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0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

0415 - Er starb auf einer heißen Fährte

Titel: 0415 - Er starb auf einer heißen Fährte
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stellte mich ans Fenster und beobachtete die bereits in den Häuserschluchten aufflammende Lichtreklame des Kinos an der Ecke. Die Ereignisse des heutigen Tages zogen an mir vorbei, als es wieder einmal an die Tür klopfte. Durch Erfahrung gewitzt, schnellte ich herum.
    Lieutenant Beekman zog missbilligend die Brauen hoch, als er die Webley in meiner Hand bemerkte.
    »Soll wohl neuen Kunden zeigen, wie fix Sie mit der Pistole sind«, grinste er. »Früher waren Sie doch nicht mit dem Schießeisen so rasch bei der Hand!«
    Ich ärgerte mich und steckte die Waffe ins Halfter zurück.
    »Wie weit sind Sie eigentlich in der Mordsache Motter?«, fragte ich.
    »Wir machen Fortschritte!« Jetzt grinste ich. Er sah mich erst unbehaglich an, dann lachte er mit. »Sie haben sich sicher auch Gedanken darüber gemacht. Sind Sie zu einem Ergebnis gekommen?«
    »Genauso wenig wie Sie, Lieutenant. Aber ich will Ihnen noch etwas sagen. Der Mann, der Motter erstochen hat, schläft nicht. Der Fall ist noch lange nicht zu Ende.«
    Sobald er gegangen war, schloss ich mein Büro ab und ging hinunter. Auf der Treppe fiel mir ein, dass die Brandbombe noch immer im Nebenzimmer auf Susans Schreibtisch lag. Aber ich ging nicht mehr zurück. Die Zeit drängte, wenn ich einigermaßen pünktlich sein wollte.
    Meine Wohnung kam mir fremd vor. Vielleicht hing es mit der Webley zusammen, die statt der gewohnten 38er auf dem Tisch lag. Ich stellte mich unter die Dusche und schlüpfte in einen frischen Anzug. Der Klebstoff, mit dem der Doktor die Wattebausche auf meinem Kopf befestigt hatte, löste sich unter dem warmen Strahl der Dusche.
    ***
    Im Golden Horseshoe bewegte ich mich zunächst durch ein Spalier von Blitzlichtern.-Irgendjemand hatte es sich nicht verkneifen können, der Presse einen Tipp zu geben. Mike O’Hara vom Criminal Review klopfte mir auf die Schulter, trat einen Schritt zurück und schoss eine Großaufnahme. Die Band intonierte einen Tusch. Das Lokal war brechend voll. Ich suchte in der Menge Phil Decker, meinen Freund und Kollegen. Er saß mit Mr. High und dem alten Neville an einem Tisch, der für uns reserviert war. Ein paar Uniformen der City Police hoben sich aus den Zivilanzügen heraus.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so beliebt bin«, sagte ich und setzte mich.
    »Du kannst ja ein paar Tränen vergießen, damit es echter aussieht«, feixte der alte Neville. »Wie fühlt man sich denn so, wenn man an keine Dienststunden mehr gebunden ist, he?«
    »Prächtig«, sagte ich. »Warum kommst du eigentlich nicht zu mir? Ich brauche jemanden, der mir die Kanone ölt, damit sie nicht verrostet!«
    Mr. High lächelte. Wir stießen an und prosteten uns zu. Die Band spielte unentwegt. Leute hielten Tischreden, in denen sie auf Verdienste anspielten und mein »Ausscheiden« aus dem aktiven Dienst bedauerten. Captain Hogarth von der City Police, der in Vertretung des Police Commissioners gekommen war, machte mich direkt verlegen.
    Phil schien einen Heidenspaß daran zu haben.
    »Du könntest mich mal deiner Sekretärin vorstellen, Jerry. So’n Leben wünsche ich mir auch…«
    »Hör zu, du Banause«, sagte ich leise. »Wenn du meinst, ich säße hinter meinem Schreibtisch und nähme dicke Schecks 14 von dicken Männern entgegen, dann irrst du dich. Ich habe heute allein drei Mordanschläge erlebt!«
    »Auf wen?«
    Ich tippte auf meine Brust und erzählte von den Erlebnissen.
    Ich neigte meinen Kopf und ließ die kahlen Stellen sehen. Mr. High legte seine Zigarre in den Aschenbecher.
    »Wenn Sie meinen, Jerry…«
    »Kommt nicht infrage«, sagte ich. »Ich bin gerade am Zug. Nur wenn sich die Niederschläge fein verteilten, wäre es mir lieber.«
    »Vielleicht sollten Sie uns doch anrufen«, meinte der Chef. Ich bestellte ein gegrilltes Steak, so groß wie ein Elefantenfuß. Der Abend wurde noch sehr fröhlich und sehr feucht. Um halb zwei verabschiedete ich mich, nachdem ich unzähligen Leuten die Hände gedrückt hatte. Der Abschied hatte recht echt ausgesehen. Das war die Hauptsache. Meine Klienten sollten glauben, ich hätte für alle Zeit vor, Privatdetektiv zu spielen.
    Mit einem Taxi fuhr ich nach Hause. Wenige Minuten später war ich eingeschlafen. Ich stellte den Wecker beiseite. Schließlich war ich mein eigener Herr.
    ***
    Das Telefon weckte mich. Ich hob mechanisch ab und erwartete die Stimme des Kollegen aus der Zentrale zu hören. Ich benötigte einige Sekunden, bis ich mich in die veränderte Wirklichkeit
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