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0417 - Silbermond-Vampir

0417 - Silbermond-Vampir

Titel: 0417 - Silbermond-Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Meter weiter ein Körper fast ungebremst in die Tiefe.
    Zwölf Meter dauerten nicht mal zwei Sekunden. Aber dann jagte ein zweiter Körper in die Tiefe, und der andere, der bereits unten angekommen war, fing mit blitzschnell hochgereckten Armen den zweiten auf. Der Mann in Schwarz hatte den schnellsten Abstieg genommen und Omikron aufgefangen wie einen Spielball.
    Dann waren auch Zamorra und Nicole unten. Nicoles schwarzer Lederoverall hatte den Abstieg im Geäst noch am unbeschadetsten überstanden. Nur ihre Haare waren zerzaust.
    Zamorras Anzug hatte etwas stärker gelitten.
    Er legte den Kopf in den Nacken und versuchte, oben am Nachthimmel die Station über den Bäumen zu erkennen.
    Er sah nichts!
    »Unsichtbar, Zamorra…«, erklärte Omikron ungefragt, weil er Zamorras Erstaunen richtig deutete. »Unsichtbar wie in der Luft über England, als wir Ihren Wagen hochzogen und unsichtbar wie bei der Landung am Berghang neben dem Château Montagne.«
    »Station entfernt sich talwärts«, erklärte der Mann in Schwarz monoton. »Es war unmöglich, sie länger stabil zu halten. Ich habe sie auf Südkurs gebracht, damit sie nicht direkt über uns explodiert.«
    Da explodierte etwas.
    Sie sahen nur den Lichtschein hinter den Bäumen, tiefer unten am Hang und bestimmt zwei bis drei Kilometer entfernt. Unheimlich grell blitzte es auf, aber es gab keine Geräuschentwicklung, und es gab auch keine durch die Luft rasenden glühenden Trümmerstücke. Nur diese unheimliche Helligkeit, die jedes einzelne Blatt eines jeden Baumes, der sich zwischen dem Explosionsort und den Menschen befand, erkennbar machte.
    Dann gab es auch die Helligkeit nicht mehr. Die künstliche Sonne in der Nacht, die für ein paar Sekunden Dauer entstanden war, hatte ihre Energie restlos verstrahlt, und nur noch der Mond oben am Himmel spendete etwas Licht…
    »Aus«, sagte Zamorra. »Das war’s… und wir hätten keine Sekunde länger mehr an Bord bleiben dürfen. Ist diese Explosion eigentlich in eine andere Dimension hinein geleitet worden, daß wir außer dem Lichtschein nichts bemerkt haben?«
    Omikron nickte.
    »Ja, Zamorra, und hoffentlich hat es eine Art Kontroll-Rückkopplung zum ERHABENEN gegeben. Dann gelten wir jetzt doch für tot und haben unsere Ruhe..«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Omikrons Wunschträume würden so schnell nicht in Erfüllung gehen. Es lag in der Natur der Dinge, daß sie beide schon bald wieder aktiv werden würden, und Sara Moon, die ERHABENE, würde das zwangsläufig mitbekommen. Damit wurde ihr dann auch klar, daß der Befehlsverweigerer Omikron noch existierte, denn entweder gingen sie alle mit der Station unter oder keiner.
    Aber warum Omikron jetzt mit dieser Überlegung enttäuschen? Dafür war später Zeit.
    »Versuchen wir, herauszufinden, wo wir uns aufhalten. Hoffentlich ist eine Ortschaft in nicht allzuweiter Entfernung.«
    »Und wohin bewegen wir uns?«
    Zamorra deutete talabwärts. »Unten ist die Wahrscheinlichkeit größer, auf Häuser und Menschen zu stoßen. Wenn wir im Tal sind, sehen wir weiter.«
    Er setzte sich in Bewegung, um das Unterholz zu durchdringen.
    Es war der Moment, in dem noch etwas anderes geschah…
    ***
    Der Vampir hatte von Marinas Blut getrunken und sah ungerührt zu, wie sie vor ihm in die Knie sank. Er ließ sie fallen und griff auch nicht ein, als sie dann seitwärts stürzte und im Flur liegenblieb.
    Sie war doch nur ein menschliches Wesen. Und auch wenn er den Vampir-Keim an sie weitergegeben hatte, stand sie weit unter ihm. Erst wenn sie selbst Blut getrunken hatte, würde sie wirklich zur Vampirin werden.
    Er hatte ihr genug gelassen, damit sie vorerst noch weiter existieren konnte, bis sie eine Möglichkeit fand, den neu geweckten Neigungen nachzugeben. Deshalb war er auch noch nicht gesättigt.
    Er witterte.
    Er spürte noch mehr Leben in diesem Haus. Das Mädchen, das ohnmächtig und entkräftet vor ihm lag, war nicht die einzige Bewohnerin.
    Der Vampir folgte seiner Witterung, um die Gier in ihm zu stillen…
    ***
    Nicole spürte, wie das Verlangen wieder in ihr aufstieg. Der vampirische Durst…
    Sie hatte zu ihrer eigenen Überraschung lange Zeit ausgehalten. Sie kämpfte auch jetzt noch dagegen an und bemühte sich, die Gier zu unterdrücken. Aber wie lange würde es ihr noch gelingen?
    Zamorra ging vor ihr. Sie glaubte die Wärme seines Blutes durch Haut und Kleidung hindurch spüren zu können. Aber gerade die Tatsache, daß es der Mann war, den sie so sehr
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