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044 - Der Todesschwarm

044 - Der Todesschwarm

Titel: 044 - Der Todesschwarm
Autoren: Garry Patrick
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weiß, Mister Marvin. In den Moorgegenden Irlands erzählen sich die Leute schauerliche Geschichten von abscheulichen Wesen, deren Existenz man in unserer technisierten Welt als blanken Unsinn abtut. Und trotzdem – die Bewohner dieser Moore schwören Stein und Bein darauf, diesen merkwürdigen Gestalten schon des öfteren begegnet und von ihnen bedroht worden zu sein.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Zu Ihrer lebhaften Phantasie, die Sie mir mit Ihrer Insektentheorie bewiesen, würden ein paar Vampire gar nicht übel passen.“ Er setzte eine geheimnisvolle Miene auf. „Denken Sie nur, Mister Marvin: Schreckliche Vampire haben die schöne Gloria Barneby auf dem Gewissen!“ Er starrte auf die Decke, unter der sich die knochigen Glieder der Toten abzeichneten. „Für ausgewachsene Vampirzähne sind Ihre sogenannten Einstiche allerdings recht klein und mickrig. Aber bitte – es gibt ja auch Mini-Hasen und Mini-Hühner. Warum sollte es da keine Mini-Vampire geben?“ Er lachte schallend über seine Bemerkung.
    Ronald blieb todernst. „Wie erklären Sie sich die Einstiche sonst, Doktor?“
    „Überhaupt nicht“, entgegnete der Arzt, nachdem er sich wieder beruhigt hatte, „denn es handelt sich gar nicht um Einstiche, sondern einfach um geplatzte Bläschen. Sie sind durch eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf die Erreger entstanden.“
    „Und wie kommt es Ihrer Meinung nach, dass Glorias Augen nicht gebrochen sind?“
    „Auch das hängt höchstwahrscheinlich mit der eigenartigen Erscheinungsform der Krankheit zusammen. Aber wie gesagt – letzte Klarheit wird die genaue Untersuchung schaffen.“
    „Wann starb sie ungefähr?“ wollte der Sergeant wissen.
    „Vor zwei Stunden etwa.“ Wieder schaute der Arzt auf seine Uhr – er schien es sehr eilig zu haben.
    „Die Fußspuren beweisen eindeutig – Gloria muss in panischer Angst vor irgend etwas Furchtbarem geflohen sein“, mischte sich nun Patsy ein und kam langsam näher.
    „Sie scheinen sich ziemlich genau umgesehen zu haben, Miss Colder“, stellte Dr. Hillary fest und bedachte sie mit einem seltsamen Blick, unter dem Patsy ein eigentümlicher Schauer über den Rücken lief. „Wenn überhaupt, so flüchtete sie nur vor sich selbst, Miss. Versetzen Sie sich nur einmal in ihre Lage. Ein junges bildschönes Mädchen, froh und lebenslustig, das im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht; das bewundert, verehrt, geliebt wird; es ist vom Glück verwöhnt und steckt voller herrlicher Zukunftspläne: Plötzlich überfällt eine heimtückische Krankheit das arme Mädchen von einer Minute auf die andere. Voller Entsetzen erkennt es, dass aus dem strahlenden Filmstern eine Todeskandidatin geworden ist. Selbstverständlich rennt es in panischer Angst davon – will dadurch instinktiv dem Tod davonlaufen. Doch er holt es unterwegs ein und wirft es gnadenlos nieder.“ Er schaute die schlanke Fotografin, deren feste Brüste sich unter der rosa Nylonbluse deutlich abzeichneten, mit einer Mischung aus Spott und Mitleid an. „Sagen Sie, Miss Colder – aber bitte ehrlich: Wären Sie an Glorias Stelle etwa stehengeblieben und hätten seelenruhig auf den Tod gewartet?“
    Seine Erklärung leuchtete der Fotografin ein. Sie nestelte unruhig am Riemen ihrer Fototasche, die sie um die Schultern hängen hatte. „Bestimmt nicht“, erwiderte sie mit gesenktem Kopf.
    Zwei ganz in Schwarz gekleidete Männer traten auf den Arzt zu.
    „Können wir sie abtransportieren?“ fragte der eine.
    Dr. Hillary nickte.
    „Moment, Leute.“ Sergeant Priston hob gebieterisch die Hand. „Ich brauche noch ein paar Fotos für meinen Bericht nach Wexford.“
    „Einen Bericht?“ Doc Hillary hob die dünnen roten Augenbrauen. „Weshalb? Es handelt sich dabei um eine Krankheit – und nicht um ein Verbrechen, Sergeant.“
    „Sicher, aber es ist meine Pflicht, meiner vorgesetzten Dienststelle einen Bericht über den grausigen Fund vorzulegen. Mir behagt die zusätzliche Arbeit auch nicht gerade, zumal ich sowieso nicht gern schreibe. Aber was sein muss, das muss nun mal sein, Doktor.“ Er wandte sich an Patsy. „Bitte, schießen Sie ein paar Aufnahmen, Miss Colder. Leider haben wir es in Bunslare noch zu keinem Polizei-Fotografen gebracht.“ Er bückte sich und zog die Decke weg.
    Patsy nahm den Apparat aus der Fototasche und knipste die Tote von allen Seiten.
    Dr. Hillary schaute mit sichtlichem Missbehagen zu.
    „Seltsame Dinge passieren in letzter Zeit in
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