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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
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unterwegs, den Dreck der Millionenstadt dort abzuholen, wo er anfällt, und ihn zu den Müllhalden und Verbrennungsanlagen zu karren. Die Zentralanlage für West-Manhattan liegt im Lincoln-Bezirk.
    Ich zwang mich, kalt zu überlegen. Um diese Stunde waren die Müllwagen noch unterwegs. Wahrscheinlich würde sich auf dem quadratmeilengroßen Gelände kein Mensch außerhalb des Verbrennungskr af twerkes auf halten. Die Gangster konnten mich in aller Ruhe auslöschen.
    Sie würden die Rampe hinauffahren, die auch der Müllwagen benutzte. Auf der Plattform würden sie anhalten. Entweder ließen sie mich aussteigen, oder sie besorgten es mir im Wagen und kippten mich unmittelbar aus dem Schlitten die Halde hinunter.
    Ich schielte nach der Wagentür auf meiner Seite. Sie war nicht verriegelt. Das vergrößerte meine Chance, wenn auch nur um einen Hauch. Im übrigen konnte ich damit rechnen, daß beide Gorillas nichts ohne ausdrücklichen Befehl des maskierten Bosses unternehmen würden.
    Eine doppelt mannshohe Mauer umfaßte das Gelände mit den Auffahrtsrampen, der Müllhalde und dem viereckigen Betonklotz der Verbrennungsanlage. Die Auffahrt und die Verbrennungsanlage liegen sich auf zwei künstlichen Hügeln gegenüber. In das Tal zwischen beiden Hügeln kippen die Wagen ihre Abfallfracht, die dann von den Baggerbändern zum Verbrennen hochtransportiert wird.
    Der Gorilla mit der breitgeschlagenen Nase steuerte den Cadillac durch eine der scheunentorgroßen Öffnungen in der Mauer der Rampe hinauf. Er schaltete die Getriebeautomatik auf den Lastgang um. Die Auffahrt war glitschig und ziemlich steil.
    Ich wandte mich an den Maskierten. »Soll ich hier rausgeworfen werden?«
    Er ließ die Hand, die er bisher hartnäckig vor die Maske in Mundhöhe gehalten hatte, sinken. Er antwortete nicht mehr. Das starre Lächeln der Maske ähnelte mehr dem Grinsen eines Totenschädels.
    Der Cadillac erreichte die Plattform der Auffahrt. Der Wagen glitt nur zwei Fuß vom Rand entfernt dahin, und er fuhr jetzt langsam. »Good Bye, G-man«, sagte der Mann unter der Maske. Bei diesen drei Worten verstellte er seine Stimme nicht. Er hielt es offenbar nicht mehr für nötig.
    Ich ließ mich tief in die Polster fallen, riß die Beine hoch und trat mit voller Wucht gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes. Die Rückenlehne war nicht gesichert, so daß Roy gegen die Windschutzscheibe geschleudert wurde. Zwar zog er durch, aber die Schußrichtung stimmte schon nicht mehr. Die Kugel bohrte ein Loch in das Dach des Cadillac. Bevor Roy zum zweitenmal schießen konnte, fand er sich zwischen Sitz und Armaturenbrett und eingeklemmt von der Rückenlehne.
    Ich riß die Türklinke hoch, stieß die Tür auf und warf mich seitlich aus dem Wagen. Ich schlug auf dem Betonrand der Rampe auf. Hätte der Cadillac eine höhere Geschwindigkeit gehabt, so wären einige Rippen zum Teufel gewesen.
    Da er langsam fuhr, dröhnte zwar mein Brustkasten, aber ich blieb aktionsfähig. Ich rollte mich um die eigene Achse über die Rampe hinweg. Zwei, drei Fuß fiel ich frei, dann rutschte, rollte, glitt ich durch aufstäubenden, undefinierbaren Dreck abwärts, begleitet von losgerissenen leeren Konservenbüchsen, die geräuschvoll von der Halde hinunterflogen. Ich landete zwischen den Baggerbändern am Fuß der Halde, rund hundert Fuß unterhalb der Halde. Das eiserne Dröhnen der Bänder war ohrenbetäubend. Tief gruben sich die stählernen Zähne, von denen jeder so lang war wie ein Männerarm, in den Schutt.
    Ich rieb mir mit den Handrücken die Augen frei. Die drei Gangster standen am Rande der Halde. Roy und der Fahrer feuerten. Das Peitschen der Schüsse übertönte auch die Baggerbänder. Ihre Kugeln lagen schlecht. Ich richtete mich auf. Mit fünf oder sechs Schritten konnte ich vollständig in die Deckung der Stahlgerüste gelangen, so daß sie mich nicht treffen konnten.
    Ich sank knietief ein, aber ich kämpfte mich vorwärts. Sie feuerten noch einmal. Eine Kugel traf einen der vielen Stahlzähne. Sirrend wie eine wütende Wespe schwirrte sie als Querschläger durch die Luft. Ich duckte mich unter dem Gerüst.
    Die Gangster feuerten nicht mehr. Auf die Entfernung bot ich kein lohnenswertes Ziel mehr. Der maskierte Chef fuchtelte mit den Armen. Er schien irgend etwas zu befehlen, zu dem seine Gorillas keine Lust zeigten. Dann gehorchten sie doch. Roy sprang als erster von der Rampe auf die Halde. Er rutschte einige Yards, blieb aber auf den Füßen, sah sich
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