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0422 - Die Zeitpendler

Titel: 0422 - Die Zeitpendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie hatten sich aus dem optisch erfaßbaren Weltraum entfernt, waren durch die Dimensionen vorgestoßen und in die Dakkarzone hinein. In diesem fünfdimensionalen Überlagerungsraum hatten fremde Kräfte sie ergriffen.
    Ihr Vorhaben: Sie sollten die Hypersexta-Halbspur, die ihnen normalerweise zur Überbrückung der gewaltigen Entfernungen diente, als Polungspunkt für das Eindringen in die übergeordnete Dimension verwenden. In die sogenannte ASD, die Absolute Sechste Dimension. Dieses Vorhaben war gescheitert.
    Die fremden Kräfte rissen das mondgroße Schiff hin und her, erschütterten die Riesenzelle und schufen in den Wesen, die es ausfüllten, die Überzeugung, daß sie verloren waren.
    Waren sie verloren ...?
    Die Kräfte waren unbekannt und mit den Schiffsmaschinen - jenen mächtigen, höchst differenzierten Maschinen, die einen unaufhörlichen Strom von Energie in die verschiedenen Teile des Schiffes ergossen - nicht mehr zu beherrschen.
    Waren sie verloren ...?
    Sie waren zu einem Pendel geworden, dessen Bewegungsebene die Zeit war. Die beiden Maximalpunkte befanden sich in der realen Nullzeit des gegenwärtigen Kontinuums und sechsundvierzig Stunden in der Zukunft. Dieses Pendel schwang, ohne sich wirklich zu bewegen. Was sich bewegte, war die Zeit. Sie raste wie ein Weberschiffchen auf seiner genau errechneten Bahn hin und her, schlug einmal in der Realzeit an, dann wieder in der Zukunft. Hin und her, her und hin. Das gewaltige Schiff machte diese irreale, nur mit Meßapparaturen faßbare Bewegung mit. Abwechselnd waren die Insassen sechsundvierzig Stunden älter, dann wieder jünger. Hunger wechselte ab mit völliger Erschöpfung, angelerntes Wissen wurde vergessen und war plötzlich wieder greifbar. Nur die Aggregate, Uhren und Meßgeräte blieben unbestechlich und registrierten jede der zahllosen Veränderungen wie irreale Seismographen.
    Wäre ein Übersetzungsgerät, das zugleich die fremden Denkschemata registrierte und bei der Übertragung mit einschloß, vorhanden gewesen, würde es den Zustand der Besatzung des mondgroßen Schiffes so oder ähnlich beschrieben haben.
    Denn: Sie waren keine Menschen ... oder waren sie es doch?
    Ihre differenzierenden Zeitebenen waren unendlich geworden. Lecufe saß vor seinem Schaltpult. Es war eine gewaltige Anlage, die wie eine Viertelkugel, von Pol zu Pol durchgeschnitten, vor ihm quer über den Kugelraum des Arbeitsraumes schwang.
    Oder des Raumes, den ein Translator als „Arbeitsraum" übersetzt hätte.
    „Die differenzierenden Zeitebenen sind unendlich geworden", murmelte Lecufe. Er war relativ jung und kühn. Seine Gedanken bewegten sich in verwegenen Bahnen, und er versuchte fieberhaft, einen Ausweg aus der offensichtlichen Notlage zu finden. Aus dem Innern des Schiffes kamen Töne wie von einem mächtigen Gong. Dann eine Serie knatternder Geräusche, die auf brechendes Metall oder durchschlagende Sicherungen hindeuteten.
    „Was hat das zu bedeuten?" fragte sich Lecufe.
    Noch immer raste das Schiff zwischen der Gegenwart und der Zukunft hin und her.
    Etwa zwanzigtausend Wesen in dieser Spezialstation, die in die Zukunft vordringen sollte, befanden sich in höchster Not. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ein totaler Zusammenbruch die gesamte Station und deren Insassen vernichtete.
    Lecufe drückte auf eine technische Schaltanordnung, die ein Translator als „Taste" etwa zutreffend beschrieben hätte.
    Sofort erhellte sich vor Lecufe ein runder Sichtschirm. Ratschat war zu sehen. „Lecufe, Sie haben mich gerufen?"
    „Ja", sagte der Junge zu dem Älteren. „Ich habe Sie gerufen. Ich sehe hier auf meinen Geräten, daß die Schwankungen unvermindert anhalten. Was schlagen Sie vor - wenn Sie etwas vorzuschlagen haben?"
    Ratschat verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse; es konnte ein bitteres Lachen sein oder der Ausdruck der Verzweiflung.
    Ratschat war der militärische Chef des Unternehmens. Das heißt, daß innerhalb des Staates eine Kontrolltruppe aus Wissenschaftlern und Verwaltungsbeamten bestand, die sich durch eine besonders straffe Disziplin auszeichnete - gleichzeitig leitete Ratschat dieses Unternehmen.
    Sein unmittelbarer Untergebener war Lecufe. Also der zweitwichtigste Mann in dem mondgroßen Kugelraumschiff.
    „Ich schalte Ihnen ein Bild in Ihr Büro", sagte Lecufe. „Dort können Sie in einer graphischen Darstellung genau die Intervalle erkennen, in denen sich die Zeitstation zwischen Gegenwart und Zukunft bewegt."
    „Ja,

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