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044 - Der Todesschwarm

044 - Der Todesschwarm

Titel: 044 - Der Todesschwarm
Autoren: Garry Patrick
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ein komisches Gefühl. Ich habe Angst, Liebling – schreckliche Angst!“
    Er streichelte ihr beruhigend über die seidenweichen blonden Haare.
    „Keine Bange – wären sie noch da, hätten wir sie längst bemerkt.“
    „Trotzdem – lass uns fahren. Hier können wir ja doch nichts mehr für Gloria tun.“
    „Augenblick noch – lass mich nachdenken.“ Er starrte in das Gesicht der Toten.
    Da – plötzlich zuckte er wie vom Blitz getroffen zusammen.
    „Was ist los, Ron?“ fragte Patsy ängstlich.
    „Jetzt hab ich’s, dass ich nicht gleich drauf gekommen bin – es ist doch überhaupt nicht zu übersehen. Seltsam – sehr seltsam!“
    „Was meinst du damit?“
    „Ihre Augen, Patsy. Schau dir nur ihre Augen an – sie sind ja gar nicht gebrochen!“
    Seine Verlobte blickte gebannt in Glorias tiefblaue, weit aufgerissene Augen.
    „Deshalb wirkte sie auf mich auch so lebendig – trotz des furchtbaren Aussehens. Wie ist das möglich, Ron? Sie ist tot – das ist doch sicher.“
    Ronald Marvin zögerte. „Ich weiß bald selbst nicht mehr, was ich von all dem halten soll. Ich bin Reporter und gewöhnt, mir ein Urteil nur an Hand von Tatsachen zu bilden. Die tote Gloria ist eine Tatsache. Und doch: Was ich da sehe, ist so unwahrscheinlich, dass ich es noch immer nicht glauben will. Ich fühle mich, als erlebte ich einen bösen Traum.“ Er zwinkerte ein paarmal, wischte sich mit der Hand über die Augen, wie um einen unsichtbaren Schleier wegzureißen. Er blickte wieder auf die leblose Gestalt: Nein, er träumte nicht – die grässlich zugerichtete Gloria war bittere Wirklichkeit. Sie war weder ein Phantasiegespinst noch hatte sie sich durch sein Augenzwinkern in Luft aufgelöst.
    „Mir geht es nicht anders“, drang Patsys leise Stimme an sein Ohr, „ich kann auch nicht fassen, was ich sehe. Aber die verstümmelte Gloria ist keine Einbildung – ihr entstellter Körper erst recht nicht.“
    „Wir müssen uns damit abfinden, dass wir nicht träumen.“ Ronald wandte sich ab. „Wir müssen die Polizei und einen Arzt verständigen. Vielleicht erfahren wir durch sie Näheres über Glorias rätselhaften Tod.“
    „Wir?“ fragte Patsy überrascht. „Du willst doch nicht etwa auch nur eine Stunde länger als nötig in dieser gottverdammten Gegend bleiben, Ron?“ Ihre Frage klang wie ein entsetzter Schrei.
    „Ich muss“, entgegnete er fest.
    „Nichts musst du. Du hattest lediglich den Auftrag, sie zu interviewen. Jetzt lebt sie nicht mehr. Dein Auftrag hat sich damit erledigt. Lass uns mit dem nächsten Jet in die Staaten zurückfliegen.“ Sie warf ihm einen flehenden Blick zu. „Bitte, Ron – ich habe schreckliche Angst.“
    Er schaute sie eine Zeitlang nachdenklich an. Schließlich nickte er. „Okay, Kleines – fahren wir zum Flughafen.“
    „Wir verschwinden von hier, ja?“ Ihre braunen Augen leuchteten glücklich.
    „Wir nicht – du, Patsy.“
    „Was – ich soll allein …? Und du?“
    „Ich bin Reporter. Es ist mein Job, Sensationen nachzujagen. Außerdem habe ich mir vorhin geschworen: Ich werde herauskriegen, woran Gloria gestorben ist – koste es, was es wolle!“
    Patricia Colder schwieg. Sie kannte Ronald gut genug und wusste: Hatte er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, so führte er es auch aus. Selbst auf die Gefahr hin, dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen – und es zu verlieren.
    Während sie zu dem Alfa zurückgingen, musterte sie ihn unauffällig. In seinen dunklen Augen lag ein harter Glanz, seine schmalen Lippen erschienen ihr noch schmaler, ja, messerscharf zu sein.
    Er hat sich entschieden, dachte sie enttäuscht. Sinnlos, ihn länger zu bitten. Für ihn gibt es kein Zurück mehr.
    Vor Glorias chromblitzendem Sportwagen hielt Ronald an. Nachdenklich betrachtete er ihn.
    „Hierher wollte sie fliehen. Wahrscheinlich hätte er ihre Rettung bedeutet. Nur ein paar lächerliche Meter trennten sie von ihm. Kaum der Rede wert. Aber für Gloria ein paar verdammte Meter zu viel.“ Er blickte Patsy abwesend an. „Mir geht der seltsame Bursche in dem Rolls Royce nicht aus dem Sinn. Einer von uns beiden sollte hierbleiben, um aufzupassen, ob er zurückkommt …“ Doch als er in Patsys entsetztes Gesicht sah, überlegte er es sich rasch anders. „Schon gut, Liebes – wir bleiben zusammen.“
    Schweigend fuhren sie nach Bunslare.
    Patsy hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt und starrte durch die Windschutzscheibe abwesend auf das schmale Band der staubigen
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