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0442 - Der Blick ins Jenseits

0442 - Der Blick ins Jenseits

Titel: 0442 - Der Blick ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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    Und plötzlich war die Hand da.
    Sie erschien wie ein Schatten von hinter her im Sichtfeld des Mädchens, und sie griff zu. Vier Finger und ein Daumen legten sich um Arlettes Handgelenk.
    Die junge Belgierin war nicht einmal fähig, einen Schrei auszustoßen. In ihrer eigenen Angst war sie erstarrt, doch eine Männerstimme versuchte, sie flüsternd zu beruhigen.
    »Laß mich es machen, ich kann es besser…«
    ***
    ›Hilfe!‹
    Es war mein rein geistiger Schrei nach Rettung, und er galt keinem geringeren als dem Seher.
    Doch der griff nicht ein.
    Ich hörte nur seine Stimme in meinem Gehirn und vernahm auch den gequälten Tonfall. ›Ich kann dir nicht helfen. Nicht in dieser Welt, nicht in dieser Zeit. Du hast das Buch der grausamen Träume, dort steht dein Schicksal niedergeschrieben, und es ist mir unmöglich, es zu beeinflussen. Vielleicht treffen sich unsere Seelen einmal wieder, aber der Tod ist etwas Endgültiges in dieser Welt…‹ Ja, das wußte ich auch und spürte, wie die Kraft allmählich aus meinem Körper rann. Noch hielt ich das Kreuz fest, aber das Buch der grausamen Träume wurde plötzlich so schwer, daß es mir nicht mehr gelang, es zu halten. Es rutschte mir aus den Fingern und blieb dicht neben meiner Hand liegen und trotzdem unerreichbar für mich.
    Gern hätte ich darin gelesen, mehr über das Schicksal der Hölle und das bestimmter Menschen erfahren, das aber war unmöglich geworden. Ich mußte mich fügen.
    Aber ich bäumte mich trotzdem auf. ›Kann ich nichts tun?‹ Mit dieser Frage suchte ich den Kontakt zum Seher.
    ›Man muß dieses Fenster zum Jenseits schließen.‹
    ›Wie?‹ Ich keuchte. ›Wie kann ich es schließen? Hector de Valois hat es auch geschafft.‹
    ›Er wußte mehr.‹
    ›Was wußte er denn?‹
    ›Du mußt mehr über die Templer in Erfahrung bringen, John Sinclair. Doch es wird zu spät sein…‹
    Ja, da hatte er recht. Es war zu spät. Die Falle hatten meine Gegner perfekt gestellt. Im Hintergrund lauerten der Teufel und Baphomet. Sie hatten sich als janusköpfige Wesen gezeigt, gewissermaßen als ein Sinnbild für Anfang und Ende.
    Obwohl die Sense dicht an meinem Hals lag, gelang es mir, den Kopf zu drehen. Ich richtete meinen Blick dorthin, wo der Eingang lag, der für mich als Fluchtweg unerreichbar war.
    Aber da stand jemand.
    Arlette!
    Mein Gott, sie war nicht geflohen und hatte sogar meinen Auftrag erfüllt, denn in der rechten Hand hielt sie den Bumerang und in der anderen die Beretta.
    Schon einmal hatte ich mit dem Bumerang eine ähnliche Gestalt besiegen können. Damals war es der Schwarze Tod gewesen. Das Skelett vor mir hatte mit ihm nichts zu tun. Es war der Tod, wie die Menschen ihn sich ausgedacht hatten, der Sensenmann, der Knöcherne, der Schnitter, wie ich ihn auch einmal in Prag erlebt hatte.
    Der Tod hatte seinen Schädel gedreht, weil er Arlette anschaute.
    Vielleicht wollte er sie ebenfalls töten, zumindest mußte ihm der Bumerang schwer im Magen liegen.
    Wäre die Lage nicht zu ernst gewesen, hätte ich über diesen Vergleich lachen müssen, so aber hatte ich mit meiner Todesfurcht zu kämpfen, und ich wollte auch nicht aufgeben. Das Buch lag in meiner Nähe. Ich mußte die Chance ergreifen und möglicherweise Kreuz und Buch zusammenbringen.
    Eine Bewegung lenkte mich ab.
    Arlette hatte ihren rechten Arm gehoben. Es sah so aus, als wollte sie den Bumerang schleudern. Wenn sie das schaffte und das Skelett traf, sahen die Chancen besser aus, da konnte ich unter Umständen sogar das Jenseits überwinden.
    Sie hielt den Arm hoch und holte auch schon aus, als hinter ihr eine Hand erschien.
    Wer dort stand, sah ich nicht, aber die Hand umfaßte Arlettes Gelenk und entwand ihr den Bumerang.
    Einen Moment später drückte der andere das Mädchen zur Seite, um den Raum betreten zu können.
    Ich traute meinen Augen nicht, hielt das Ganze für eine Illusion, aber das war es nicht.
    Jemand, mit dem ich nie im Leben gerechnet hatte, betrat den Raum.
    Abbé Bloch!
    ***
    Und auch der Tod sah ihn, wie er seine Schritte auf das Skelett hinlenkte, es anstarrte und seinen rechten Arm mit dem Bumerang vorstreckte, als wollte er ihm diese Waffe überreichen.
    Stille kehrte ein, nachdem der Abbé stehengeblieben war. Die beiden starrten sich an. Es geschah nichts, aber die Atmosphäre hatte sich verändert. Sie kam mir so vor, als würde die Luft zwischen ihnen knistern, und ich konnte die Feindschaft fast körperlich spüren.
    »Das Tor ins
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