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0423 - Eine Braut für zwei Millionen

0423 - Eine Braut für zwei Millionen

Titel: 0423 - Eine Braut für zwei Millionen
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ich nicht viel. Wie die meisten Südländer hatte Cornelli die Fähigkeit, großartig zu schauspielern.
    »Was denn, ihn hat’s erwischt? Ein Unfall?«
    »In seinem Alter ist jede Todesart ein Unfall«, sagte ich. »Er hing heute Morgen in seiner Wohnung. Im Wohnzimmer. An einem rosafarbenen Strick. Aber das wissen Sie ja wohl.«
    »Woher sollte ich das wissen? Sie sind der Erste, der mir davon berichtet!«, stieß er hervor. »Wer hat ihn aufgeknüpft, verdammt noch mal?«
    »Könnte er es nicht selbst getan haben?«
    »Ray?« Cornelli legte den Kopf zurück. Er lachte kurz und rau. Dann 16 wandte er sich an Barret. »Hast du das mitgekriegt, Tony?«
    Barrets Gesicht blieb so undurchdringlich wie die Betonwand eines Bunkers. Und genauso leer und hässlich. Er nickte, ohne etwas zu äußern. C'ornelli hatte keine andere Reaktion erwartet. Barrets Aufgabe bestand nicht darin, Ansichten und Meinungen zu formulieren. Er argumentierte entweder mit den Fäusten oder mit der Waffe.
    Tony Barret war achtundzwanzig Jahre alt. Er war blond und hatte flache graue Augen. Er war klein. In ihm steckte die explosive Dynamik, die viele Männer seiner Statur auszeichnet. Dummerweise hatte er die Vitalität in die falschen Bahnen gelenkt.
    »Also kein Selbstmord«, sagte ich.
    »Bestimmt nicht!«
    »Wer kann es getan haben?«
    »Eine naheliegende Frage«, meinte Cornelli und blinzelte leicht. »Haben Sie schon einen Verdacht?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Sie wünschen meine Unterstützung?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Ehrlich«, sagte er, »ich habe keine Ahnung, wer’s getan haben könnte.«
    »Wer ist sein Mädchen?«, fragte ich.
    »Du lieber Himmel«, meinte er. »Ray kennt Dutzende. Pardon, kannte. Er war immer hinter den Weibern her. Blondinen bevorzugte er.«
    »Eileen Horton zum Beispiel?«
    Cornelli blickte mich an, ruhig, ohne zu blinzeln. »Eileen Horton? Wer soll das sein?«
    »Die Tochter des Kunsthändlers.«
    »Kunst interessiert mich nicht.« Er grinste. »Ausgenommen die Kunst des Geldverdienens.«
    »Sie kennen den Namen Horton nicht?«
    »Noch nie gehört«, versicherte er.
    »Wann haben Sie Ray das letzte Mal gesehen und gesprochen?«, erkundigte ich mich.
    »Gestern Nachmittag, gegen fünf«, sagte Cornelli. »Er wollte ’nen Tipp fürs Pferderennen haben.«
    »Verstehen Sie etwas davon?«
    »Nicht die Spur«, meinte er, »aber ich habe ’nen guten Riecher. Ich gewinne immer.«
    »Beim Pferderennen«, schränkte ich ein.
    Er präsentierte lächelnd seine Reklamezähne. »Auch so«, versicherte er mir.
    »Haben Sie ihm den Tipp gegeben?«
    »Klar, ich habe ihm empfohlen, auf Dash II zu setzen.«
    Ich bekam noch die Namen des Buchmachers. Und der zurzeit beliebtesten Blondinen von Ray Gibbons. Es war ein Mädchen namens Jane Silver, ein Chorus-Girl vom Broadhurst-Theatev.
    Ich notierte mir die Namen und stand auf. »Ich wette, ich werde Sie in dieser Sache noch einige Male belästigen müssen.«
    Er brachte mich zur Tür. »Sie wissen, wie sehr ich mich jedes Mal über Ihr Kommen freue«, versicherte er.
    An der Tür blieb ich stehen. »Der Tod Ihres Freundes hat Sie nicht sonderlich mitgenommen.«
    Er lächelte mir in die Augen. »Gefühlsduselei ist der einzige Luxus, den ich mir konsequent versage. Mitleid bewegt nur die Erfolglosen. Zu denen zähle ich mich nicht.« Sein Lächeln wurde breiter. »Das schließt freilich nicht aus, dass ich bestimmten Gefühlen und Hoffnungen weiten Raum gebe. Ich wünsche zum Beispiel aufrichtig, dass es Ihnen gelingt, den Mörder zu fassen.«
    Ich grinste matt. »Das ist mal ein Wunsch, den ich Ihnen gern erfülle.«
    »Sie sind ein Optimist, was?«
    »Ein Realist«, stellte ich richtig. »Sie werden’s bald merken.«
    ***
    Abends um zehn Uhr klingelte ich an der weiß-gold gestrichenen Tür der Horton-Villa.
    Der Butler ließ mich ein.
    »Ist Miss Horton aus Chicago zurück?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich möchte sie sprechen.«
    Er führte mich in einen kleinen Salon, dessen Wände und Polsterstühle mit gelber Seicle bespannt waren. Ich setzte mich und wartete. Wenige Minuten kam das Mädchen herein, das Horton mir am Morgen auf dem Bild gezeigt hatte. Ich erhob mich. »Miss Horton?«
    Das Mädchen lächelte unsicher. »Ja, Sie wollen mich sprechen?«
    Ich nickte. »Mein Name ist Jerry Cotton.«
    »Ich weiß«, unterbrach sie mich. »Behalten Sie doch Platz! Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Die Wahrheit«, sagte ich ernst.
    Das Mädchen schluckte. Sie hatte eine zarte,
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