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0450 - Der Fürst der Finsternis

0450 - Der Fürst der Finsternis

Titel: 0450 - Der Fürst der Finsternis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und Halbwüchsige in zerlumpter Kleidung. Julian war entsetzt. Diese Kinder waren so arm ! Viele von ihnen waren krank. Er brauchte kein Arzt zu sein, um das festzustellen, er sah es einfach, ohne zu wissen, wie. Er war fassungslos. Ihm selbst war es immer gutgegangen; er hatte immer das zur Verfügung gehabt, was er benötigte.
    Aber er war in einem goldenen Käfig aufgewachsen.
    Diese Kinder, die Krankheit ausstrahlten und die bettelarm waren, die teilweise von ihren Eltern ausgesandt wurden, um den Lebensunterhalt für die Familie zusammenzustehlen - sie waren frei.
    Julian blickte nicht tiefer. Er sah nur die äußere Freiheit, die Freiheit des Sich-überall-bewegen-können. Er sah nicht den Käfig der Armut, der gesellschaftlichen Zwänge. Das alles war ihm fremd und unvorstellbar.
    Er hatte zwar ein einfaches, rustikales Leben hinter sich. Aber er wußte , daß zumindest sein Vater reich war.
    Man muß etwas tun , dachte er. Man muß diesen Menschen doch helfen!
    Aber wie?
    Er wußte es nicht. Vielleicht sollte er mit jemandem sprechen. Und wieder fragte er sich, was er hier eigentlich wollte. Warum lenkte er seine Schritte durch diese schmutzige Seitenstraße, an Häusern vorbei, deren Putz von den Wänden fiel, deren Fenster teilweise mit Pappe zugestopft waren, weil das Geld fehlte, zerbrochenes Glas zu erneuern.
    Er blieb vor einem Hauseingang stehen.
    Irgend etwas hatte ihn hierher gezogen. Aber was? Er fühlte den Impuls in sich, dieses Haus zu betreten, und er tat es.
    Der Impuls lenkte ihn treppabwärts.
    Zu einer Kellerwohnung.
    Vor der Tür blieb er kurz stehen. Er starrte sie an, als könne er durch das Holz hindurchsehen. Dann legte er die Hand auf den Türgriff und drückte ihn nieder.
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie ließ sich öffnen.
    Mit unvorstellbarer Wucht griff etwas nach Julian, wirbelte ihn herum, und dann wurde es um ihn herum dunkel.
    ***
    Château Montagne, Frankreich
    Mittlerweile war es auf dieser Seite der Erdkugel Abend geworden. Mittlerweile war auch Professor Zamorra nicht mehr so sicher, daß alles seinen geregelten Gang lief. Immer wieder mußte er an das Telefonat denken. Was spielte sich auf der anderen Seite des Erdballes ab? Was war mit Rob Tendyke? Vor seinem Abflug hatte er versprochen, sich regelmäßig zu melden. Bisher hatte er noch nichts von sich hören lassen.
    Etwas war in Florida nicht so, wie es sein sollte. Immerhin war etwa ein Jahr vergangen. In dieser Zeit konnte sich eine Menge verändern. Zamorra dachte an Tendykes Firma. Nachdem Rob offiziell für tot erklärt worden war, hatte Rhet Riker die Kontrolle über das Wirtschaftsimperium übernommen. Zamorra hatte Riker in El Paso kennengelernt. Riker hatte ihm offen gedroht. Ein neuer, harter Wind wehte. Und mittlerweile gab es Beweise dafür, daß Riker mit der DYNASTIE DER EWIGEN zusammenarbeitete. Die Ewigen wollten ein neues Sternenschiff. Firmen, die zur T.I.-Holding gehörten, waren in der Raumfahrttechnik engagiert und NASA-Zulieferer. Was lag näher, als sie einzuspannen, auch Teile für das Sternenschiff zu produzieren?
    Wenn Rob Tendyke jetzt wieder auftauchte, kam all das ins Wanken. Riker würde, so wie Zamorra ihn einschätzte, nicht kampflos das Feld räumen. Ihm mußte klar sein, daß Tendyke die Zusammenarbeit mit der Dynastie sofort beenden würde. Das war nicht in Rikers Sinn.
    Zamorra hatte den Verdacht, mit Monicas Anruf in Tendyke's Home seinem Freund nicht nur Steine, sondern ganze Felsengebirge in den Weg gelegt zu haben. Was, wenn Rob jetzt in eine Falle lief, weil irgend jemand gewarnt worden war?
    »Ich mache mich noch selbst verrückt«, stieß er hervor. »Zum Teufel, ich sehe Gespenster! Rob wird seine Gründe haben, weshalb er noch nichts von sich hören läßt!«
    »Wir können nicht einfach hier herumsitzen und Däumchen drehen«, meinte Uschi Peters. »Wir müssen etwas tun. Zamorra, wäre es nicht besser, wenn jemand von uns nach Florida fliegen würde? Vielleicht braucht Rob dringend Hilfe!«
    Zamorra hob die Schultern.
    »Wir sollten nichts überstürzen«, sagte er. »Laßt uns noch abwarten.«
    »Wie lange, Zamorra? Wie lange sollen wir noch warten?« drängte Uschi.
    Zamorra konnte ihr keine Antwort geben. Er konnte nur nach Gefühl handeln. Aber schrie sein Gefühl ihm nicht zu, daß er einen großen Fehler so schnell wie möglich ausbügeln mußte? Daß er keine Zeit zu verlieren hatte?
    Er schüttelte den Kopf.
    Blinder Eifer konnte nur schaden. Solange er keine
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