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0450 - Aufbruch der MARCO POLO

Titel: 0450 - Aufbruch der MARCO POLO
Autoren: Unbekannt
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Überhitzung nichts geschadet. Auf terranischen Raumschiffen hatte jedoch jedes Ding seine Ordnung. Die Rüstkammer mußte nun einmal wohltemperiert sein!
    Kosum und Kuruzin standen genau gegenüber jener Beobachtungsplattform. Sie lag auf dem vierten Zwischendeck der einunddreißigsten Hauptetage, von der aus unter anderem auch die Hangars der großen Beiboote erreichbar waren.
    Kosum beobachtete den kugelrund wirkenden Offizier, der wütend in die Schaltzentrale hinabschrie, wo zwei Techniker versuchten, einen anscheinend defekten Anschluß neu zu installieren.
    „Das kann nur einer von der Schwarzen Garde sein", lachte Kuruzin. „Kannst du die Rangabzeichen erkennen?"
    „Goldene Kometen, sonst nichts. Der Mensch sieht aus, als hätte man ihn soeben aus einem Ölbehälter gezogen."
    „Das ist ein Steckkontakt mit Zwangsverriegelung, ihr Idioten", brüllte der Dicke nach unten. „Nach rechts drehen, nach rechts!
    Bis es hörbar klackt. Zum Teufel, Wasinker, was fummeln Sie da mit dem Hartlotbrenner herum? Wollen Sie etwa einen lächerlichen Zwanzig-Ampere-Leiter massiv verbinden? Sie sind wohl wahn ...?"
    Das Geheule der Transportmaschine war nicht mehr zu überhören. Der Dicke wirbelte um seine Längsachse, sah den heranfauchenden Roboter und sprang so ungeschickt zurück, daß er mit dem Rücken zuerst über die Umzäumung kippte.
    In dieser Lage, den Kopf nach unten, die prallen Beine nach oben gestreckt, klammerte er sich an der Reling fest. Ein Absturz war wahrscheinlich.
    Kosum und Kuruzin rannten bereits. Sie zwängten sich an dem Verladeroboter vorbei, sprangen weiter und konnten die Beine des beleibten Mannes gerade noch fassen, ehe seine Hände kraftlos nachgaben.
    Kuruzin, der afroterranische Riese, wuchtete die zweihundertzwanzig Pfund Lebendgewicht mühelos nach oben und stellte den Techniker auf die Füße.
    Bei der Gelegenheit bemerkte er, daß der Unbekannte einen völlig entharrten Schädel besaß. Als Gegenstück dazu trug er einen schwarzen, zu zwei dicken Zöpfen geflochtenen Bart, der bis zur Brustmitte reichte.
    Der Bedauernswerte rang nach Luft. Seine Hände zitterten.
    Die Wangen glänzten in einem violetten Farbton.
    „Das ist die Schwerkraft", meinte Kuruzin grinsend. „Trotz des Pumpvorgangs des menschlichen Herzens strömt das Blut nach unten."
    Der Dicke litt noch immer an Atemnot. Zehn Meter tiefer wurden Geräusche vernehmbar, die sich verdächtig nach einem nur mühevoll unterdrückten Gelächter anhörten.
    „Um ein Haar, um ein Haar, sprach der Glatzkopf und griff sich an den Bart", bemerkte Mentro Kosum. „Fehlt Ihnen etwas, Herr Oberstleutnant?"
    Kosum war als Emotionaut ein weitgereister und erfahrener Mann. Solche Verwünschungen hatte er jedoch noch niemals gehört. Kuruzin lauschte mit steigender Hochachtung.
    ..Also an Atemnot leidet er bestimmt nicht!" stellte er sachkundig fest. „Wie war das soeben mit dem Dackelschwein?
    Haben Sie damit mich gemeint?"
    „Er hat immerhin ,Sie' gesagt!" überlegte Kosum. „Das ist anerkennenswert."
    Oberstleutnant, Dr. Ing. Nemus Cavaldi, Leitender Ingenieur der MARCO POLO; Herrscher über Milliarden Kilowatt und Millionen Kilopond, verfärbte sich noch intensiver. Jetzt hatte sein Gesicht die Farbe einer reifen Pflaume angenommen.
    Kuruzin und Kosum ergriffen die Flucht, ehe der erboste Chefingenieur handgreiflich werden konnte. Seine Stimme war noch im nächsten Hauptdeck zu hören.
    „Wenn unsere Alarmanlagen ausfallen sollten, weiß ich, an wen ich mich zu wenden habe", bemerkte Mentro Kosum nüchtern. „Mit dem haben wir es verdorben."
    „Wir - seine Lebensretter! Der wäre doch glatt abgestürzt."
    „Na und? Wem wäre mit einem Fettfleck auf einer Klimaanlage gedient gewesen? Der Mann ist ein Genie, oder er wäre niemals LI auf einem solchen Schiff geworden. Der gehört zu jenen seltenen Ingenieurstypen, die einen Fehler gewissermaßen riechen können, oder ihn schon erahnen, noch ehe in einem Schwarzschiid-Reaktor die KATALY-D-ULTRA-Einspritzung ausfallen kann. Da beginnt bei diesen Typen die Nase zu jucken. Ich hatte einmal einen LI an Bord, der in der Lage war, eine durchgeschmorte Leitung nur an der Art des Isolationsgestankes zu finden. Seltsame Menschen sind das."
    Kuruzin lachte wieder einmal Tränen. Dabei gab es weiß Gott nichts zu lachen. Der I-Roboter fühlte sich positronisch verpflichtet, die beiden Männer mit Wissensgut aller Art zu belehren. Es wurde allmählich zuviel.
    Sie kamen völlig erschöpft
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