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0412 - Gefahr von Sol

Titel: 0412 - Gefahr von Sol
Autoren: Unbekannt
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Atemzüge über die Wüstenlandschaft und erzeugte kleine Sandwirbel.
    Oberst Tepper Sockmann warf einen Blick auf den komplizierten Armbandchronographen, dann winkelte er die Arme an und begann mit seinem morgendlichen Dauerlauf. Er trug nur knappe hellbraune Shorts, ein lose darüber fallendes kragenloses Hemd und Turnschuhe mit besonders breitflächigen Sohlen. Dennoch wurde es ihm rasch warm. Lunge und Herz mußten mit erhöhtem Tempo arbeiten, um der dünnen Atmosphäre Krovers ausreichend Sauerstoff für den Körper zu entnehmen.
    Nach einer halben Stunde erreichte der Oberst einen Hügel. Felsklippen, von Hitze und Kälte, Sand und Wind erodiert, ragten bis zu zehn Metern aus dem ungewöhnlich hellen, beinahe glasigen Sand.
    Drei Cusquenne-Palmen reckten ihre seltsam verdrehten Stämme empor. Eigentlich waren es gar keine Palmen, aber die auf Krover stationierten Männer störten sich nicht daran, daß es sich bei „ihren" Palmen um Kakteengewächse handelte.
    Tepper Sockmann erkletterte die höchste Klippe.
    Zufrieden bemerkte er, daß sein Atem sich schnell beruhigte und die Pulsfrequenz sich wieder normalisierte. Das tägliche Training hatte den Körper auf den niedrigen Sauerstoffgehalt umgestellt. Nicht alle seine Leute fanden sich mit den besonderen Bedingungen Krovers so gut ab; es gab sogar einige Männer, die höchstens für eine Minute ohne Atemmaske ins Freie gehen konnten. Im subplanetaren Stützpunkt herrschten selbstverständlich Terranorm-Bedingungen.
    Sockmann seufzte.
    Der Begriff „Terranorm" war geblieben, obwohl es die Erde nicht mehr gab. Plötzlich lächelte er.
    Schließlich wurde auch der Begriff „Lichtjahr" in der überlieferten Bedeutung weiterverwendet, obwohl es keine Welt mehr gab, die in einem Planetenjahr genau der Erde glich, von dessen Jahr der Begriff „Lichtjahr" stammte. Und so verhielt es sich ähnlich mit anderen Begriffen: Monat, Meter, Kilogramm und so weiter ...
    Der Offizier blickte einer Wüstenkrabbe nach, die ungeheuer flink hinter einem Wollwurm herrannte, ihn mit einem Biß lähmte und dann in ihre Höhle schleppte. Der graubraune, von einem wolligen Pelz bedeckte Wurm zuckte noch einige Male, dann erschlaffte er. Gleich einem alten Seil wurde er durch den Sand geschleift.
    Sockmann seufzte zum zweitenmal. Fressen und Gefressenwerden - das war sowohl auf einer unberührten Welt wie auch sonstwo im Universum ewiges Gesetz. Aber niemals hätte Tepper Sockmann geglaubt, auch die solare Menschheit und die Erde, von der alles seinen Anfang genommen hatte, könnten diesem Naturgesetz unterliegen, Opfer sein statt Gewinner.
    Er erinnerte sich noch so deutlich an die Ereignisse vor zwei Jahren, als wären sie gestern erst abgelaufen. Damals hatte er mit seinem Verband von zehn Leichten Kreuzern auf Kallisto gestanden, dem fünften Mond des solaren Jupiter. Die Bohrungen im Tonga-Graben auf der Erde hatten ihn anfänglich nicht interessiert - bis die Nachricht vom Auffinden eines zweihunderttausend Jahre alten lebenden Neandertalers durchgesickert war. Zuerst belustigt, dann ungläubig und schließlich nachdenklich hatte er, auf diese Nachrichten reagiert. Dia Informationen waren lückenhaft gewesen, aber als Chef eines Aufklärer- und Abhorchverbandes war der Oberst im Ergänzen lückenhafter Botschaften speziell ausgebildet worden. Er hatte sich sogleich gesagt, daß der Neandertaler nur mit einer komplizierten biophysikalischen Einrichtung über zwei Jahrhunderttausende hinweg konserviert worden sein konnte, einer Einrichtung, die ebenso sicher der Versorgung durch starke Kraftwerke unbekannter Lebensdauer und ähnlicher Aggregate bedurfte.
    Jemand mußte demnach vor zweihundert Jahrtausenden mit unwahrscheinlichen technischen Mitteln im Solsystem und besonders auf der Erde operiert haben. Jemand, der entweder noch mächtigere Gegenspieler gehabt hatte oder - im Widerspruch zur ersten Handlung - eine mysteriöse Langzeitwaffe auf der Erde stationierte, die das gesamte Solsystem zweihunderttausend Jahre später vernichtete und in den Hyperraum schleuderte.
    Oberst Tepper Sockmann legte die Hand über die Augen, als sich in einigen Kilometern Entfernung Bewegung auf einem flachen Felsplateau zeigte.
    Er sah auf die Uhr und schloß aus der Zeitanzeige, daß die Bewegung den Start der KÖNIGSBERG ankündigte. Der Leichte Kreuzer der Städteklasse sollte seinen täglichen Patrouillenflug absolvieren, eine langweilige Sache, die seiner Besatzung und denen der anderen
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