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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume
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begriff, daß er mir etwas zu sagen hatte, aber nicht vor Dillard sprechen wollte. Ich nickte unmerklich und wandte mich wieder an Dillard.
    »Wenn die Tote die Freundin von ihrem Sohn sein sollte, und sie war in anderen Umständen, dann wirft es ein sehr sonderbares Licht auf Ihren Sohn!«
    »Ich verstehe, daß Sie glauben, mein Sohn habe sich ihrer entledigt. Aber ich sage Ihnen, Sie irren sich gründlich!« Er ging um den Tisch herum, packte seine Frau bei den Schultern, zog sie hoch und nahm sie mit hinaus.
    Andy und Doris standen an die Wand gelehnt und sahen ihren Eltern nach, die durch die Tür ins Innere des Hauses verschwanden.
    Andy sagte sehr leise, aber doch laut genug, daß wir es verstehen konnten: »Mir hat Harvey gesagt, daß er das Girl gern hatte!«
    »Können wir gehen?« fragte Doris.
    Ich nickte.
    ***
    »Sie wollten mir noch etwas sagen?« wandte ich mich an Barell.
    Er nickte. »Kommen Sie mit zu mir, ich möchte nicht, daß Clark wieder hereinkommt.«
    Wir gingen über den kurzgeschorenen Rasen des Dillardschen Grundstückes, kamen auf den verwilderten Streifen, der die beiden Gärten trennte, und blieben kurz bei der Baugrube stehen, wo zwei Männer standen, die Wache hielten.
    Edwin Barells Haus war nicht weniger kostspielig als das von Dillard.
    Aber es strömte nicht die gleiche Atmosphäre kalten Wohlstands aus, es war nicht dieser unpersönliche und glatte Luxus.
    Bareil ging uns voraus und knipste innen das Licht an.
    Der Raum, in den wir kamen, unterschied sich in der Anlage nicht von Dillards Salon, aber trotzdem wirkten die Zimmer nicht ähnlich.
    Die Wände waren bis oben hin mit Bücherregalen bedeckt, aus denen die Bücher schon herausquollen. Stilmöbel füllten jede Ecke, dicke persische Teppiche bedeckten den Boden, weiche abgewetzte Ledersessel zeigten an, daß sie häufig benutzt wurden.
    Barell forderte uns mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen, und drückte auf einen Klingelknopf.
    »Es ist etwas eng hier, ich habe Hildas Möbel mit hereingestellt, ich konnte sie einfach nicht abgeben!«
    Die Tür ging fast lautlos auf, und ein Filipino-Diener in der Uniform eines englischen Butlers kam herein.
    »Ja, Sir?« sagte er.
    »Tee und Whisky!« sagte Barell, und der Boy verschwand wieder.
    »Rauchen Sie?« fragte Barell und schob mir eine flache Holzkiste mit echten Havannas herüber. Ich dankte und holte meine Zigaretten heraus.
    »Wie alt war Harvey, als er verschwand?« fragte ich.
    »Vor sieben Jahren genau 22 Jahre. Er muß jetzt fast dreißig sein.«
    »Sie verstanden sich gut mit ihm?«
    »Sehr gut. Er war mir ähnlicher als Clark.«
    »Sprach er mit Ihnen über das Mädchen?«
    »Ja, sie hieß Ann Graham.«
    »Haben Sie sie kennengelernt?«
    Barell sah hoch. In dem Moment klopfte der Diener kurz an die Tür und kam dann mit einem großen Tablett herein. Er deckte mit flinken Bewegungen den kleinen Tisch vor uns und stellte vör jeden eine Tasse, ein Glas und ein Besteck. Dazu eine Kanne dampfenden Tees, eine Kristallkaraffe mit goldgelbem Whisky und eine Platte mit Sandwiches.
    »Gut, danke!« sagte Barell. Als der Diener fort war, schenkte er uns ein.
    »Vielen Dank. — Ich fragte vorhin, ob Sie Ann Graham kennengelernt haben?« erinnerte ich ihn an unser unterbrochenes Gespräch.
    »Ja, Harvey brachte sie einmal herüber. Ich fand sie nicht übel, ein nettes natürliches Girl.«
    Barell saß gelassen in seinen Sessel gelehnt da. Die Zigarre zwischen den Fingern, eine zierliche Porzellantasse mit Tee in der Hand, trotz seiner mindestens sechzig Jahre noch dunkelhaarig. Mit dem Hintergrund der Bücherwand sah er aus wie ein Reklamefoto für altenglischen Tee.
    Er schien meine Gedanken zu erraten, denn er lächelte leicht und sagte:
    »Hilda, meine Schwester, verspottete mich immer wegen meiner englischen Allüren, aber ich denke, im Grunde war sie nicht viel amerikanischer als ich.«
    »Woher stammen Sie?«
    »Aus Chicago! Ausgerechnet. Unser Vater hat sein Geld mit Konservenfabriken gemacht, und unser Großvater hat den Grundstein dafür gelegt. Aber er kam wenigstens aus Irland!«
    »Sie könnten uns vielleicht ein Foto von Harvey geben!« sagte ich unvermittelt.
    Barell stand auf. Er ging zu einem kleinen Schreibtisch und brachte uns eine 9xl2-Vergrößerung von einem Schnappschuß, der einen jungen Mann in Reithosen und Pullover zeigte.
    Viel war nicht zu erkennen. Kantiges energisches Gesicht, weicher Mund, blonde Bürstenhaare, kräftige schlanke Figur.
    »Er
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