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0441 - Die Beerdigung

0441 - Die Beerdigung

Titel: 0441 - Die Beerdigung
Autoren: Jason Dark
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erinnerten.
    »Landen!«
    Suko schrie das eine Wort. Sie waren über die Dächer der kleinen Mausoleen hinweggehuscht, und einer der beiden Lichtkegel riß eine Szene aus dem Dunkel, die sich in Sukos Gedächtnis einprägte.
    Er sah zwischen den normalen Gräbern ein offenes, er entdeckte auch Jane Collins und nicht weit von ihr entfernt einen auf dem Boden liegenden Mann. Daneben blinkte das Metall der Maschinenpistole.
    »Hier kann ich nicht landen. Ich muß noch ein Stück fliegen.«
    Dann sackten sie ab.
    Das Gras bog sich unter den Windwirbeln. In der Nähe standen Grabsteine, die im fahlen Licht wie versteinerte Lebewesen aussahen. Die Kufen des Hubschraubers hatten kaum Kontakt mit dem Grund, als Suko bereits den Ausstieg aufstieß und aus der Maschine sprang.
    Er landete im weichen Gras. Der Pilot wußte, daß er warten mußte, und stellte den Motor ab.
    Der Inspektor aber rannte den Weg zu seinem eigentlichen Ziel mit Riesensätzen zurück.
    Dort erwartete ihn Jane. Sie hatte ihn schon gesehen und kam ihm mit steifen Schritten entgegen. Suko hatte das Gefühl, als würde sie fallen, deshalb legte er beide Hände auf ihre Schultern und hielt sie fest.
    »Mein Gott, du lebst…«
    Jane hob den Kopf. Sie schaute ihm ins Gesicht, bevor sie langsam nickte. »Es war schrecklich.«
    »Was ist geschehen?«
    »Er ist tot!«
    »John? Der echte?« Suko spürte einen Stich in der Herzgegend.
    »Ich rede von diesem Killer, der mich umbringen wollte. Er hat es nicht geschafft.«
    »Wer tötete ihn?«
    »Ich.«
    »Was heißt das?«
    Jane Collins preßte sich plötzlich gegen ihn und begann zu weinen, während sie berichtete. »Es ist so schrecklich, Suko, so furchtbar, glaube mir…«
    »Nein, Jane, nein…«
    »Doch, ich habe es noch nicht überwunden. Ich bin noch immer eine verdammte Hexe.«
    »Nein, so kannst du nicht reden!«
    Jane Collins wollte aber sprechen. Es brach aus ihr hervor. Die Worte und Sätze sprudelten nur so über ihre Lippen. Suko mußte schon sehr genau hinhören, um alles verstehen zu können.
    Und sie wollte von ihm einen Kommentar. »Was sagst du denn zu dieser Sache?«
    »Du siehst es zu schwarz.«
    »Nein, das sehe ich nicht, ich… in mir steckt etwas, über das ich nicht bestimmen kann. Ich hab es schon seit längerer Zeit gewußt, aber nicht, daß es so stark ist.«
    »Sei doch froh!«
    »Darüber kann man nicht froh sein, Suko.«
    Der Inspektor drehte Jane herum. »Okay, jetzt sehen wir uns die ganze Sache einmal aus der Nähe an.« Sie sträubte sich zwar, aber gegen Sukos sanften Druck kam sie nicht an. Und so gingen sie zu dem Mann hin, der tot am Boden lag.
    »Er hatte mich schon vor der Mündung und wollte mich töten!« flüsterte Jane.
    Suko kniete nieder. Der tote Sandro sah schrecklich aus. Ihm fehlte die eine Hälfte seines Gesichts.
    »Das habe ich getan!« flüsterte Jane.
    Suko drückte sich wieder hoch. »Es hat dir zumindest das Leben gerettet.«
    »Welch ein Leben?« Sie hob die Schultern. »Vor seinem Tod hat er mich angeschaut, als wäre ich zu einem Monster geworden. Schlimm muß das gewesen sein.«
    »Und was ist mit John?« fragte Suko.
    »Er liegt im Grab.«
    Suko ging hin. Einen kurzen Blick nur warf er in die Grube, bevor er hineinsprang und dicht neben dem gekippt stehenden Sarg landete. Jane war am Rande stehengeblieben.
    »Kannst du mir helfen, den Sarg wieder hochzustemmen?«
    »Ja.«
    Suko packte ihn an einem Ende. Er mußte sich anstrengen, aber der Inspektor besaß die Kraft von zwei Mensehen. Jane half, und bald stand der Sarg neben dem Grab.
    »Glenda hat mir von eurem Verdacht berichtet«, sagte Suko, »und ich möchte jetzt endlich wissen, ob es der echte John Sinclair ist.«
    »Ich weiß es auch nicht genau.«
    »Nimm die Lampe, Jane.«
    Die ehemalige Hexe hob die Stablampe auf, während Suko damit beschäftigt war, den Sarg zu öffnen. In seinem Innern spürte er das Zittern.
    Gleich kam die Sekunde der Wahrheit, die entweder die große Enttäuschung oder neue Hoffnung brachte.
    Er löste die letzte Schraube, packte den Deckel, hievte ihn hoch und schleuderte ihn zur Seite.
    Durch das Transportieren und Fallen des Sargs hatte sich die Lage der Leiche verändert. John Sinclair lag jetzt auf der Seite. Das blasse Gesicht berührte den Innenrand.
    Die äußere Atmosphäre paßte zu der Szene. Die dünnen, über den Boden schleichenden Nebelschleier, die Stille, die Finsternis, die vielen Grabsteine und der typische Friedhofsgeruch.
    Suko griff in den Sarg,
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