Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
045 - Mörder der Lüfte

045 - Mörder der Lüfte

Titel: 045 - Mörder der Lüfte
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Wölbung ihres Leibes, dass es ihr kalt über den Rücken lief. »Aber das ist nichts, was sich nicht leicht beseitigen ließe. Doch nun kommen Sie in mein Haus. Ich habe Ihnen viel zu erzählen.«
    Er hatte wieder eine verlockend anzusehende und duftende Mahlzeit zubereitet. Aber als sich Cocos Gedanken damit zu befassen begannen, woraus die Speisen bestehen könnten, brachte sie keinen Bissen hinunter.
    Castillo tat ein Übriges mit seinen im Plauderton wiedergegebenen Erzählungen, ihr den Appetit zu verderben.
    Er schilderte ihr in allen Einzelheiten, wie er im Körper des weißen Adlers die Grubenstadt Real de Contrabandista heimgesucht und fürchterliche Rache genommen hatte.
    Sie sah vor sich, wie der weiße Adler sich in einer Gasse einen wehrlosen alten Mann griff. Wie er des Nachts auf dem Turm der entweihten Kirche lauerte und auf seine Chance wartete, die auch nicht lange auf sich warten ließ. Gegen Mitternacht bekam er einen Mann und eine Frau in die Fänge.
    Castillo erzählte auch von dem Flugzeug, das verlassen dagestanden hatte. Es wäre nicht schwer für den weißen Adler gewesen, es am Boden zu zerstören, flugunfähig zu machen. Doch er wollte damit warten, bis es sich in die Luft erhob.
    Das Flugzeug! Castillo hatte es schon einmal erwähnt.
    Coco wurde hellhörig. Was hatte ein Flugzeug in dieser im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassenen Gegend zu suchen?
    Gab es eine berechtigte Hoffnung, dass Dorian …? Aber nein, das war zu unwahrscheinlich. Wie hätte er den Weg in die Sierra Madre finden sollen? Wie hätte er erfahren können, dass sie hier gefangen war?
    Und doch klammerte sie sich an die Hoffnung, dass dieses Flugzeug ihr eine Chance zur Flucht bieten könnte.
    Sie bildete sich sogar schon ein, die Motorengeräusche des Flugzeuges zu hören.
    Castillo versteifte sich auf seinem Sessel. Er gab einen kaum hörbaren Laut von sich. Der Falke erhob sich von seiner Schulter und flog ins Freie. Castillo, dessen Auge er war, hatte ihn zu einem Erkundungsflug ausgeschickt.
    Coco war nun sicher, dass sie sich den Motorenlärm nicht nur einbildete.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, erkundigte sie sich.
    Jetzt war es nicht mehr zu hören, denn das Gekreische der vielen tausend Vögel im Canyon hob an und schluckte alle anderen Geräusche. Die Vögel waren unruhig. Irgendetwas musste vorgefallen sein, dass sie auf einmal so aus dem Häuschen waren.
    »Sie kommen, diese Narren«, flüsterte Castillo. »Sie wollen Vergeltung, ha, ha, ha!«
    Coco erhob sich, ging zur Tür.
    Die Sonne tauchte gerade dem Horizont entgegen – ein glutroter flammender Ball. Aus dem Canyon stiegen Scharen von Vögeln hoch. Und hoch über der Schlucht zog ein rötlicher Punkt langsam seine geradlinige Bahn.
    Hinter ihr heulte Castillo wieder auf. Es war selten genug, dass er einen Wutanfall bekam oder irgendwelche Regungen zeigte. Sie hatte ihn überhaupt nur zweimal aus der Rolle fallen sehen. Das erste Mal, als der weiße Adler den Kadaver der Harpyie brachte, das zweite Mal, als er sich über ihren Poncho erboste.
    Und jetzt. Er heulte förmlich vor Wut, schleuderte Gegenstände um sich, dass es polterte. Aber Coco drehte sich nicht nach ihm um.
    Sie blickte zu dem winzigen roten Punkt hinaus, der ein Flugzeug war. Es zog eine Spur grünlichen Nebels hinter sich nach. Der Nebel breitete sich im Luftraum des Canyons aus, sank in Schwaden herunter.
    Und wo die Vögel mit ihm in Berührung kamen, spielten sie plötzlich verrückt, flatterten seltsam mit ihren Flügeln, erstarrten dann mitten in der Luft zur Bewegungslosigkeit und fielen leblos in die Tiefe.
    Der grünliche Nebel tötete sie blitzartig zu Hunderten, ja zu Tausenden!
    Castillo tobte.
    Coco wandte sich endlich ihm zu.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie mit gespieltem Schrecken.
    Aber Castillo war nicht in der Lage, ihr Antwort zu geben. Der Schmerz über den Verlust seiner Raubvögel machte ihn wahnsinnig. Es schien, als erlebe er selbst den Tod eines jeden Einzelnen. Die geäderte Haut, die seine Augenhöhlen überspannte, verfärbte sich dunkelrot. In seinem Gesicht zuckte es, als hätte sich jeder Nerv selbständig gemacht.
    So hatte ihn Coco noch nie gesehen.
    »Ich muss hinauf«, sagte Castillo mit krächzender Stimme. »Ich muss hinauf und meinen Tieren beistehen. Rühren Sie sich nicht von der Stelle, Coco. Ich bin bald wieder zurück. Und dann bringe ich Ihnen den Kopf des Piloten.«
    Er verschwand hinter dem Vorhang, der den hinteren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher