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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
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»Hallo, Phil!« sagte ich.
    Dieses Mal wirkte der Bluff, wenn er auch nur in einer Reflexbewegung den Kopf für einen Sekundenbruchteil über die Schulter drehte. Ich sprang mit einem Riesensatz hinter eines der Gestelle. Er feuerte, aber im Sprung verfehlte die Kugel mich. Als er zum zweitenmal durchzog, landete ich schon hinter dem Gestell. Die aufgehängten Kleider boten zwar keinen Schutz gegen die Durchschlagskraft einer Kugel, aber einen nahezu perfekten Sichtschutz. Sparring schoß um eine ganze Frühjahrskollektion vorbei.
    Ich gab dem Gestell einen Stoß. Es rollte, und ich hoffte, daß es Sparring einigermaßen aufs Korn nahm. Ich tauchte hinter einer Ladung Abendkleider unter. Der Gangster feuerte, weil sich irgend etwas bewegte, und ich registrierte, daß er seine vierte Kugel verschoß.
    Ich bewegte mich vorsichtig. Wenn ich die Tür oder den Lichtschalter erreichen konnte, dann fielen Ralph Sparrings Aktien eine Meile unter pari. Andererseits fürchtete ich, daß Jessica zurückkommen könnte, und dann hatte ich alle Aussichten, zwischen einem Stapel kostbarer Abendkleider zu sterben.
    Wir schlichen umeinander. Immer waren Gestelle voller Kleider zwischen uns, aber eine halbe Minute nach seinem vierten Schuß erwischte Sparring mich in einer Lücke und verfeuerte zwei Kugeln. Seine fünfte Kugel pfiff so hautnah über meinen Kopf, daß ich mich fragte, ob sie mir einen neuen und lebenslänglichen Scheitel gezogen hatte. Ich rettete mich mit einem Satz nach rechts, und die sechste Kugel lag wieder mächtig daneben.
    Dann änderte sich die Situation mit einem Schlag. Von draußen ertönte das schrille Geräusch einer Polizeipfeife. Zwanzig Sekunden später füllte eine kräftige Männerstimme den Raum: »Polizei! Hände hoch!«
    Sparring -reagierte mit drei Kugeln, aber er feuerte sie nicht in meine Richtung. Kein Pistolenmagazin enthält mehr als neun Kugeln. Ich war an der Reihe.
    Ich stapfte quer durch die Kleider wie ein Nilpferd durch den Nil. Sparring stand in der Nähe der Schminktische und bemühte sich, ein neues Magazin in seine Kanone zu schieben. Er warf den Kopf hoch. Er erkannte, daß er seine Waffe nicht mehr schußfertig machen konnte. Er hob den Arm und wollte mit dem Lauf zuschlagen.
    Ich ging einfach in ihn hinein. Meine Faust traf sein Kinn. Er war einige Pfunde leichter als ich, und die Wucht des Schlages hob ihn aus dem Stand und warf ihn zurück. Er torkelte gegen die Schminktische, fegte ein paar Behälter herunter, darunter eine Puderdose, deren Inhalt in einer dichten Wolke aufstäubte.
    Sparring fing sich. Seine Augen zeigten den trüben Blick des angeschlagenen Mannes, aber er stieß sich von der Tischkante ab und kam noch einmal.
    Ich blockte den Hieb mit der Pistole mit dem Unterarm ab. Sein Handgelenk und mein Ellenbogen hatten einen Zusammenstoß. Er schrie auf. Er vermochte die Waffe nicht mehr zu halten. Sie flog im hohen Bogen durch den Raum. Ich landete aus der Halbdistanz einen krachenden Haken, der Sparring herumwirbelte. Er stürzte gegen einen der großen Ankleidespiegel, riß ihn mit um und landete zwischen Spiegelscherben auf dem Boden.
    Von der Tür her sagte eine Männerstimme: »Glück und Glas, wie leicht bricht das.« Ich wandte den Kopf. Der Verkehrscop, mit dem ich gesprochen hatte, bevor ich den Modesalon betrat, stand dort und hielt seine Dienstwaffe in der Hand. Sein Gesicht war hochrot vor Aufregung. Er schob die Mütze ins Genick.
    »Hallo, Sergeant! Wo kommen Sie her?«
    »Ich behielt Miß Webmans Laden im Auge. Ich fragte mich, welches Interesse ein G-man an den Parkschwierigkeiten in der 35. Straße haben könnte. Dann sah ich plötzlich Miß Webman, aber sie kam nicht aus dem Laden, sondern aus der Zufahrt zum Hinterhof. Sie hatte es eilig, und sie versuchte, einen grauen Ford aus der Parkreihe zu bugsieren. Ich ging zu ihr und fragte, ob sich der G-man noch in ihrem Laden befinde. Sie erschrak sehr und versuchte einige Ausreden. Ich wurde mißtrauisch. Sie unternahm einen Fluchtversuch. In diesem Augenblick knallten die Schüsse. Ich rief einige Passanten zu Hilfe. Sie hielten Jessica Webman fest, und ich lief zum Hinterausgang. Die Stahltür stand offen. Dieser Bursche fuchtelte mit der Pistole herum. Ich rief ihn an, und… nun, den Rest wissen Sie.«
    Mit heulenden Sirenen zischte ein Streifenwagen der City Police auf den Hof. Mit Hilfe der Beamten wurde Ralph Sparring auf die Beine gestellt. Er blutete aus Schnittwunden im Gesicht und an den
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