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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis
Autoren: Paul Wolf
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Eisenkette in der Hand aus dem Hintergrund der Garage trat, schrie er markerschütternd auf.
    „Nur keinen Zwang auferlegen, Jimmy-Boy!“ sagte Leary fasziniert. „Geh nur ganz aus dir heraus! Hier ist niemand, der sich über deinen Schwanengesang aufregen könnte.“
    Der Alte hob abwehrend die Hände, als Leary über ihm stand und die schwere Eisenkette abwägend in den Händen hielt.
    „Du hast Angst, daß ich dich schlage?“ fragte Leary verwundert. „Aber wo denkst du hin? Ich schlage dich doch nicht. Ich werde dir nichts tun. Ich schwöre beim Schwarzen Kreis, daß ich nicht Hand an dich legen werde.“
    Leary wischte sich den Speichel vom Mund, beugte sich über die Beine des Alten und fesselte sie um die Knöchel. Nachdem er die Kette so stark angezogen hatte, daß es dem Alten einen erstickten Schmerzensschrei entlockte, hakte er in zwei Kettenglieder ein Vorhängeschloß ein und ließ es zuschnappen. Dann hielt er dem Alten den Schlüssel hin.
    „Dieser Schlüssel bedeutet deine Freiheit, Jimmy-Boy“, sagte er.
    Als der Alte danach griff, zog er ihn jedoch zurück.
    „Nein, so leicht wollen wir es dir nicht machen.“ Er warf den Schlüssel in Richtung des Autos. „Du mußt ihn dir holen, Jimmy-Boy. Wenn du ihn findest und es mit deinen kurzen Armen schaffst, das Schloß zu öffnen, bevor ich zurück bin, lasse ich dich frei. Ist das nicht ein feiner Vorschlag? Ich habe meinen Spaß mit dir gehabt. Mehr ist aus dir wohl nicht herauszuholen. Oder glaubst du, daß du noch zu einer Steigerung deiner Angst fähig bist?“
    Der Alte benetzte sich die Lippen, schüttelte verneinend den Kopf und brachte ein krächzendes „Nein“ zustande.
    Learys Augen leuchteten fast lüstern auf, als er in das verzerrte Gesicht des Alten blickte.
    „Dann viel Glück, Jimmy-Boy!“ sagte er und ging aus der Garage.
    Der Alte sah ihn aus den Scheinwerferkegeln treten und hörte seine Schritte verhallen. Er konnte nicht glauben, daß Leary ihn so ohne weiteres laufenlassen wollte. Wahrscheinlich lauerte er irgendwo dort draußen in der Dunkelheit und beobachtete ihn. Er hatte bestimmt noch irgendeine Teufelei ausgeheckt. Das konnte den Alten aber nicht davon abhalten, sein Glück doch zu versuchen. Er wollte nicht hier liegenbleiben, denn mit der Kette um den Beinen war er völlig hilflos. Vielleicht gelang es ihm wenigstens, den Schlüssel zu finden und seine Beine zu befreien. Dann hatte er gegen Leary zumindest eine geringe Chance.
    Er schleppte sich auf seinen kurzen Armen durch die Garage auf das Kipptor zu. Die Autoscheinwerfer blendeten ihn, so daß er überhaupt nicht sehen konnte, was dahinter vorging. Er kam sich wie in einer Arena vor, die mit Scheinwerfern ausgeleuchtet war; und er selbst war der Gladiator, der gegen einen unheimlichen und unsichtbaren Gegner anzukämpfen hatte.
    Er kam nur langsam vorwärts. Seine kurzen Arme waren nicht stark genug, um seinen Körper abzustützen. Doch endlich hatte er die Garageneinfahrt erreicht. Der Kühler des Chevrolet war nur noch zwei Meter entfernt. Er befand sich genau unter dem Kipptor.
    Hier mußte irgendwo der Schlüssel ‚sein. Der Alte Lastete mit zitternden Händen über den Boden. Und plötzlich spürte er kühles Metall zwischen den Fingern.
    Der Schlüssel!
    Er konnte sein Glück noch gar nicht fassen, als er sich aufraffte, seinen Körper krümmte und mit seinen kurzen Armen zu seinen Füßen hinunterlangte. Es kostete ihn unglaubliche Anstrengung, das Vorhängeschloß zu erreichen und den Schlüssel hineinzustecken. Gerade als er den Schlüssel umdrehen wollte, hörte er über sich ein Geräusch. Er blickte hoch und sah, daß das Kipptor wie ein Fallbeil auf ihn herunter sauste.
    Das Krachen des Tores vermischte sich mit dem Todesschrei des Bettlers. Dann herrschte Stille.
    Nur das Keuchen Frank Learys war zu hören, der das Schauspiel aus dem Wageninnern beobachtet hatte.
    Er legte seinen Kopf erschöpft auf das Lenkrad, aber um seinen Mund spielte ein seliges Lächeln. „Und du hast geglaubt, daß du zu einer Steigerung nicht mehr fähig wärst, Jimmy-Boy“, murmelte er mit entrückter Stimme.
     

     

Der Flug von Los Angeles nach New York war ohne Zwischenfall verlaufen. Ihre Maschine war planmäßig um vier Uhr nachmittags gelandet. Jetzt fuhren sie in einem Taxi vom Flughafen nach Manhattan.
    Dorian Hunter war der Einladung Tim Mortons, in New York Zwischenlandung zu machen, erst gefolgt, nachdem er in London telefonisch rückgefragt hatte,
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