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0450 - Die Gierigen von Brooklyn

0450 - Die Gierigen von Brooklyn

Titel: 0450 - Die Gierigen von Brooklyn
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aufeinander und sah mich abschätzend an.
    »Wo ist Carmen?« stieß ich nach.
    Wieder musterte er mich. Ich sah ihm an, er wußte nicht, wieviel wir schon erfahren hatten.
    »Carmen?« fragte er und dehnte seine Worte hinaus wie ein Gummiband. »Was soll das für eine Carmen sein?«
    Mit einem Ruck ließ er die Arme sinken, warf sie wieder hoch und schnellte sich rückwärts gegen das Fenster. Der Rahmen barst krachend. Und schon war Pat Delmonico verschwunden. Der Motelbesitzer war aufgesprungen und ließ den Schein seiner Lampe durch den kleinen Raum geistern.
    Ich überlegte nicht lange und nahm die Arme schützend vor den Kopf. Zwei Schritte Anlauf genügten, und ich fegte den Rest von Glas und Holz mit meinem Körper hinaus. Ich kam gut auf und sah mich rasch um. Drei Sekunden später klatschte mein Freund auf das feuchte Gras. Aus dem Fenster fiel der blinzelnde Strahl einer Lampe. In seinem Schein sah ich einen Körper liegen.
    »Hier!« sagte Phil und beugte sich darüber. »Eine Glasscherbe hat ihn am Hals erwischt.«
    Das weiße Dinnerjackett, das Pat Delmonico zu dieser unpassenden Gelegenheit trug, färbte sich am Kragen rot. Stöhnend bemühte sich der Gangster, in die Achselhöhle zu greifen. Phil faßte energisch zu und erledigte diese Mühe für Pat.
    »Die Zeit für solche Späße ist jetzt vorbei«, meinte mein Freund und steckte die 45er in die Tasche. »Ich fürchte, du kriegst sie höchstens beim Lokaltermin noch mal in die Hand, dann aber ungeladen!«
    Wir halfen Delmonico hoch und schafften ihn zurück ins Office, wo wir ihn auf einen Stuhl setzten. Der flackernde Schein der Kerze erhellte sein lehmfarbenes Gesicht. Delmonicos Augen irrlichterten und suchten die meinen, die er im Halbdunkel nicht erkennen konnte. Wie fast alle Brüder dieser Sorte erfaßte ihn Angst um sein eigenes schmutziges Leben.
    »Ich will nicht sterben!« brüllte er verzweifelt. »Bringt mich zu einem Arzt!« Sein Gebrüll steigerte sich zu einem schauerlichen Heulen und erstarb in einem Winseln.
    »Laß sehen!« Phil betrachtete die blutende Halswunde. »Nicht so sehr schlimm, Delmonico! Wir legen dir fürs erste einen Notverband an.«
    »Sie sind Zeuge!« winselte der Gangster den Motelbesitzer an. »Die beiden wollen mich sterben lassen!«
    Der Mann wandte sich angewidert ab.
    »Haben Sie einen Verbandskasten im Haus?« fragte ich ihn. Er wandte sich zu einem Wandschränkchen und legte den Inhalt auf den Tisch. Während ich Pat Delmonico einen Verband anlegte, fragte ich weiter.
    »Willst du jetzt auspacken, Pat?«
    »Bringt mich zu einem Arzt«, bettelte er. »Bringt mich zu einem Arzt!« Der Mann war halb wahnsinnig vor Angst. Dabei war die Wunde nicht besonders schlimm, aber das Blut hatte ihn kopfscheu gemacht. Einen Mann, der mindestens zwei Morde auf dem Gewissen hatte. Aber so sind diese Burschen fast immer, wenn es um ihre eigene Haut geht.
    »Wo ist Kim Purvis?« fragte ich wieder.
    »Ich will ja alles sagen, aber ich weiß es nicht!«
    »Delmonico«, sagte ich ernst. »Willst du dein Gewissen noch mehr belasten? Genügen die beiden Morde immer noch nicht? Du weißt doch, daß der Elektrische Stuhl auf dich wartet.«
    Diese logische Konsequenz aus seinen Verbrechen war ihm noch nicht in den Sinn gekommen. Aber jetzt, als ich es ihm sagte, wurde er noch einmal um einen Schein bleicher. Und jetzt begann er auch zu reden, ohne dazu aufgefordert zu sein. Seine Stimme erstarb in einem fast unhörbaren Murmeln.
    »Wir hielten sie in der Villa gefangen. Als ihr kamt, haben wir sie nach dem Kampf aus dem Haus geschafft. Carmen Murero sollte sie an einen sicheren Ort bringen…«
    »Wohin?« unterbrach ich ihn schnell. »Das wußte sie selbst noch nicht. Wir hatten nicht viel Zeit, uns darüber zu unterhalten. Hier im Motel wollten wir uns wieder treffen.«
    Sosehr wir Pat Delmonico auch zusetzten, das schien wirklich alles zu sein, was er über den Aufenthalt des Girls wußte, oder besser gesagt, nicht wußte. Ich brachte den Gangster zum Revier und ließ Phil zurück für den Fall, daß Carmen noch in dieser Nacht dort auftauchen sollte.
    Ich ließ Sarrate aus seiner Zelle holen und zeigte ihm seinen Schwager. Delmonico starrte ihn verächtlich an, und der Hausverwalter verstummte erschreckt. Wahrscheinlich begann es allmählich bei ihm zu dämmern, auf was er sich da eingelassen hatte. Im Zellentrakt herrschte von da ab Ruhe, auch als die Zellentür wieder hinter ihm zugeschnappt war.
    Die Suche nach Kim Purvis
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