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0419 - Der Grusel-Star

0419 - Der Grusel-Star

Titel: 0419 - Der Grusel-Star
Autoren: Jason Dark
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Ihre Gesichter waren ausdruckslos, aber ich entdeckte in den Gürteln der Kerle schwere Revolver. Zuerst sahen die Männer uns an, dann fielen ihre Blicke auf Deck, wo die aus dem Wasser gefischte Mumie lag.
    Sofort änderte sich ihre Haltung. Einer griff zur Waffe, der andere sprang auf Nikos zu.
    Ich mußte mich um den Revolverhelden kümmern und rammte ihn hart mit dem Schulterknochen. Er flog zurück, prallte gegen die Reling und fing sich von mir einen Treffer ein, der ihn fast über Bord katapultiert hätte. Aus seiner Nase rann Blut, er trat leicht weg, so daß ich Gelegenheit fand, mich wieder zu bewaffnen.
    Als der Kerl merkte, daß ich ihm den Revolver abgenommen hatte, wollte er weg. Er hatte kaum sein rechtes Bein gehoben, da schnappte ich ihn mir und zog ihn heran. Blitzschnell drückte ich ihm die Mündung gegen die Wange und zeigte mich mit ihm an der Reling. Sichtbar für die anderen hielt ich ihn als Schutz vor meinen Körper, und auch sichtbar war die Kanone in meiner Rechten.
    Die Kerle mit den Maschinenpistolen konnten nicht eingreifen, wenn sie ihren eigenen Mann nicht gefährden wollten. Ich schrie ihnen zu. »Dreht ab! Verschwindet wieder!«
    Sie verstanden mich schon, denn sie winkten mir zu. Nur war es kein freundlicher Gruß. Wenig später zog der Steuermann das Boot herum und jagte wieder in Richtung Yacht.
    Ich atmete zunächst einmal auf, behielt den Kerl im Griff und drehte mich mit ihm zusammen um.
    Der zweite saß auf den Planken und hatte beide Arme erhoben, weil er in die Mündung von Sukos Beretta schaute. Nikos stand neben meinem Freund und atmete schwer. Er mußte etwas abbekommen haben, denn er preßte eine Hand gegen seine Wange.
    Aus dem Ruderhaus rannte der Alte. Er war furchtbaraufgeregt, sprach ohne Unterlaß und spie vor den beiden Kerlen aus. Nikos mußte ihn beruhigen und ihm erklären, daß er die Fahrt fortsetzen sollte.
    Ich aber wollte mich um die Typen kümmern. Mein Gefangener mußte sich neben seinen Kumpan setzen und die Arme ebenfalls anheben. »So«, sagte ich, »und jetzt werden wir uns mal unterhalten…«
    ***
    Es blieb ein Wunschtraum von mir, denn die beiden Männer zeigten sich verstockt wie Austern. Sie sagten nichts. Stumm saßen sie da, hielten ihre Arme hoch, grinsten manchmal, und mir kam es so vor, als würden sie auf etwas warten.
    Wir dampften inzwischen mit voller Kraft unserem Ziel entgegen. Lange wollten wir an Deck nicht mehr bleiben. Auch Nikos versuchte es, doch er biß auf Granit.
    »Sollen wir sie foltern?« schrie der junge Mann. »Ich kenne da Mittel aus türkischen Gefängnissen…«
    »Nein!« rief ich dazwischen. »In unserem Beisein wird kein Mensch gefoltert.«
    »Aber es sind Piraten. Die hat man früher einfach an die Rah gehängt. Als Abschreckung für andere.«
    »Trotzdem!«
    Er hatte meine entschlossene Antwort vernommen und wandte sich ab. Ich versuchte es noch einmal und sprach davon, daß wir sie der Polizei übergeben würden.
    Jetzt redeten sie. Und zwar gemeinsam. »Nein, das wird nicht geschehen.«
    »Und wieso nicht?«
    »Es wird nicht geschehen!«
    Mehr sagten sie nicht. Ich bohrte weiter, auch Suko versuchte es, aber sie blieben stumm. Dafür rief Nikos etwas. Er deutete auf das Wasser. Wir blickten ebenfalls hin und sahen abermals den gewaltigen dunklen Schatten der Yacht.
    Diesmal lief sie nicht parallel, sondern in einem spitzen Winkel auf uns zu.
    Nikos ging einen Schritt zurück. Sein Gesicht war angespannt.
    »Verdammt!« flüsterte er. »Das sieht nicht gut aus.«
    »Wieso?«
    »Die… die kommen immer näher.«
    »Und?«
    »Ja, sie werden uns rammen wollen.«
    Ich hatte schon angesetzt, um zu lachen, doch das blieb mir im Hals stecken. »Rammen?« flüsterte ich. »Hier an der Küste? Das ist doch…«
    »Sehen Sie einen Zeugen?«
    »Nein, das nicht, aber…«
    »Hören Sie, John. Die Yacht kann auch als Eisbrecher fahren, wie man sagt. Ihre Bordwände sind verstärkt worden. Man spricht da von Panzerplatten.«
    »Und die zerschneiden uns.«
    »So ist es.«
    Ich sagte Suko Bescheid, der die Gefangenen unter Kontrolle hielt. Im Ruderhaus betätigte der Alte die Schiffssirene. Der Laut hallte nicht nur über das Deck, auch über das Wasser, aber die Burschen auf der Yacht kümmerten sich nicht darum.
    Volle Kraft voraus, hieß es.
    Ich stand da und konnte nichts tun. Auf einmal fühlte ich mich hilflos. Wie ein Klotz wuchs das wesentlich größere Schiff vor unseren Blicken in die Höhe. Der Trawler war nicht
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