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0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue
Autoren: Jason Dark
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Besitzerin selbst einkochte.
    Ich war schon am Abend zuvor eingetroffen, hatte gut geschlafen und auch gefrühstückt.
    Als einziger Gast blieb ich sitzen und schaute aus dem Fenster, gegen dessen Scheibe die Morgensonne tupfte und die letzten Nachtnebel verdrängt.
    Die Tochter der Wirtsleute räumte auf. Sie war ungefähr Zwanzig und ziemlich keß, was ich an den heimlichen Blicken feststellen konnte, die sie mir hin und wieder zuwarf.
    Die rotblonden Locken kitzelten über die nackte Haut der Schultern, denn das Mädchen trug eine weiße Bluse mit einem sehr weiten, halbrunden Ausschnitt. Was sich unter dem Stoff abzeichnete, brauchte keinen BH, das war auch so fest genug.
    Der weite Rock zeigte ein Muster aus bunten Frühlingsblumen, und auch das Mädchen, es hieß Karen, hatte eine frühlingshafte Laune. Sie pfiff einen Schlager mit, der aus dem Radio dudelte, das hinter der Theke stand.
    Vor meinem Tisch blieb sie plötzlich stehen. »Stört es Sie, wenn ich ein Fenster öffne?«
    Ich löffelte noch Marmelade und blickte sie von unten her an. Sie hatte himmelblaue Augen und einen vollen Mund. »Nein, ganz und gar nicht. Ich bin immer für frische Luft.«
    »Danke.«
    Karen tänzelte davon, öffnete die Fenster, und ich sah auf meine Uhr, denn Pater Ignatius hatte sich verspätet. Nicht daß er noch nicht eingetroffen wäre, er war am späten Abend gekommen. Wir hatten uns noch ausschwatzen können, aber er hatte eigentlich zum Frühstück da sein wollen.
    Wahrscheinlich war er von der Reise geschafft gewesen und schlief deshalb länger. Zudem mußte er im Kloster stets mit den Hühnern aufstehen, da nutzte man eine Gelegenheit wie diese hier schon einmal weidlich aus.
    Karen kam zurück. Sie hielt ein feuchtes Ledertuch in der Hand und sah mich lächelnd an.
    Ich lächelte zurück. »Ist etwas?«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Ich will Sie ja nicht stören, Sir, aber ich habe gehört, daß Sie aus London kommen.«
    »Das stimmt.«
    »Diese Stadt ist mein Traum.« In ihre Augen trat ein schwärmerischer Glanz. »Wirklich, Sir, ich sage das nicht nur so dahin. Irgendwann werde ich nach London gehen und das Leben genießen. Ich kenne ja alles nur aus Zeitschriften, die ich ab und zu lese. Aber in London ist Leben, da werden Trends gemacht, da ist die Szene. Musik, Mode und…«
    »Arbeitslose gibt’s auch dort«, fügte ich noch hinzu.
    Ihr Gesicht versteinerte etwas. »Meinen Sie?«
    »Ja, leider.«
    »Dann raten Sie mir also ab, nach London zu gehen?«
    »Ja und nein. Wissen Sie, Karen, ich an Ihrer Stelle würde erst gehen, wenn ich einen Job dort hätte.«
    »Und wie bekomme ich den?«
    »Es gibt Stellenvermittlungen. An die müßten Sie sich wenden.«
    Ihr Blick wurde verhangen. Für einen Moment huschte die Zungenspitze zwischen den Lippen hervor. »Sie haben nicht zufällig irgendwelche Beziehungen zu diesen Stellen?«
    »Nein.« Ich lachte. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie so gut Bescheid wissen.«
    »In diesem Fall allerdings nicht. Ich habe es auch nur gelesen. Ich kann Ihnen nicht einmal eine Adresse sagen.«
    »Schade.« Sie hob die Schultern. »Was machen Sie eigentlich beruflich, Sir?«
    »Ich reise im Moment durch meine eigentliche Heimat. Meine Eltern sind Schotten. Sie werde ich auch noch besuchen.«
    »Sie machen Urlaub?«
    »So ungefähr.«
    »Karen, so fragt man Leute aus. Und du weißt genau, daß ich so etwas nicht leiden kann.«
    Das Mädchen erschrak, als es die Stimme seines Vaters hörte, der soeben den Gastraum durch eine Hintertür betrat und mir einen Morgengruß entbot.
    Ben Cullogh war ein großer Mann. Er arbeitete noch nebenher als Maurer und trug schon seine Berufskleidung. Mutter und Tochter schmissen die Herberge allein.
    Ich winkte ab. »Lassen Sie nur, Mr. Cullogh. Ihre Tochter ist jung, und es ist natürlich, daß eine Stadt wie London sie interessiert.«
    Cullogh, ein Mann mit grauen Strohhaaren, hob die breiten Schultern, die sich unter dem gemusterten Hemd spannten. »Ich bin dafür, daß Karen später mal den Laden übernimmt. In London geht sie unter. Dieser Moloch ist nichts für sie, der macht Menschen kaputt.«
    »Das können Sie nicht so direkt sagen, Mr. Cullogh…«
    »Doch, ich kann es.« Er winkte ab und verließ mit schweren Schritten den Gastraum.
    Seine Tochter blickte ihm wütend nach. »Dieser alte Querkopf hat für mich kein Verständnis.«
    »Wahrscheinlich hätte ich als Vater ebenso gehandelt.«
    »Dann haben Sie keine Kinder?«
    »Nein.«
    »Sind Sie
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