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0450 - Der Fürst der Finsternis

0450 - Der Fürst der Finsternis

Titel: 0450 - Der Fürst der Finsternis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Sheriff, denken Sie immer an das Nächstliegende, wenn Sie in einer kritischen Situation sind? Ich glaube, Roul war ziemlich erschrocken, daß da draußen jemand im Dunkeln herumschlich… ich war es doch auch! Woher sollten wir ahnen, wer dieser Mann war?«
    »Daß er mich bedrohte, haben Sie am Nachmittag doch auch mitbekommen, Bancroft«, ergänzte Loewensteen.
    »Wir werden diesen Fall untersuchen«, versprach Bancroft. »Für Sie hoffe ich, daß Sie eine Waffenlizenz besitzen. Und beim nächsten Mal schalten Sie erst das Licht ein, ehe sie losballern. Wenn dieser Mann tatsächlich stirbt, werden Sie beweisen müssen, daß Sie in Notwehr gehandelt haben!«
    Loewensteen schüttelte den Kopf.
    »Sie werden beweisen müssen, daß es nicht so war - genauer gesagt, der Staatsanwalt!«
    Bancroft zuckte mit den Schultern. Vermutlich kam Loewensteen ungeschoren davon. Niemand würde ihm nachweisen können, daß er sich nicht von einer Waffe bedroht fühlen mußte. Die Mädchen hatten nichts Genaues gesehen, und es war dunkel gewesen. Und diesen Mann, der sich als Robert Tendyke ausgegeben hatte, konnte keiner mehr fragen. Der starb doch noch im Hubschrauber.
    Bancroft verabschiedete sich. »Pluspunkte sammeln Sie jedenfalls mit Ihrer Art, das Hausrecht zu wahren, bei mir nicht!« knurrte er Loewensteen zu.
    Der sah ihm nach, bis der Sheriff mit seinen Leuten verschwunden war.
    Er fühlte sich innerlich zerrissen.
    Sein Plan hatte funktioniert. Es war doch klar gewesen, daß Tendyke einen so teuren Mietwagen nicht einfach stehen ließ. In der Dunkelheit hatte er sich wie ein Einbrecher übers Grundstück schleichen müssen, was Loewensteen Grund gab, in Notwehr zu schießen. Niemand konnte ihm etwas am Zeug flicken.
    Und Calderones Auftrag war ausgeführt. Hunderttausend Dollar waren Loewensteen sicher!
    Noch in der Nacht rief er, von den Mädchen unbemerkt, Calderone unter dessen Privatanschluß an. »Das Problem ist erledigt, Sir!«
    »Na, prächtig!« Das war alles, was Calderone dazu zu sagen hatte. Sein Gemüt war noch sonniger als das des Notarztes!
    ***
    Die rangniederen Dämonen hatten den leblosen Körper des ehemaligen Fürsten der Finsternis fortgeschleppt.
    Allerlei Kreaturen bevölkerten die Schwefelklüfte. Im Einflußbereich einer dämonischen Ghoul-Familie legten die Dämonen den Körper ab und zogen sich zurück. Sie hatten ihren Auftrag erfüllt und wurden nicht mehr benötigt. Den Toten würden die Ghouls schon finden. Irgendwann stolperte einer sicher über ihn, oder der Verwesungsgestank zog sie an.
    Doch vorerst gab es niemanden, der sich um den Leichnam kümmerte.
    In den kam plötzlich Bewegung.
    Zögernd bewegten sich Finger. Öffneten sich Augenlider. Es war, als gewinne er nur allmählich die Kontrolle über sich selbst zurück.
    Bedächtig richtete er sich auf.
    Er schüttelte sich, griff sich an den Hals, tastete dann das aufgerissene Gewand ab. Das Amulett war fort. Er hatte nichts anderes erwartet.
    Aber das störte ihn nicht weiter. Er wußte ja, wo es abgeblieben war. Irgendwann würde er es sich zurückholen.
    Er machte einige Bewegungen. Immer besser funktionierte der Körper, der schon tot gewesen war. Er lebte wieder. Jene, die annahmen, er sei tot, würden sich irgendwann wundern.
    Noch nicht jetzt.
    Später einmal, wenn niemand mehr mit ihm rechnete. Dann würde er ihnen die Rechnung präsentieren. Dann würde er sich rächen für die Verurteilung und Hinrichtung, für diesen Fememord, der nur aus Haß entstanden war, weniger durch logische Notwendigkeiten!
    »So springt man mit mir nicht um«, flüsterte er.
    Er schritt in die Dunkelheit hinein. Er ging seinen Weg. Erst als er absolut sicher war, daß niemand ihn hören konnte, begann er zu lachen.
    Es war ein triumphierendes Lachen, das Lachen eines Siegers, der dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte.
    Sie hatten ihm so prachtvoll in die Hände gespielt, indem sie Leonardo deMontagne hinrichteten! Er hatte sich nicht einmal mehr besonders anstrengen müssen. Im gleichen Moment, als Leonardo starb und seine Dämonenseele den Körper verließ, hatte Magnus Friedensreich Eysenbeiß das Amulett verlassen, das ihm bis dahin das Überleben seines Bewußtseins ermöglicht hatte, und war in die leere Hülle geschlüpft.
    Er hatte sich gut verstellt.
    Alle hatten den Körper für tot gehalten.
    Erst als er sicher war, hatte er seine Tarnung aufgegeben.
    Er besaß wieder einen Körper! Leonardos Körper!
    Er war wieder da. Er war wieder
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