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0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

Titel: 0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
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Die Bretter splitterten krachend.
    Einen Augenblick später hielt ich Susan in meinen Armen. Ihr Gesicht war bleich, ihr Atem ging stoßweise. Ihr Retter war Carl Bradfish, der für Motter gearbeitet hatte. Er sah mich an, als erwarte er einen Orden. Er hätte ihn auch bekommen, wenn das meine Sache wäre.
    »Gut gemacht, Carl!«, sagte ich, immer noch benommen von dem Ereignis. Er keuchte und grinste verschämt. Susan war außerstande, einen Ton von sich zu geben. Wahrscheinlich hatte sie noch nicht ganz begriffen, welcher Gefahr sie da entronnen war. Eine Menschenmenge begann sich um uns zu sammeln, allerdings hielten die Leute gebührenden Abstand ein. Der Kranführer kletterte eine eiserne Leiter herunter.
    »Bringen Sie Susan ins Büro«, sagte ich zu Carl. »Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin!«
    Ich erwartete den Kranführer am Ende seiner Leiter. Er hatte einen hochroten Kopf wie ein Puter und stotterte vor Aufregung.
    »Es ist nicht meine Schuld, Mister! Ich habe die Last richtig aufgesetzt, aber jemand schob sie wieder zurück!«
    So etwas Ähnliches hatte ich bereits vermutet.
    »Haben Sie den Mann erkannt?«
    »Nein!« Er zitterte an allen Gliedern. Ich ließ ihn stehen und kletterte die Hühnerleiter hinauf, über die die Arbeiter an ihren Beschäftigungsort gelangten. Sie standen in einem dichten Haufen, beugten sich über die Brüstung und brüllten aufgeregt durcheinander. Als ich erschien, wandte sich ihre Aufmerksamkeit mir zu. Ein älterer Mann, ein Vorarbeiter wahrscheinlich, erschien mir geeignet, meine Fragen zu beantworten.
    »Wer hat die Last auf die Straße hinunter gestoßen?«
    »Von uns war es keiner«, sagte er bedächtig. »Ich hatte alle meine Leute im Auge. Vielleicht der Inspektor…« Er wischte sich mit der Hand über die Augen und kam meiner Frage zuvor. »Ein Inspektor von der städtischen Baubehörde war vorhin hier. Er kam mir gleich seltsam vor. Während diese Burschen sonst alles genau wissen wollen, stellte der hier nicht einmal Fragen… Er muss es getan haben!«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Hm! So genau habe ich ihn auch wieder nicht angeschaut. Eine karierte Jacke, glaube ich…«
    Ich wusste genug. Dem Kerl war jedes Mittel recht, mich dazu zu bewegen, die Finger von der Detektei zu lassen. Ich ging zurück ins Büro.
    Im Büro fand ich nur Carl Bradfish vor. Susan war nirgends zu entdecken. Der junge Mann mit der spitzen Nase saß hinter meinem Schreibtisch und spielte mit einer Luger.
    Ich war ihm zu Dank verpflichtet, er hatte sich besonnen und umsichtig gezeigt. Trotzdem gefiel mir die gefährliche Waffe in seiner Hand nicht. Die Luger ist die bevorzugte Pistole für schwere Jungs.
    »Haben Sie einen Waffenschein?«, fragte ich.
    Er hob die Mündung noch und richtete sie auf mich. Bradfish sah mich grinsend an.
    »Nun seien Sie einmal nicht kleinlich, Cotton. Hauptsache, sie ballert los, wenn ich den Finger krumm mache!«
    »Nehmen Sie die Kanone weg!«
    Der Lauf bohrte sich immer noch in meine Richtung. Der Sicherungsflügel war nach vorn geschoben.
    »Und so was will Detektiv sein!« Er stützte die Waffe auf seinen linken Arm und machte den rechten Zeigefinger krumm. Das hässliche schwarze Loch der Mündung zeigte genau auf mein Herz.
    ***
    Mit einem Satz hockte ich auf der Schreibtischplatte. Noch im Sprung hatte ich Bradfish mit der Faust erwischt. Er kippte zusammen mit dem Stuhl zurück. Ich hob die Luger auf und zog das Magazin heraus.
    Es war leer. Auch in der Kammer befand sich keine Patrone. Der Narr hatte tatsächlich gespielt. Die Waffe war nicht geladen.
    Ich machte mich auf die Suche nach Susan Angel. Sie lag in der Küche auf der Couch, mit einer Wolldecke zugedeckt.
    »Ich weiß nicht, was ich hier soll«, lästerte sie. »Carl tut, als wäre ich sterbenskrank. Dabei fehlt mir doch gar nichts.«
    »Bleiben Sie noch eine Weile liegen«, sagte ich streng und füllte eine Teekanne mit Wasser aus der Leitung. Damit ging ich zurück ins Büro. Bradfish regte sich immer noch nicht. Vorsichtig goss ich ihm den Inhalt der Kanne ins Gesicht. Er prustete eine Weile, dann schlug er die Augen auf. An die Wand gestützt, richtete er sich auf.
    »Und so was will Detektiv sein«, zitierte ich ärgerlich. »Lassen Sie solche Scherze lieber bleiben! Ich hätte es beinahe ernst genommen.«
    Er rieb sich die schmerzende Stelle am Kinn und stöhnte leise.
    »Sie verstehen aber auch gar keinen Spaß, Cotton!«
    »Von der Art nicht«, gab ich zu. »Wenn ich nun
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