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0442 - Der Blick ins Jenseits

0442 - Der Blick ins Jenseits

Titel: 0442 - Der Blick ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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zweiter gewisse Dinge delegieren. So stand die Maschine für den Abbé bereit, er brauchte sich nur entsprechend umzukleiden und einzusteigen.
    Obwohl er noch nie mit einem Kampfflugzeug geflogen war und auch nicht wußte, was auf ihn zukommen würde, zeigte er äußerlich keine Angst. Sein Gesicht blieb starr, die Züge strömten eine gewisse Ruhe aus, die er auch innerlich verspürte.
    Mit dem Piloten hielt er Kontakt per Mikrophon, die in die Helme eingebaut waren.
    Der Start lief gatt über die Bühne. Abbé Bloch dachte an seine Aufgabe und nicht über den Flug nach. Er war ihn nicht gewohnt, spürte auch die Geschwindigkeit und gewöhnte sich erst später an die neuen Gegebenheiten.
    Da landeten sie schon.
    Das Umsteigen in den Hubschrauber lief auch glatt über die Bühne, der Start ebenfalls, und der Pilot kannte die Strecke im Schlaf. Es waren ungefähr 50 Kilometer, die sie zu fliegen hatten, ein Katzensprung für einen Helikopter, und trotzdem wurde die Sache allmählich gefährlich, denn vor und über ihnen stand eine dunkelgraue Wand aus finsteren Gewitterwolken.
    »Sieht übel aus!« sagte der Mann auf dein Pilotensitz.
    Der Abbé nickte. »Können Sie die umfliegen?«
    »Nein, das Wetter liegt genau über dem Gebiet.« Der Pilot lachte. »Als hätte der Teufel seine Hand im Spiel.«
    »Das hat er bestimmt«, sagte Bloch, aber so leise, daß ihn der Pilot nicht verstand.
    Sie verloren an Höhe. Der Abbé schaute in die Tiefe. Die Gegend war bergig geworden. In den schluchtenartigen Tälern schimmerte manchmal wie graues Blei die blanke Fläche eines Flusses, der sich in Schlangenlinien seinen Weg bahnte.
    »Sie müssen dahin, nicht?« fragte der Pilot.
    »Ja.«
    »Auch zu diesem bestimmten Zeitpunkt? Ich meine, wir könnten warten, bis das Gewitter abgezogen ist.«
    »Das geht nicht.«
    »Termin?«
    »Ja.«
    Der Pilot knetete sein Kinn. »Das ist natürlich schlecht. Sogar sehr schlecht. Na ja, wir werden es versuchen.«
    Der Abbé hatte natürlich auch nachgedacht. »Sie brauchen nicht unbedingt bis direkt an das Ziel heranzufliegen. Landen Sie in der Nähe. Meinetwegen am Rand der Gewitterfront. Ist Ihnen das angenehmer?«
    »Schon.«
    »Dann richten Sie sich danach.«
    »Gut.«
    Sie flogen auf die Wand zu. Sie stand in der Luft wie gemalt. An einigen Stellen wurde sie von schwefelfarbenen, helleren Streifen durchzogen, die an ihren Rändern ebenfalls buntere Farben aufwiesen, als würde sich dort ein Regenbogen zeigen.
    Die Ausläufer des Windes erreichten sie. Damit hatte der erfahrene Pilot auch gerechnet und lenkte die Maschine gegen, als die Bö den Hubschrauber so plötzlich packte. Sie wollte ihn nach unten drücken, der Pilot zog die Maschine wieder hoch und flog einen Bogen, fast parallel zu den Gewitterwolken, deren Ausläufer wie dunkelgraue Nebelschwaden an der Verglasung entlanghuschten. »Ich verstehe das nicht!« rief er. »Wie kann sich eine Front nur so auf ein bestimmtes Gebiet konzentrieren?«
    Der Abbé schwieg. Es hätte nichts gebracht, dem anderen etwas erklären zu wollen.
    »Landen Sie!« rief er.
    »Ja, mal sehen.«
    Es war für den Piloten nicht einfach, denn unter ihnen befand sich ein dichtbewaldetes Gelände. Lücken waren nicht zu erkennen. Das Risiko hatte sich gesteigert.
    »Ich könnte zurück…«
    »Nein!« widersprach der Abbé heftig. »Nicht zurück. Auf keinen Fall. Dann hinein.«
    »Sie sind gut.«
    »Verdammt, machen Sie schon! Es geht um Leben und Tod.«
    »Bei mir auch.«
    Er tat es trotzdem. Das dumpfe Grollen hörten beide. Sie hatten auch den Blitz gesehen. Zum Glück war er weiter entfernt aufgeflammt. Aber das konnte sich ändern.
    Um die Maschine huschten die geisterhaften, grauen Wolken. Sie packten den Hubschrauber ein wie in Watte. Noch befanden sich unter ihnen Bäume, aber der Pilot riskierte es und ging noch tiefer. Sie hatten Glück.
    Die Lichtung sah innerhalb des Waldes aus wie ein großes Auge. Erst Sekunden später erkannten sie eine Straße.
    Zwar nicht asphaltiert, mehr eine breite, in den Wald hineingeschlagene Schneise, aber ohne große Hinternisse.
    »Ich gehe runter!«
    »Okay.«
    Es war nicht einfach für den Piloten. Böen schüttelte die Maschine durch, als wollten sie sie umwerfen. Der Mann am Steuerknüppel schwitzte und fluchte.
    Obwohl der Abbé sich angeschnallt hatte, klammerte er sich noch an den Seiten seines Sitzes fest. Sein Gesicht war starr. Er spürte die Angst, denn der Hubschrauber und seine Insassen waren den
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