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0440 - Odins Raben

0440 - Odins Raben

Titel: 0440 - Odins Raben
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinterhältigste Welt, die ich jemals erlebt habe!« tobte Nicole. »Gibt’s denn hier nichts, was nicht eine Falle ist?«
    Zamorra betrachtete mit fast wissenschaftlichem Interesse die Umwandlung. Er fragte sich nicht, was die Verflüssigung bewirkte, sondern wer dafür verantwortlich war. Gleichzeitig fragte er sich, was das jetzt für eine Flüssigkeit war. Gefährlich schien sie nicht zu sein, sonst hätte das Amulett bereits reagiert. Solange Merlins Stern aber weder etwas unternahm noch warnte, bestand keine unmittelbare Bedrohung.
    Bis zu den Knien stand Zamorra jetzt bereits in der Flüssigkeit. Und er sank immer tiefer ein. Gleichzeitig stellte er fest, daß die Lufttemperatur rapide anstieg. Der Himmel hatte sich jetzt zu einem tiefen Türkisgrün verfärbt. Ein unangenehmer Geruch breitete sich aus, faulig-süßlich. Zamorra rümpfte die Nase. Reichte es nicht schon, daß das Atmen schwer fiel, weil der Sauerstoffanteil hier recht gering war? Mußte jetzt auch noch dieser penetrante Verwesungsgestank hinzukommen?
    Da entdeckte er, woher dieser Gestank kam: von unten, von dieser Flüssigkeit, die immer mehr wurde! Von dort stiegen die Dämpfe aus, die Übelkeit in ihm aufsteigen ließen.
    Jetzt rann die Flüssigkeit auch schon am Kraterand herunter. Die feste Substanz schmolz einfach weg und sammelte sich in dem Krater.
    Nicole kämpfte sichtlich gegen Brechreiz an. »Wir müssen hier ’raus«, stieß sie hervor.
    Zamorra sah nur eine Möglichkeit. Der Dhyarra-Kristall mußte eingesetzt werden. Anders konnten sie sich aus dieser nassen Falle nicht mehr befreien. Immer stickiger wurde die faulige Luft in dem Krater, und von oben kam die sich verstärkende Hitze hinzu. Dabei wäre es anders herum normaler gewesen, überlegte der Parapsychologe: Flüssigkeit, die Hitze aussandte, weil sie aus einem heißen Schmelzprozeß entstand…
    »Nimm den Dhyarra und laß uns fliegen, oder forme uns eine Leiter oder so etwas!« rief er Nicole zu.
    Sie würgte und schüttelte den Kopf. »Kann nicht«, brachte sie gequält hervor.
    Sie war nicht mehr in der Lage, sich auf den Kristallrand zu konzentrieren. Zamorra platschte durch die stinkende Brühe zu ihr. Er hatte auch seine Schwierigkeiten, gegen den Gestank anzukämpfen, aber er nahm Nicole den Dhyarra aus der Hand und erzeugte den gedanklichen Befehl, eine Treppe zu errichten, über welche sie aus dem Kraterbereich nach oben steigen konnten.
    Aus dem Nichts entstand vor ihnen ein metallisches Gerüst. Nicole taumelte hastig nach oben. Zamorra folgte ihr langsam, sich auf die Leiterkonstruktion konzentrierend. Oben stellte er fest, daß es noch nicht völlig ausreichte; der Kraterrand wich sich verflüssigend vor ihnen zurück. Also wurde aus der Treppenleiter eine Brücke. Nicole rannte, und jetzt beschleunigte auch Zamorra seinen Schritt. Endlich schafften sie es, wieder festen Boden unter sich zu bekommen. Zamorra löste die magische Konstruktion auf. Als er sich umschaute, sah er, wie der Krater immer größer wurde. Und aus der stinkenden Brühe formte sich jetzt ein tropfender Arm, ein Tentakel aus Flüssigkeit, der nach den beiden Menschen zu tasten begann…
    »Ich flippe aus«, keuchte Nicole. »Das darf es doch gar nicht geben…«
    »Weiter!« drängte Zamorra, dem der Gestank immer noch intensiv in die Nase stieg. Er hatte sich in ihrer nassen Kleidung festgesetzt und begleitete sie! Und die Lufttemperatur stieg immer noch an; Zamorra schätzte sie auf mittlerweile etwa dreißig Grad. Der Schweiß rann ihm über die Stirn.
    Ein zweiter Tentakel formte sich aus, und jetzt begann sich auch an einer anderen Stelle der Boden zu verflüssigen.
    »Das Ding lebt!« schrie Nicole. »Ich kann Gedankenfetzen erkennen. Es ist ein primitives Wesen, das uns als Beute ansieht und fressen will… der Teufel soll dieses Ash’Naduur holen!«
    Zamorra fühlte, wie ihm trotz der Hitze ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er war sicher, daß auch die Hitze von dieser Kreatur erzeugt wurde. Vielleicht sollte die Hitze die Opfer dazu verleiten, Abkühlung in der Flüssigkeit zu suchen…
    Wie auch immer - sie mußten hier weg, so schnell wie möglich. Aber welche Ausdehnung hatte dieses Wesen? Hoffentlich schafften sie es, es hinter sich zu bringen, ehe es sie doch noch erwischte…
    Dabei hatten sie doch Wichtigeres zu tun, als sich mit Ungeheuern dieser Art herumzuschlagen!
    Sie rannten.
    Aber unter ihnen wurde der Boden bereits weich. Erste Pfützen bildeten sich
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