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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß der mit seinem Vater Tendyke befreundet war, aber er wußte auch, daß Tendyke sich und die Familie selbst gegenüber diesem Freund abschottete und für tot gelten ließ. Demnach war auch Zamorras Auftauchen in Julians Traum eine Gefährdung der Sicherheit. Von Ombre und Shirona ganz zu schweigen.
    Doch das alles wollte er niemandem erzählen. Deshalb beschränkte er sich auf die nötigsten Andeutungen. Die verbale Quittung seiner Tante Monica bekam er sofort. »Derselbe Geheimniskrämer wie sein Vater… Julian, traust du denn keinem von uns?«
    »Der Genosse Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, sprach einst das inzwischen geflügelte Wort: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, stellte Julian sein angelesenes Wissen unter Beweis. »Auch wenn Lenins Prinzipien sich mittlerweile als nicht unbedingt richtig für die Menschen der Erde herausgestellt haben, möchte ich euch nicht kontrollieren müssen und verzichte deshalb darauf, euch Informationen zukommen zu lassen, die einer ständigen Kontrolle beim Besitzer bedürfen.«
    »Sag mal, kann man das auch weniger geschraubt ausdrücken?« fragte Uschi.
    »Wie sind wir eigentlich in diese Höhle gekommen?« wollte Monica wissen.
    Rob Tendyke lächelte.
    »Das laßt bitte noch ein Geheimnis bleiben. Wenigstens für ein paar Wochen, bis wir endgültig durch diese Schwierigkeiten hindurch sind. Was glaubt ihr, weshalb ihr euch die Augen verbinden solltet? Was ihr nicht wißt, könnt ihr nicht ungewollt verraten. Und vielleicht brauchen wir diese Fluchtmöglichkeit noch einige Male.«
    »Das klingt, als wären wir auch hier nicht völlig sicher«, sagte Monica, »Es kommt darauf an, was fortan geschieht. Aber ich will kein Risiko mehr für uns eingehen.«
    Uschi erhob sich. Sie sah Julian und seinen Vater abwechselnd an. »Wann ist eigentlich dieser Entwicklungsprozeß abgeschlossen?« fragte sie. »Wann werden wir es bemerken?«
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Wir werden es einfach wissen«, sagte er.
    Er wies in die Runde. »Diese Höhle ist ziemlich groß«, sagte er. »Es gibt eine Menge von Nebenräumen. Jeder von uns kann sich eine Privatspähre einrichten. Ich habe das Versteck schon vor längerer Zeit ausgebaut. Es gibt eine akzeptable sanitäre Einrichtung. Nur auf Duschen werden wir hier verzichten müssen. Allenfalls ein Bad im Schnee wird möglich sein. Aber das werden wir überstehen, denke ich.«
    »Im Schnee ?« entfuhr es Uschi. »Hast du uns an den Nordpol entführt?«
    »Jedenfalls in eine Region, in der momentan Winter ist«, sagte Tendyke trocken. »Wenn ihr die Höhle verlaßt, paßt auf, daß euch niemand sieht.«
    »Das heißt, wir sind näher an der Zivilisation als bisher?«
    »Das heißt, daß ihr Spuren im Schnee hinterlaßt«, sagte Tendyke. »Und die kann man vielleicht aus der Luft entdecken. Also haltet euch ein bißchen zurück.«
    Er lächelte. »Richtet euch schon mal ein wenig ein, ich gehe noch einmal zurück und hole ein paar Sachen, falls man unser Ex-Versteck nicht inzwischen aufgespürt hat. Außerdem werde ich versuchen, Spuren zu verwischen.« Er küßte die beiden Frauen und klopfte Julian auf die Schulter. Dann verschwand er in der Dunkelheit des rückwärtigen Höhlenbereiches.
    Julian nagte an seiner Unterlippe. Er sah sich um. Sie befanden sich in einer Art Haupthöhle. Rechts und links zweigten Gänge ab, offenbar die Neben-Kavernen, in denen man sich häuslich einrichten konnte. Nun, sie waren es gewohnt, in drangvoller Enge beisammen zu leben, und der einzige, der bisher sein eigenes Refugium besessen hatte, war Julian gewesen. Von daher war die Höhle weitaus größer als die Blockhütte. Aber wenn draußen Schnee lag und sie sich kaum im Freien bewegen durften, der Spuren wegen, waren sie weitaus eingeschränkter als zuvor. Hinzu kam, daß Schnee zwangsläufig Kälte mit sich brachte. Sie waren aber auf Wärme eingestellt, besaßen für winterliche Temperaturen nicht einmal die richtige Kleidung. Hier in der Höhle selbst war die Temperatur angenehm. Von irgendwoher kam ein Windzug, der Frischluft mit sich brachte, aber auf dem langen Weg hatte sie ihre beißende Kälte verloren.
    Dennoch…
    Das Versteck war sicher nicht so effektiv wie das erste.
    Plötzlich wandte sich Julian in Richtung Dunkelzone.
    »He, wohin willst du?« fragte Uschi. »Ich glaube nicht, daß Rob es mag, wenn du ihm nachschnüffelst.«
    »Er hat inzwischen genügend Vorsprung«, sagte Julian. »Ich kann den Weg höchstens zufällig
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