Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
045 - Das verschwundene Volk

045 - Das verschwundene Volk

Titel: 045 - Das verschwundene Volk
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Cockpit. In den letzten Stunden hatte sich die Landschaft, die zehn Meter unter ihnen vorbei glitt, verändert. Die braungelben Farben der Wüste waren dunklem Vulkangestein gewichen, durch das sich Lavaströme wie Adern zogen. Nur noch vereinzelt sah man die Canyons und Wüstenebenen, die so typisch für diesen Teil New Mexicos gewesen waren.
    »Ein bisschen trostlos«, sagte Matt, »aber auch nicht sonderlich gefährlich, solange wir nicht in einer von diesen Lavapfützen landen. Was macht dir solche Sorgen?«
    Aruula sah weiter geradeaus, als sie antwortete: »Du musst lernen, die Götter besser zu verstehen und nicht über sie zu lachen, Maddrax. Die Landschaft unter uns ist von Orguudoos Zorn gezeichnet. Wann immer du Lava siehst, weißt du, dass ein Einstieg zu seinem Reich nicht weit und seine Macht an diesem Ort groß ist.«
    Orguudoo , dachte Matt. Er war eine Mischung aus Satan und Totengott und lebte nach dem Glauben der Wandernden Völker tief unter der Erde. In den Top 10 der beliebtesten Götter suchte man ihn vergeblich.
    »Orguudoo ist ein Gott der Erde«, sagte er betont ernsthaft, um zu beweisen, dass er zumindest etwas über die Gotter gelernt hatte.
    »In der Luft sind wir sicher.«
    »Eben nicht. Jeder Andronenreiter weiß, dass Orguudoo vor Zorn erbebt, wenn Menschen es wagen, den Boden zu verlassen. Deshalb tragen sie ja Schutzamulette.«
    »Und da wir keine haben, musst du beten, um uns vor seinem Zorn zu schützen.«
    Aruula nickte, sichtlich erleichtert, dass er das Problem endlich begriffen hatte.
    »Ich hoffe«, fügte sie hinzu, »dass wir dieses Gebiet bald hinter uns lassen. Es ist sehr anstrengend, zu fliegen und zu beten.«
    Matt verkniff sich ein Grinsen. Er dachte daran, dass Aruula in ihrem Leben noch keinen Lichtschalter gesehen hatte, sich aber in dieser Situation weniger Sorgen über den Absturz einer ihr völlig fremden Maschine machte als über den Zorn eines imaginären Gottes. Nur sagen konnte er ihr das natürlich nicht.
    »Wir…«
    ... kriegen das schon hin, wollte er antworten, aber etwas, das sich am Horizont aus der flirrenden Hitze der Vulkanlandschaft schob, ließ ihn abbrechen. Einen Augenblick lang glaubte er an eine Luftspiegelung, doch dann wurde das Bild klarer, bis es so real war wie die Landschaft unter dem Gleiter.
    Es war eine Felswand, die machtvoll und unerwartet vor ihnen aufragte und sich, wie die in Stein gemeißelte Treppenstufe eines Riesen, schier endlos am Horizont entlang zog. Sie musste mehr als dreißig Meter hoch sein und Hunderte von Meilen lang.
    Dreißig Meter, dachte Matt. Mit einem richtigen Flugzeug wäre das nur ein Hüpfer, aber diese Kiste schafft noch nicht einmal die Hälfte. Shit…
    Ein Teil von ihm fragte sich, wie diese Felswand entstanden war, denn zu seiner Zeit hatte es sie noch nicht gegeben, so viel war sicher. Sie musste das Ergebnis einer furchtbaren Naturkatastrophe sein, bei der ein Teil der Landschaft sich aufgeworfen hatte.
    »Es wird schwierig werden, die Wand zu umfliegen«, riss ihn Aruulas Stimme aus seinen Gedanken. »Unsere Vorräte sind aufgebraucht und hier gibt es kaum Wild.«
    Die Rollenspieler hatten ihnen zwar Dörrfleisch und Mehl mitgegeben, aber nach einer Woche war fast nichts mehr davon übrig und die Jagdaussichten in der lebensfeindlichen Vulkanlandschaft standen mehr als schlecht.
    »Du hast Recht«, sagte Matt. »Wir wissen nicht, wie lang die Wand ist. Wir könnten verhungern, bevor wir das Ende erreichen.«
    »Dann lass uns zurückfliegen und einen großen Bogen nach Süden schlagen. Dort können wir unsere Vorräte aufbessern.«
    Und Orguudoo aus dem Weg gehen, fügte Matt lautlos hinzu. Ihm war klar, dass Aruula nicht länger in der Nähe der Vulkane bleiben wollte, aber wenn er ihrem Vorschlag folgte, verloren sie mehrere Wochen auf dem Weg nach Kalifornien.
    »Wie wärs, wenn wir uns die Wand erst mal ansehen«, sagte er. »Vielleicht finden.wir ja einen Weg, um den Gleiter hinauf zu bringen. Und wenn nicht, fliegen wir zurück. Okay?« Aruula schwieg eine Minute, dann sah sie ihm zum ersten Mal seit Beginn ihrer Unterhaltung länger in die Augen.
    »Wenn wir landen, Maddrax, wird Orguudoo uns vielleicht nicht mehr gehen lassen. Wir müssen sehr vorsichtig sein.«
    Matt lag eine leichtfertig optimistische Bemerkung auf den Lippen, aber bevor er sie aussprechen konnte, fiel sein Blick auf die größer werdende Felswand.
    »Ein Pueblo«, sagte er überrascht. »Aruula, dort leben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher