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0417 - Die Straße der Gräber

0417 - Die Straße der Gräber

Titel: 0417 - Die Straße der Gräber
Autoren: Jason Dark
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ich es ihm sagen?«
    »Ja.« Beinahe antworteten sie im Chor.
    »Ist gut, dann bin ich euer Sprecher.« Er nahm noch einen Zug und pustete den Rauch in meine Richtung. »Klar, Sinclair, wir haben Sie nicht umsonst geholt, denn wir sind eine verschworene Gemeinschaft. Eine Schicksals-Clique.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Es ist gar nicht so schwierig, wie es sich eigentlich anhört. Sie kennen sich in gewissen Dingen aus, die ich mal mit dem Wort mystisch umschreiben will. In den letzten Jahren, als die Computer auf dem Vormarsch waren, haben sich die Menschen überlegt, daß es noch etwas anderes geben muß als diese verdammte seelenlose Technik. Und sie haben ihre eigenen Grenzen und Barrieren überwunden, um zu dem zurückzufinden, was eigentlich in ihnen steckt. Zur menschlichen Seele. Vor zwanzig Jahren hätte man diese Leute ausgelacht. Heute denkt man anders über Begriffe wie Seelenwanderung, Karma, Leben nach dem Tod und auch Reinkarnation. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?«
    »Ja, reden Sie weiter.«
    »Um den letzten Begriff, die Reinkarnation, geht es mir, Mr. Sinclair. Sie ist der Grund für Ihre Entführung. Denn Sie als Person sind für uns so etwas wie eine Verbindung zum Jenseits.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Dann will ich deutlicher werden. Ich habe Ihnen von meinen Erlebnissen berichtet. Von diesem Tal, dem kleinen Ort, den sieben Kreuzen oder Gräbern…«
    Er stäubte Asche ab. »Ich will noch einmal auf die Reinkarnation zu sprechen kommen. Wir alle, die wir hier sitzen und uns zusammengefunden haben, glauben daran. Wir alle haben schon einmal gelebt. In früheren Zeiten als andere Menschen. Da stehen wir nicht allein. Prominente Zeitgenossen behaupten, schon einmal gelebt zu haben, und sie scheuen sich nicht mehr, über Erlebnisse zu sprechen, die hinter ihnen liegen. Vor kurzem lief sogar hier im deutschen Fernsehen eine Diskussion über die Wiedergeburt. Man öffnet sich also. Das alles wußten wir schon viel früher. Obwohl wir uns nicht kannten, gab es doch unsichtbare Bande zwischen uns, die einen Zusammenhalt garantierten. So war es eine zwangsläufige Folge, daß wir plötzlich zusammentrafen. Wir sind eine Gruppe, wir sind zu siebt, und sieben Gräber habe ich gesehen. Ein Ort mit sieben Gräbern, ein Ort mit sieben Körpern, Körper, die einmal wir gewesen sind, verstehen Sie jetzt, Sinclair?«
    Natürlich, ich begriff. Die Stimme des Mannes hatte sich in den letzten Sekunden gesteigert, Tremper war erregt, kein Wunder, und ich dachte plötzlich anders über ihn.
    »Sie haben also Ihr Grab gefunden?« fragte ich.
    »So ist es. Aber nicht allein ich. Auch meine anderen Freunde fanden den Platz, wo sie damals in ihrem ersten Leben begraben worden sind. Das Dorf mit den sieben Gräbern. Man hat uns nebeneinander gelegt. Aus welchem Grunde, weiß ich nicht, aber das müssen wir noch herausfinden. Jedenfalls müssen wir damals in unserem ersten Leben eine Gemeinschaft gebildet haben, sonst hätte man uns nicht zusammen beerdigt.«
    »Wer waren Sie?« fragte ich.
    »Das wissen wir nicht.«
    Ich wunderte mich. »Aber Sie haben doch Erinnerungen an Ihr erstes Leben, sonst hätten Sie nicht mit einer so großen Deutlichkeit reagiert. Sie müssen einfach wissen, wer Sie gewesen sind.«
    »Nein!«
    Ich blickte die sieben Leute an. Sie sahen nicht sehr glücklich aus, eher gequält, als würde eine Last auf ihrer Seele liegen und sie bedrücken.
    Ich fragte weiter. »Was wissen Sie überhaupt voneinander?«
    Diesmal antwortete nicht Tremper, sondern die junge Frau mit dem roten Stirnband. Sie trat ein wenig vor, um mich direkt ansehen zu können. »Nichts wissen wir von uns«, sagte sie leise. »Wir hatten allesamt das gleiche Erlebnis, dieser innere Sturm, der plötzlich auf uns zukam und uns in eine andere Ebene schleuderte. Wir haben gesehen. Die Landschaft hier, die sieben Gräber, das düstere Tal, die Berge, die Hänge, das alles sahen wir, aber wir waren nicht in der Lage, irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen. Nur eines spürten wir. Es wird Zeit, daß wir den Vorhang wegziehen und mehr über unser erstes Leben erfahren.«
    »Das hier stattgefunden hat?«
    »Richtig, Mr. Sinclair.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte nach. Natürlich erinnerte ich mich an die vier Reiter, die in Trempers Erzählungen eine Rolle gespielt hatten. Ich kannte die Reiter verdammt gut, sie waren die Begleiter des Schwarzen Tods gewesen. Man bezeichnete sie auch als die
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