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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fakultät Parapsychologie gab es eine Besonderheit. Die Medien wurden bevorzugt behandelt. Immerhin hatte die Verwaltung begriffen, daß Menschen, die unter einem solchen Streß standen wie ein Medium, dessen PSI-Fähigkeiten von Dutzenden von Wissenschaftlern in die Mangel genommen wurde, Ruhe benötigten. Sehr viel Ruhe.
    Marina wohnte in einem Bungalow am Stadtrand.
    Hier gab es Grünzonen, hier gab es keine Durchgangsstraßen mit entsprechender Lärmbelästigung. Die Flugschneise des Airports befand sich auf der entgegengesetzten Seite der Stadt. KGB-Beamte gab es überall, die dafür sorgen sollten, daß kein feindlicher Spion Kontakt mit den Menschen aufnehmen konnte, die größtenteils als Geheimnisträger eingestuft waren, und - daß niemand entfloh.
    In der Stadt der Wissenschaftler endeten Perestroijka und Glasnost.
    Dembowsky blieb vor der Haustür des Bungalows stehen und vergrub die Türklingel unter seinem Daumen.
    Nach einer Weile wurde die Sprechanlage aktiviert. »Wer ist da?«
    Fedor nannte seinen Namen. »Ich muß mit Ihnen reden, Genossin Marina. Wenn Sie wollen, können Sie’s morgen von der Dienstzeit abziehen.«
    »Kommen Sie ruhig herein.«
    Als er den Türsummer hörte, trat er ein.
    Er brauchte sich nicht umständlich zu orientieren. Die Häuser waren Einheitsbauweise, und er hatte schon viele dieser Bungalows von innen gesehen. Er ging direkt zum kleinen Wohnzimmer durch.
    Von Marina keine Spur.
    Er ließ sich auf das Sofa fallen und wartete ab. Wenig später tauchte sie auf, mit nassem schwarzem Haar und in einen Bademantel gehüllt. »Was kann ich Ihnen anbieten?« fragte sie. »Wasser? Wein? Wodka?«
    »Ja«, erwiderte er.
    Sie war irritiert - natürlich. »Was denn nun?«
    »Alles. In beliebiger Reihenfolge.«
    »Ach, Sie wollen sich hier einnisten, Fedor? Wollen Sie auch mit mir schlafen?«
    Ihre Direktheit überraschte ihn. »Hm«, murmelte er und räusperte sich. Mit einer derartigen Aufforderung hatte er nicht gerechnet. Normalerweise war er derjenige, der die devoajkas zu solch angenehmer Tätigkeit einlud…
    »Nein? Überlegen Sie es sich, Genosse Fedor Martinowitsch«, sagte sie und öffnete ihren Mantel. Darunter trug sie lediglich ein westlich knapp geschnittenes Höschen. Fedor räusperte sich abermals. Marina schloß die Augen, öffnete sie wieder, und auf dem niedrigen Tisch stand eine Wodkaflasche und zwei Gläser. »Bedienen Sie sich, Fedor.«
    Er verzichtete darauf. »Lassen Sie diese unangebrachten Scherze, Marina«, sagte er. »Ich bin hergekommen, um mit Ihnen gerade darüber zu reden.«
    »Über den Wodka? Oder über mich?« Sie hakte einen Daumen unter den Gummizug ihres Slips.
    Ich glaube, die Sache wird interessant, dachte Fedor, der Abenteuern dieser Art nur selten aus dem Weg ging.
    »Über Ihre Art, Ihre Fähigkeit einzusetzen«, sagte er rauh.
    »Sie meinen den mißverstandenen Scherz von vorhin im Labor…«
    »… der das Institut mehr als vierzigtausend runde Rubelchen kosten wird, Marina, aber Geld ist zu verschmerzen, auch wenn sein Mangel einige unserer Projekte blockieren oder verzögern wird. Aber wichtiger ist, daß Sie anscheinend gar nicht wissen, was Sie damit anrichten können. Haben Sie niemals darüber nachgedacht?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Fedor.« Das Gummi wurde tiefer geschoben, über den Hüftknochen abwärts.
    »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß Sie für andere Menschen gefährlich werden können?« fragte er.
    »Ich bin für manche Menschen gefährlich«, sagte sie lächelnd. Das Höschen ging endgültig auf Halbmast. »Und ich habe Zeit, Fedor. Es ist schön, daß Sie hier sind.«
    »Wenn Sie nun einen wilden Wolf im Labor materialisiert hätten anstelle der Fliegen… oder einen Alligator… oder sonst etwas…«
    »Oder eine Wolke Giftgas«, sagte sie. »Ich weiß, was Sie meinen, Fedor, ich weiß es sehr gut. Glauben Sie mir, daß ich den Scherz mit gefährlicherem Viehzeug nicht gemacht hätte. Nicht einmal mit Mücken, weil die stechen. Die Fliegen aber… die haben nur eine Menge Krach gemacht. Schade, daß Sie beide es nicht so verstanden haben, wie ich es meinte…«
    Er hob die Hand.
    »Nein, sagen Sie nichts«, unterbrach sie ihn, noch ehe er eine Bemerkung von sich geben konnte. »Ich bin mir meiner Verantwortung mehr bewußt als Sie glauben. Ich weiß auch, welchen Zwecken die Experimente dienen, und daß Ihr Professor ein großes persönliches Interesse hat, dem er das
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