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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herum und nahm seinen Hals in Augenschein. Erleichtert atmete sie auf, als sie die Bißmale nicht mehr erkennen konnte.
    »Von ihr«, sagte sie. »Die Male sind mit ihrem Tod verschwunden. Ich bin froh, daß wir uns wenigstens darum nicht mehr kümmern müssen.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Hoffentlich begeht er nicht noch einen Selbstmordversuch, wenn er aufwacht.«
    Nicole schloß die Augen und senkte den Kopf.
    »Vielleicht sind bis dahin die Beamten aus York da und passen ein wenig auf ihn auf. Oder der Constable erwacht rechtzeitig vor ihm…«
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Zamorra. »Wir nehmen ihn einfach mit. Dann haben wir ihn unter Kontrolle und können auf jeden Fall verhindern, daß er einen tödlichen Fehler begeht…«
    »Meinst du nicht, daß er uns unterwegs Schwierigkeiten machen wird?«
    »Kaum. Dafür werden wir schon sorgen. Sobald er wach wird, nehme ich ihn unter eine leichte hypnotische Kontrolle und rede ihm alle Selbstmordwünsche aus. Ist zwar nicht die feine englische Art…«
    »…aber schließlich sind wir Franzosen, und der gute Zweck heiligt die Mittel«, vervollständigte Nicole.
    Sie schleppten den Bewußtlosen nach draußen und packten ihn auf die Rückbank des Jaguars. Zamorra grinste Nicole an. »Ich muß auf unseren Patienten aufpassen«, sagte er. »Du fährst.«
    »Immer auf die Schwachen«, seufzte Nicole und startete den Wagen. Als sie wendete, sah sie in der Ferne den Lichtschein auftauchender Autos in den Nebelschleiern. Ohne die Scheinwerfer einzuschalten, tastete sie sich mit dem Jaguar die Straße entlang, bis sie außer Sicht waren. Erst dann fuhr sie, richtig beleuchtet, so schnell wie nur eben möglich davon.
    ***
    Der Nebel war wieder dichter geworden, die Sichtweite betrug gerade noch fünfzehn, manchmal noch weniger Meter. Als die gelben Lichtpunkte der Warnblinkanlage aus dem Grau auftauchten, trat Nicole ruckartig auf die Bremse. Der Jaguar kam nur zwei Meter vor dem Montego zum Stehen.
    »Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte Zamorra. Er warf einen Blick auf den noch immer bewußtlosen Stanley Cameron und stieg dann aus. Langsam ging er bis nach vorn und sah die beiden Toten immer noch auf dem Asphalt liegen. Die Mumifizierten hatten ihre Positionen nicht verändert, ein deutliches Zeichen dafür, daß der Umwandlungsprozeß noch nicht weit genug vorangeschritten war.
    Eine Weile betrachtete er die beiden erschreckend aussehenden Toten. Aber er konnte sich nicht überwinden, schon etwas zu unternehmen, um sie von dem Keim zu befreien. Wahrscheinlich würden sie zu Staub zerfallen, wie Juliet Cameron, und das nützte ihm herzlich wenig. Die Polizei mußte die Toten erst sehen und identifizieren – und wissen, wie sie ausgesehen hatten, daß sie ebenso blutleer waren, wie Fall Nummer 1.
    Nicole war zu ihm getreten.
    »Willst du es jetzt versuchen?« fragte sie.
    Zamorra nickte. »Ich will nicht, aber ich muß, wenn wir nicht noch mehr Zeit verlieren wollen. Ich kann die Leute aus York verdammt gut verstehen. Aber wenn sie mir jetzt dazwischen funken, bringt jede Nacht neue Opfer. Heute waren es bislang zwei – und wären mit Cameron fast drei geworden. Der Schneeball wird zur Lawine, wenn wir abwarten.«
    Er nahm das Amulett in die Hände und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. Nicole trat wieder zurück. Sie wußte, daß Zamorra jetzt Ruhe brauchte. Wenn Cameron zwischenzeitlich erwachte, würde sie sich um ihn kümmern.
    Zamorra versetzte sich in Halbtrance. Seine Befehle an das Amulett waren klar. Bereits nach kurzer Zeit veränderte sich die Scheibe. Dort, wo gerade noch der Drudenfuß im Zentrum geschimmert hatte, entstand jetzt eine Art Mini-Bildschirm.
    Er zeigte die nebelverhangene Umgebung und die beiden Toten.
    Es war wie bei einem rückwärts laufenden Film. Das Amulett tastete sich in die Vergangenheit zurück. Minute um Minute, im Zeitraffertempo. Zamorra sah Nicole und sich selbst auftauchen und wieder verschwinden. Das war vorhin gewesen, als sie die Toten entdeckten. Dann…
    ...war da etwas Fremdartiges, Unheimliches. Mächtige Schwingen. Der Eindruck einer furchtbaren Bedrohung. Etwas Nebelhaftes im Nebel, diffus und ungreifbar. Es schwebte über Susan Howard, tötete sie, trank ihr Blut. Zamorra versuchte, den Vampir deutlicher zu erkennen, aber er blieb verschwommen und bedrohlich.
    Und er hatte nur Susan Howard ermordet.
    Als er schwand, was in Wirklichkeit seine Ankunft gewesen war, lag der Polizeibeamte bereits auf
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