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0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue
Autoren: Jason Dark
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dich daran erinnern?«
    »Ja. Ich sah ihre Hand. Nein, das war eine fürchterliche Klaue, keine Hand, als hätte der Teufel sie persönlich an das Gelenk gepappt. Du verstehst, was ich meine?«
    »So ungefähr.«
    »Die Hand kam immer näher. Sie schwebte schon über meinem Gesicht und glühte auf. Dann verschwand sie plötzlich, und die bleiche Nonne war ebenfalls nicht mehr zu sehen.«
    Genau um diese Nonne ging es. Ihretwegen hatten wir uns in Schottland getroffen, denn sie war eine grausame Mörderin und hatte zahlreiche Menschenleben auf dem Gewissen. Der letzte Tote stammte aus dem Kloster St. Patrick. Ein junger Mönch namens Rudy. Man hatte ihn in der Kapelle gefunden, die dicht neben dem Grab der Nonne lag, denn sie kam als Geistwesen und mordete.
    Und die Kapelle sowie der Friedhof gehörten zu Watermeetings, dem Ort, den wir uns näher anschauen wollten. Der Meinung meines Freundes nach konnten wir den Fall nur in Watermeetings aufklären.
    »Sollte das alles so stimmen, wie du es erzählt hast, sind wir ja auf der richtigen Spur.«
    »Es sieht so aus.« Father Ignatius erhob sich und mußte sich schnell wieder setzen, weil ihm plötzlich schwindelig geworden war. Er schüttelte den Kopf. »Diese Nacht hat doch mehr Spuren bei mir hinterlassen, als ich zugeben will.«
    »Dies scheint mir auch so zu sein.«
    Beim zweiten Versuch klappte es. »Weißt du, ob die Dusche frei ist?« fragte er mich.
    »Du bist der letzte.«
    Father Ignatius nahm ein Handtuch mit und verschwand. Ich aber trat an das Fenster und blickte in den großen Obstgarten, wo die Wirtin dabei war, auf einem freien Rasenplatz zwischen den Bäumen Wäsche aufzuhängen. Eine Idylle. Das roch hier förmlich nach Entspannung und Erholung, aber im Hintergrund lauerte der Teufel.
    Es ging um eine teuflische Nonne aber um eine besondere Nonne, die Geschichte gemacht hatte. Sie war die Person, die Maria Stuart kurz vor ihrer Hinrichtung noch Trost zugesprochen hatte. Und in den Tagen zuvor hatte sie oft genug mit ihr in der Zelle gesessen und diskutiert. Einer Legende nach soll sie der Königin Elizabeth von England kurz nach dem Tode der Mary Stuart erschienen sein und schreckliche Rache geschworen haben.
    Viel mehr wußte ich auch nicht.
    Und jetzt, einige Jahrhunderte später, spukte der Geist der Nonne in dieser sumpfigen Umgebung. Leider blieb es nicht dabei. Man wußte von bisher fünf Opfern, die auf das Konto der Nonne gingen.
    Wie viele der Sumpf möglicherweise noch verschluckt hatte, konnte niemand genau sagen. Es hatten aber Menschen überlebt. Und diese Zeugen sprachen von einer Teufelsklaue der Nonne.
    Was daran stimmte, wollten Father Ignatius und ich herausfinden, und wir hofften beide, daß es uns auch gelang.
    Die Zimmer hatten wir jedenfalls für eine Woche gemietet.
    Der Mönch kehrte zurück. Sein Haar war noch naß, und er rieb es mit dem Handtuch trocken.
    »Hast du Hunger?« fragte ich ihn.
    »Nur Durst. Mein Hals ist eine kleine Wüste.«
    »Es wird noch genug da sein.«
    Ignatius zog sich an. Hose, Hemd und Jacke. Er unterschied sich in seiner Kleidung in nichts von einem normalen Menschen. Niemand würde auf den Gedanken kommen, einen Mönch vor sich zu haben.
    »Gehen wir?«
    Er nickte und schloß hinter mir die Tür. Auf der Treppe fragte er:
    »Ob die Nonne auch etwas mit diesem alten Haus hier zu tun hat?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Schließlich hat sie mich besucht.«
    »Da wird das Haus wohl keine Rolle gespielt haben«, gab ich zurück und räusperte mich.
    Die Gaststätte war leer. Wir saßen schon, als die Wirtin aus dem Garten kam.
    »Da sind Sie ja doch«, begrüßte sie Ignatius. »Möchten Sie Tee oder Kaffee zum Frühstück?«
    »Tee und bitte nur eine Schnitte Brot.«
    »Ich sage meiner Tochter Bescheid.« Die Mutter ähnelte stark ihrer Tochter. Sie war nur um ungefähr zwanzig Jahre älter und ziemlich gut gebaut.
    Karen hielt sich in der Küche auf. Wir hörten, wie sie sich mit ihrer Mutter unterhielt.
    »Es ist seltsam«, sinnierte Father Ignatius. »Da sitzt man hier und kommt sich vor wie im Urlaub.«
    »Was es aber leider nicht ist.«
    Er nickte. »Nur – wer vermutet hinter einer so lockeren Stimmung schon etwas so Abscheuliches wie Mord? Und ich kann dir sagen: Bruder Rudy hat man auf furchtbare Art und Weise getötet. Die Leute, die ihn fanden, waren entsetzt.«
    »Dieser McFarlaine ist verbrannt?«
    »Ja, bei ihm auf dem Gesicht fand man den Abdruck der Teufelsklaue. Das Sigill der Nonne.«
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