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0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl

0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl

Titel: 0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
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Englisch.
    »Verzeihung«, sagte die Serviererin. »Sie werden am Telefon verlangt, oder erwarten Sie keinen Anruf? Der Anrufer hat nämlich keinen Namen genannt, er will lediglich mit dem Mann an Tisch 27 sprechen.«
    »Danke.« Der Mann wartete, bis die Rothaarige gegangen war. Dann nahm er seine Aktentasche, stand auf' und ging quer durch den Erfrischungsraum auf eine Telefonkabine zu, über der ein rotes Lämpchen leuchtete.
    Der Mann nahm den Hörer von der Gabel und meldete sich.
    »Hallo, Joe. Hier ist Ohio«, sagte eine tiefe Männerstimme. »Wir treffen uns im Lift Nummer drei. Steig schon ein. Ich bin in wenigen Minuten da.«
    »Hast du die Bucks?«
    »Natürlich. Du wirst bekommen, was du verdienst. Also, bis gleich.«
    »Woran erkenne ich dich?« fragte Joe hastig.
    »Ich sehe aus wie ein verkümmerter Winkeladvokat, schmal, mit Nickelbrille. Wir brauchen nur die Aktentaschen auszuwechseln.« Der Anrufer bemühte sich, mit Fistelstimme zu sprechen.
    »Okay«, brummelte Joe und hängte ein.
    Er ging zu seinem Platz zurück, wo er den Hut liegengelassen hatte, setzte ihn auf und schlenderte zu den Lifts hinüber.
    Der Lift Nr. 3 befand sich auf dem Weg nach oben. Joe drückte den Rufknopf. Wenige Sekunden später hielt der Aufzug vor seiner Nase. Der Lift Nummer drei war kleiner als die beiden anderen.
    Joe drückte den 22. Knopf. Er war allein. Er preßte die Mappe an sich. Bevor der Korb hielt, wählte Joe den Knopf »Erdgeschoß«.
    Noch vor wenigen Minuten hatte es auf den Fluren von Menschen gewimmelt. Jetzt wirkten die langen Gänge wie ausgestorben.
    Ohne Aufenthalt fuhr der Lift nach unten.
    Vor der Glastür stand ein Mann von fünf Fuß Größe. Seine Hand krallte sich um den Messing-Türgriff.
    Joe sah zuerst den Hut. Einen Augenblick später blickte Joe in ein breites Gesicht mit einer Boxernase, wulstigen Lippen und stechenden, farblosen Augen. Quer über das stark ausgeprägte Kinn lief eine bläuliche Narbe. Der Mann trug ein hellgraues Oberhemd mit einem blauen Binder, auf dem gelbe Querstreifen prangten.
    Der Mann ließ die Tür zufallen, drückte den Knopf für das sechsundzwanzigste Stockwerk und drehte Joe den Rücken zu. Mehr als sechsundzwanzig Stockwerke besaß dieser Bau nicht.
    Der Lift setzte sich in Bewegung. Joe starrte auf die breiten Schultern des Mannes. Im Glas der Lifttür erkannte Joe das Gesicht des anderen.
    Joe wurde unruhig. Am 18. Stockwerk verlor er die Nerven. Seine rechte Hand tastete nach dem Knopf Nr. 20. Aber ehe er ihn drücken konnte, schnellte die Hand des anderen hoch.
    »Stop, Joe«, sagte der bullige Kerl rauh. »Hatte ich nicht gesagt, du solltest im Lift auf mich warten?«
    »Damned, du bist Ohio?« murmelte Joe ärgerlich.
    »Allerdings«, sagte der andere. Aber immer noch blickten seine Augen in das Türglas.
    »Wo hast du die Bucks?« fragte Joe. Seine Stimme klang unsicher.
    »Ich habe nie gewußt, daß Leichen noch Geld brauchen«, erwiderte der andere mit unbewegtem Gesicht. »Du wirst auf Staatskosten beerdigt. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.«
    »Verdammt — Ohio, ich bin auf dich hereingefallen«, knurrte Joe ärgerlich. Inzwischen war der Lift im 26. Stockwerk angekommen. Auf dieser Etage waren nur Nebenräume untergebracht, die vorwiegend als Ablage dienten. Nicht einmal die Raumpflegerinnen kamen häufiger als zweimal im Monat ins 26. Stockwerk.
    Der Mann, der sich Ohio nannte, stieß mit dem Fuß die Glastür auf.
    »Was hast du vor?« fragte Joe ängstlich.
    »Komm ‘raus«, befahl der andere.
    »Ich denke nicht daran«, kreischte Joe und stieß mit seiner Hand auf den roten Knopf, auf dem »Notruf« stand.
    Aber Ohio war schneller. Er schlug Joes Hand weg und wirbelte herum. In seiner Faust klebte ein Browning mit Schalldämpfer.
    »Keine Bewegung, Joe. Laß die Tasche fallen und heb die Hände zur Decke«, sagte die heisere Stimme.
    »Ich mach' dir einen anderen Vorschlag, Ohio«, erwiderte Joe. »Du kannst deine Bucks behalten und bekommst die Pläne dazu. Und wir sehen uns nie wieder.«
    »Laß die Aktentasche fallen. So ein nagelneues Modell paßt gar nicht zu dir, Bursche.«
    Den gedämpften Knall des Schusses hörte Joe nicht mehr.
    ***
    Meine Chancen waren tatsächlich schlecht.
    Hinter mir hörte ich das Scharren von Männerschuhen. Die Burschen schienen aus dem Betonboden gewachsen zu sein.
    »Na, hast du endlich kapiert, was hier gespielt wird?« zischte Boß George Humbly. Ich war ihm persönlich noch nie begegnet,
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