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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer
Autoren: Irene Rodrian
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Rotlicht nach Süden hinunter.
    Das war der fünfte Banküberfall in den letzten zwei Monaten. Alle waren um die Mittagszeit verübt worden, alle in kleineren Filialen und alle etwa nach dem gleichen Schema. Allerdings waren die Gangster bisher immer an einem Freitag gekommen, an dem Tag, an dem in den Tresoren die meisten Lohngelder zusammenkamen. Daraufhin hatte die City Police Warnungen an alle Banken ausgegeben und am Freitag jeweils die Wachen verstärkt.
    »Irgendwie müssen die Burschen davon Wind bekommen haben, denn sie haben den Wochentag geändert!« knurrte Phil und klammerte sich an dem Haltegriff fest, als ich mit quietschenden Reifen nach links abbog.
    »Oder es sind diesmal ganz andere«, gab ich zu bedenken, aber Phil schüttelte nur den Kopf. Es war auch unwahrscheinlich. Jedesmal hatten die zufälligen Augenzeugen' einen dunklen Wagen beobachtet, jedesmal waren es zwei oder drei Männer gewesen. Jedesmal hatte einer von ihnen eine Maschinenpistole gehabt, aber bisher hatte er sie noch nie benützt.
    In der Center Street hatte sich inzwischen eine Menge Menschen eingefunden, die in dicken Trauben um den Bankeingang herumstanden und die glühende Hitze nicht zu spüren schienen. Ich bremste den Jaguar und fuhr dann langsam weiter. Ein Sergeant teilte die Menge, die sich nur widerwillig zur Seite schob, um mich durchzulassen. Der Platz direkt vor der Bank war abgesperrt. Zwei Minuten berichtete uns der Captain der City-Police ausführlich, was er bis jetzt erfahren hatte.
    »War der Kassierer sofort tot?« fragte ich und sah zu der Tür hinüber, die jetzt wie der Eingang zu einem Tunnel wirkte.
    »Ja.« Der Captain wischte sich mit einer müden Bewegung den Schweiß aus der Stirn und winkte uns, ihm zu folgen. »Er bekam die ganze Ladung aus nächster Nähe, ebenso der junge Mann. Sein Name war Matt Carlee.«
    »Brauchbare Zeugen?«
    »Der einzige ist der alte Ken Lammont. Er ist als erster hingerannt, als die Sirene losging, aber leider haben sie ihn erwischt, er liegt im Krankenhaus. St. John's Hospital, zwei Straßen weiter.«
    »Vernehmungsfähig?«
    »Ich weiß es nicht, seine Schulter sah ziemlich übel aus, aber er ist ein zäher alter Bursche.«
    »Und sonst niemand?« fragte ich und sah auf die wimmelnde Menschenmenge hinunter. Der Captain schüttelte den Kopf.
    »Das sind doch alles nur Neugierige. Aber es gibt noch ein Mädchen.«
    »Welches Mädchen?« fragte ich sofort.
    »Sie ist die Sekretärin von Ted Quingley, dem Filialleiter. Sie war gerade im Drugstore nebenan zum Essen, als sie die Alarmanlage hörte…« Der Captain wurde plötzlich durch einen spitzen Aufschrei unterbrochen. Wir fuhren herum. Hinter uns stand am Eingang zum Kassenraum ein Girl von etwa 20 Jahren. Sie starrte an uns vorbei auf die Straße und das weiße in der Sonne blendende Pflaster des Gehweges. Sie sah unverwandt auf die mit Kreide gezeichneten Umrisse eines Toten, die kaum zu erkennen waren.
    »Aber Miß Delane, bitte, kommen Sie!« sagte in dem Moment ein älterer Herr, der hinter ihr in die Tür getreten war. Er nahm' ihren Arm, dann schien er uns erst zu bemerken. Der Captain stellte uns vor. Es war Mortimer Hamilton, der erste Direktor der Eastern National Bank.
    Er ging vor uns her in die leere Kassenhalle, in der nur ein Beamter der City Police stand, der uns meldete, daß die Untersuchungen abgeschlossen waren. Die beiden Toten waren schon ins Gerichtsmedizinische Institut gebracht worden, und die Fotos wurden entwickelt. Wir folgten Hamilton an dem noch immer geöffneten Panzerschrank vorbei zu Ted Quingleys Büro. Er schob einen Sessel für Miß Delane zurecht, die sich willenlos hineinsinken ließ. Dann entdeckte sie auf ihrem Tisch die Zigaretten und stieß einen kleinen Schrei aus. Wir sahen sie an. Sie nahm die angebrochene Packung auf und schob die einzelne Zigarette wieder zurück. Ich sah, daß ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
    »Das waren seine Zigaretten, er rauchte viel, ich nicht, aber ich mußte immer Streichhölzer bei mir haben, weil er seine stets verlor.«
    »Sie mochten ihn gern, nicht wahr?« fragte ich leise. Sie sah mich an, und mir fiel auf, daß sie überdurchschnittlich hübsch war. Sie hatte dunkelbraune Haare, mit einem weichen- rötlichen Schimmer und hellbraune Haut. Ihre Augen waren dunkelbraun, und man konnte sich vorstellen, wie es war, wenn sie lachten. Aber jetzt waren sie weit aufgerissen und von einem Tränengewebe verhangen.
    »Natürlich, wir haben fünf
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