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0441 - Die Beerdigung

0441 - Die Beerdigung

Titel: 0441 - Die Beerdigung
Autoren: Jason Dark
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klappte.
    Er war schon älter. Ein relativ kleiner, knochig wirkender Bursche mit einem kahlen Schädel und einer stumpfen grauen Haut. Die Jacke, die er trug, war zu lang. Über seine Schulter hatte er die Stricke gehängt.
    Über sie sollte der Sarg in die Tiefe gelassen werden. Curry trug hohe Schnürschuhe, an denen gelblicher Lehm klebte.
    »Ihr seid spät«, sagte er.
    »Es ging nicht früher«, erklärte Sandro. »Ist bei dir alles klar? Hast du die Vorbereitungen getroffen?«
    »Ja.«
    »Das Grab ist also fertig?«
    »Sicher.«
    »Gut, dann haben wir die Sache bald geschafft.« Sandro drehte sich um.
    »Los, schneller, wir sind da!«
    Die beiden Träger erwiderten nichts. Sandro wandte sich wieder an den Totengräber. »Du bist doch schon länger hier. Ist dir etwas aufgefallen?«
    »Eigentlich nicht.« Der Mann rieb sein Kinn. Sandro konnte erkennen, daß er lange, knochige und auch schmutzige Finger hatte. »Aber ich glaube, einen Wagen gehört zu haben, der auf den Friedhof gefahren ist.«
    »Das waren wir.«
    »Nein. Ihr seid aus einer anderen Richtung gekommen.«
    »Hast du den Wagen gesehen?«
    Curry schüttelte den Kopf. »Nicht genau, aber es schimmerten für einen Moment zwei Scheinwerferkegel durch die Büsche.« Er deutete dorthin, wo sich der Hang befand. »Da unten war es irgendwo.«
    »Du hättest nachschauen sollen.«
    »Das war nicht mein Job.«
    »Verdammt, sieh das nicht so eng.« Sandro schüttelte wütend den Kopf.
    Sie gingen schließlich vor, und die beiden Träger keuchten hinter ihnen her.
    Über den mit Unkraut und Gras bewachsenen Lehmboden mußten sie noch ungefähr eine Minute laufen, um ihr Ziel zu erreichen. Auch sie tauchten ein in ein Nebelfeld, wobei ihnen der Dunst nur bis zu den Knien reichte.
    Sie sahen das offene Grab.
    Es lag zwischen den anderen, und das Loch war einfach in das Gelände hineingetrieben worden. Doch ein jeder würde erkennen können, wer hier lag. Am Kopfende des Grabes stand bereits der grünlichgrau schimmernde Stein, der von Sandro angeleuchtet wurde.
    JOHN SINCLAIR stand dort zu lesen.
    Die Träger hatten die Totenkiste abgestellt. Inzwischen packte der Totengräber die Seile aus, die um die Totenkiste gelegt werden sollten.
    »Können wir?« fragte er.
    Sandro nickte. Er scheuchte seine Kumpane wieder hoch. »Los, stellt euch nicht so an. Ihr seid doch keine Waschweiber, verdammt!«
    »Du hast ja auch nichts getragen.«
    »Doch, die Verantwortung.«
    Darüber konnten die Männer nicht einmal mehr grinsen. Auch Curry war ungeduldig geworden. Er klatschte die Enden der Seile gegen den Sarg, und diese Geräusche sollten den beiden Mafiosi Beine machen. Sie standen auf.
    »Hebt ihn an!« sagte Curry.
    »Wozu? Wir können ihn in die Grube kippen.«
    »Ich will die Seile darum legen, zum Teufel.« Der Totengräber wurde sauer.
    Sandro ebenfalls. »Eine dämliche Bemerkung von dir noch, und ich schmeiße dich mit Blei im Bauch ebenfalls in die Grube. Hast du kapiert, Roberto?«
    Roberto gab keine Antwort. Zusammen mit seinem Kumpan hob er den Sarg so weit an, daß es dem Totengräber gelang, die Stricke darunter zu werfen.
    »Gut, tragt ihn jetzt bis dicht an die Grube heran.«
    Auch das taten die beiden Männer. Vor der Grube mußten sie den Sarg abstellen.
    Curry trat zu ihnen und scheuchte einen der Männer zur Seite. »Ich werde jetzt helfen.«
    Der blondgefärbte Roberto hielt die Seile mit beiden Händen umklammert. Sie bestanden aus rauhem Hanf, nicht gerade eine Wohltat für die Handflächen. Die Stricke scheuerten, als die Männer den Sarg anhoben.
    »So richtig?« keuchte Roberto.
    »Ja.«
    Sie brachten den Sarg über die Öffnung, wo er für einen Moment zu schweben schien.
    Robertos Arme zitterten. Er war leicht in die Knie gegangen, während Curry eine Anstrengung überhaupt nicht anzusehen war. Er gab die Anweisungen. »Jetzt langsam«, flüsterte er. »Langsam nach unten lassen, und gib acht, daß du dir deine Gelenke nicht aufscheuerst.«
    »Schon gut.«
    Alles schien zu klappen, bis Sandro plötzlich vorsprang. Seine Bewegung war heftig und gleitend zugleich. Aber er huschte nicht auf das Grab zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung, wo die hausähnlichen Grabstätten lagen und die dicht bewachsenen Böschung begann.
    Da drückte er ab.
    Die plötzlich aufknatternde MPi-Garbe zerstörte die Stille der Nacht.
    Kugeln hieben in den Busch, ein überraschter Frauenschrei war zu hören, und Roberto ließ vor Schreck die Seile los.
    Allein
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