Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
Autoren:
Vom Netzwerk:
heiser, »das Zimmer dreht sich…« Ich streckte eine Hand aus. »Catrin…«
    Sie lachte. Sie lachte wie jemand, dem ein Stein vom Herzen fällt. »Du hast eine starke Konstitution, Jerry«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag Bewunderung, »jeder andere wäre schon längst bewußtlos. Ich habe nämlich mit dem Zeug nicht gegeizt.«
    Ich tat, als hätte ich ihr gar nicht zugehört, als hätte ich ihr nicht mehr zuhören können. Ich hatte mich auf den Boden fallen lassen und versuchte nun wieder auf die Beine zu kommen.
    Catrin lachte wieder, sie wußte ja, daß jeder Versuch, mich wieder aufzurichten, fehlschlagen mußte… wenn ich das Zeug getrunken hätte. Erst mit ihrer Hilfe gelang es mir, in den Sessel zu kommen. Ich öffnete und schloß meine Lippen, riß an meiner Krawatte, um den Hals freizubekommen, und fiel in die Polster zurück wie ein Mann, dem man ein Schlafmittel gegeben hat.
    Ich wußte natürlich nicht, was Catrin mir zu schlucken gegeben hatte, aber ich hatte in dem Brandy etwas geschmeckt, was mich stutzig gemacht hatte. Es war mein Glück, daß ich Brandy nicht in einem Zug zu kippen pflege, wie ich es gelegentlich mit dem guten alten Scotch mache.
    Und daß ich bei Catrin auf der Hut sein mußte, hatte Terry Downes, mein Kollege im Federal Bureau of Investigation, Distrikt Los Angeles, verraten. Mit der Genehmigung des Hotels hatte Terry die Nummern von Catrins Telefonpartnern bekommen. Ein Gesprächspartner hatte mich besonders interessiert: Rechtsanwalt Andersen, New York. Der Rechtsanwalt von Alberto Danto!
    Dieser. Andersen war es gewesen, der mir von Dantos Wunsch berichtet hatte, ihn in Alcatraz aufzusuchen. Nun gab es zwar immer noch die Möglichkeit, daß Andersen mir Catrin auf den Hals geschickt hatte, um sicher zu gehen, daß ich auch wirklich zu Danto ging. Ich glaubte zwar nicht daran, aber es wäre möglich gewesen.
    Catrin hatte mich die ganze Zeit über schweigend betrachtet. Sie schien überzeugt zu sein, daß ich auf dem besten Wege war, ihr willfähriges Werkzeug zu werden. Für eine Zehntelsekunde lang blinzelte ich aus den Augenwinkeln, und ich sah Catrins Gesicht. Es war das Gesicht eines Mädchens, das sich schon im Besitz von zwei Millionen Dollar sieht. Sie schien nicht die Spur von Nervosität zu besitzen, ihre Arbeit war wahrscheinlich so exakt vorbereitet gewesen, daß sie alle Handgriffe auswendig konnte.
    Ich schloß die Augen wieder fest, weil ich hörte, daß Catrin sich halb umdrehte. »Das Zeug kann zuerst noch etwas wirken, bevor ich anfange, dich auszuquetschen«, murmelte sie, dann vernahm ich das sanfte Geräusch von Schritten auf dem Teppich. Die Schiebetür wurde geöffnet und wieder geschlossen.
    Ich wartete ein paar Sekunden, nahm ein langstieliges Glas vom Tisch und kroch auf allen vieren zu der Schiebetür. Ich mußte höllisch aufpassen, denn wenn Catrin sofort zurückkam, war mein Plan aufgeschmissen, und ich mußte mir etwas Neues einfallen lassen.
    Sorgfältig darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, legte ich das offene Ende des Glases gegen die Tür, während ich mein Ohr gegen den Fuß des Glases preßte.
    Das ist ein alter Trick, den viele Polizisten anwendeten, bevor die Technik unserem Dienst einige Erleichterungen brachte.
    Catrin machte sich am Telefon zu schaffen. Ich hörte, wie sie ein Telefongespräch nach New York anmeldete. Sollte ich zu dem Sessel zurückkriechen? Vielleicht kam sie zurück, um nach mir zu sehen, bevor die Verbindung hergestellt war. Durch das Glas hätte ich ihre Schritte auf dem dicken Teppich nicht gehört.
    Noch ehe ich mich zu entscheiden brauchte, war das Gespräch da.
    »Ja«, hörte ich sie sagen, »ich habe ihm eine Unze von dem Zeug gegeben. Es hat geklappt… Er hat keine Schwierigkeiten gemacht… Klar werde ich die Informationen kriegen… No, er ahnt nichts… Okay, ich nehme das Zehn-Uhr-Flugzeug heute abend. Mach dir keine Sorgen. So long.«
    Ich huschte zurück zum Sessel und markierte den Mann, dem man eine Unze von »dem Zeug« gegeben hatte. Ich setzte mich so in den Sessel, daß ich mit einem Augen in den Wandspiegel sehen konnte. Und darin sah ich gerade Catrin, die aus dem Nachbarzimmer kam.
    Sie kam auf mich zu und beugte sich über mich. Das süßliche Parfüm hätte mich fast wirklich ausgeknockt. Es war stärker als' »das Zeug«. Catrin gab mir einen Puff zwischen die Rippen und tätschelte meine Wange. Allzu zärtlich kam es mir nicht vor.
    »Wach auf, Jerry«, sagte sie, »komm,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher