroth.
    Julian lächelte zufrieden. Er hatte den mächtigen Erzdämon vom Angriff in die Verteidigung gezwungen. Was waren sie alle doch für aufgeblasene Kreaturen! Wenn man ihnen nur energisch genug entgegentrat, zitterten sie. Es machte fast gar keinen Spaß, sie zu beherrschen.
    »Du wolltest mir etwas über einen Verrat erzählen«, sagte Julian. »Worum geht es? Wer ist der Verräter?«
    Astaroth senkte den Kopf. Ihm war klar, daß er sich nicht offen gegen den Fürsten der Finsternis stellen konnte - noch nicht. Mit dem, was er bislang hatte, ging das nicht.
    »Mein Fürst, es hängt zum Teil mit dem Knochenthron zusammen«, sagte er. »Und - verzeiht - ein wenig mit Euren Aktivitäten.«
    »Was gefällt dir daran nicht, Astaroth?« fragte Julian katzenfreundlich. Er legte sinnend den Kopf schräg. »Erinnere ich mich richtig, daß ich dich vorhin bat, dich freundlicherweise kurz zu fassen, um meine Zeit nicht zu vergeuden, Dämon?«
    »Sicher, mein Fürst.« Aus den Augenwinkeln beobachtete Astaroth, daß Stygia langsam wieder auf die Beine kam. In ihr mußte der Zorn toben. Eine solche Niederlage konnte sie nicht einfach wegstecken. Sie fühlte sich gedemütigt.
    Gut , dachte Astaroth. Um so williger wird sie sein, wenn ich sie gegen den verfluchten Fürsten einsetze!
    »Ihr holt einen Menschen, der eine magische Waffe aus Merlins Zauberschmiede besitzt, hierher und versucht ihn zu eurem Freund zu machen«, begann er. »Einen Menschen, der häufig genug mit Zamorra zusammen agierte! - Ihr sorgt dafür, daß Menschen, die nach dem Absturz ihres Flugzeuges dem Tod geweiht und deren Seelen teilweise der Hölle verfallen waren, gerettet wurden. - Nicht genug damit, rettet Ihr persönlich einem unserer größten Feinde, Robert Tendyke, das Leben! Helft ihm, bringt ihn in seine Heimat. - Und schließlich droht Ihr, Dämonen töten zu lassen, um ihre Gebeine zum Bau Eures neuen Thrones zu mißbrauchen.«
    Julian grinste wieder. »Oh, wer sagt, daß ich sie töten lassen würde? Das würde ich natürlich selbst übernehmen.«
    »Aber es schwächt die Schwarze Familie.«
    »Schwache Glieder entfernt man aus einer Kette, ehe sie reißt. Wird die Kette dadurch kürzer, erhöht es die Spannung«, sagte Julian. »Das alles gefällt dir also nicht, mein lieber Astaroth?«
    »Nun, es ist zumindest - ungewöhnlich«, sagte Astaroth.
    »So ungewöhnlich, daß du etwas dagegen tun möchtest. Du hältst es für Verrat.«
    »Verzeih, mein Fürst, die Wahl meiner anfänglichen Worte, doch ich war erregt, mußte ich doch kurz vorher erst diesen Amulett-Kämpfer einfangen
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