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0412 - Gefahr von Sol

Titel: 0412 - Gefahr von Sol
Autoren: Unbekannt
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anfänglich ziellos durcheinanderwirbelte und sich allmählich zu einem Bild formte.
    Eine Horde Neandertaler flüchtete vor Neuzeitmenschen über schwarzgraue Klippen am Ufer eines Ozeans. Die Neandertaler waren physisch die Stärkeren, aber während sie nur mit Keulen, Steinschleudern und teilweise noch Faustkeilen bewaffnet waren, trugen die Neuzeitmenschen bereits Wurf- und Schleuderspeere, Pfeil und Bogen sowie scharfgeschliffene Steinäxte. Die Neuzeitmenschen griffen außerdem mit taktischer Überlegung an, während die Neandertaler nur das wilde Drauflosstürmen oder den kopflosen Rückzug kannten.
    Die Kulisse verblaßte. Plötzlich erschien ein ausgedehntes Felsplateau im Trivideoschirm. Hier und da reckten sich Gebäude in den Himmel, die ebensogut auf der Erde des fünfunddreißigsten Jahrhunderts nach Christi Geburt stehen konnten.
    Zwischen den Gebäuden zogen sich spiegelglatte Pisten dahin. Soeben landeten einige Flugmaschinen, deren Konturen offenbar von - Zwiebus' grober Wahrnehmungsfähigkeit ungenau wiedergegeben wurden; sie ließen sich mit keinen bekannten Flugmaschinen vergleichen.
    „Bis jetzt ist es im Grunde nichts anderes als das, was bereits im ersten Verhör herauskam", bemerkte Dr. Meng-tse leise.
    Maurice nickte. Er kannte die Geisterfilmaufnahmen des ersten Verhörs.
    Erneut kamen bekannte Szenen. Lord Zwiebus war von Fremden in Schutzanzügen eingefangen worden und wurde in einem Antigravschacht tief unter die Oberfläche des damaligen Kontinents Lemuria gebracht. Soweit sich das erkennen ließ, waren die Fremden humanoid. Die Gesichter hinter den Helmscheiben ließen sich allerdings nicht erkennen.
    Zwiebus hatte in verständlicher panischer Todesangst gar nicht auf das Aussehen der Fremden geachtet, folglich konnten ihre Gesichter nicht in seinem Tiefengedächtnis verankert sein.
    Auch die folgenden Szenen waren bekannt: Lord Zwiebus' vergeblicher Fluchtversuch, die Paralysierung durch Schockwaffen, dann ein schmaler Tisch, über dem eine strahlende Kugel kreiste. Undeutliche Schemen, so standen mehrere Fremde um den Tisch herum und unterhielten sich in einer unbekannten Sprache, die offenbar verstümmelt wiedergegeben wurde.
    Hubert Selvin Maurice beugte sich vor, als sich erneut wallende helle Nebel im Trivideo bildeten.
    Die Erinnerungen des Neandertalers hörten offenbar an dieser Stelle auf.
    Das Abhörgerät summte und klickte, als Solarmarschall Deighton einige Schaltungen vornahm.
    Aus den wallenden Nebeln wollten sich Konturen formen. Undeutlich war etwas zu erkennen, was mit einiger Phantasie für riesige Maschinen gehalten werden konnte, die aus einem Raumschiff unbekannter Bauart ausgeladen wurden. Metallisch blitzende Robotergestalten, durch die primitive Gefühlswelt des Neandertalers emotionell verfälscht in ihren Details, marschierten mit dröhnendem Geräusch vorüber.
    Das Bild erlosch und machte der Oberfläche des Erdmondes Platz. Anscheinend hatten die Fremden den Neandertaler zu einem Flug in den Raum mitgenommen, bevor sie ihn in Tiefschlaf versenkten. Doch plötzlich verwandelte sich die aschgraue Kraterlandschaft in den aufgerissenen Rachen eines Ungeheuers.
    Aus Lord Zwiebus' Mund stieg ein gellender Schrei. Der Neandertaler zerrte an seinen Fesseln und fletschte das Gebiß.
    „Ausschalten!" rief Rhodans Stimme.
    Solarmarschall Deighton schaltete das paramechanische Abhörgerät aus. Er war bleich geworden. Nach kurzem Zögern zog er seinen Paralysator. Erst dann bat er die Ärzte, Lord Zwiebus von seinen Fesseln zu befreien.
    Kaum war der Neandertaler frei, da sprang er mit einem Satz von seinem Speziallager, stieß zornige Kehllaute aus und vertrieb die Mediziner mit energischen Handbewegungen.
    „Ganz ruhig, Lord Zwiebus!" sagte Galbraith Deighton mit einschmeichelnder Stimme.
    Zwiebus fuhr herum und starrte den Gefühlsmechaniker an. Er schien nicht recht zu begreifen, was mit ihm vorgegangen war. Mehrmals fuhr er sich mit den Handrücken über die Augen.
    „Ich hoffe, es geht dir jetzt wieder besser", fuhr Deighton fort. „Wenn du möchtest, lassen wir deine Erinnerungen ruhen."
    Lord Zwiebus' Körper entspannte sich etwas. „Erinnerungen ...?" fragte er langsam. „O ja, jetzt weiß ich es wieder. Wir wollten mein ... mein ..."
    Hilfeheischend blickte er den Solarmarschall an.
    Maurice erschrak.
    Hatte das paramechanische Verhör doch Zwiebus' Verstand geschadet? „Gedächtnis", half Deighton aus. „Ja!" rief Lord Zwiebus erfreut. „Mein
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