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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wie sollte Nicole Zamorra anpeilen? Sie wußte ja weder Tag noch Monat, geschweige denn das exakte Jahr. Die Zahl 4000 vor Christus besagte nichts. Es konnten fünfzig Jahre mehr, fünfzig weniger sein. An der absoluten Meßlattenzahl änderte das nichts.
    Und wenn Nicole Zamorra nur um eine einzige Sekunde verfehlte – würde sie sich auf einer anderen Zeitschiene wiederfinden, unendlich nah an Zamorra, aber dennoch unendlich weit von ihm entfernt. Sie würden sich niemals mehr sehen, höchstens als Schatten…
    Wenn kein Wunder geschah, saß er hier fest, in einer tropisch heißen Regenwelt…
    Und plötzlich war der Eingeborene vor ihm…
    ***
    Karl Fränkle sah, wie die Maschine Gestalt annahm.
    Sie schälte sich aus dem Nichts, wurde mehr und mehr existent. Eine Abschirmung nach der anderen wurde abgebaut, abgeschält, aufgelöst. Die Maschine, eines der größten technischen Geheimnisse und Meisterwerke, über Jahrtausende verschollen, kehrte an das Tageslicht zurück.
    Fränkle wußte nicht, warum sie seinerzeit verborgen worden war in einer Dimensionsfalte neben der Welt, es war ihm auch egal. Er hatte einen fest umrissenen Auftrag, und der hieß: den Verschollenen in der Vergangenheit die Rückkehr in ihre Zeit zu ermöglichen.
    Jemand hatte sich an das uralte Projekt erinnert und daran, daß es noch Überlebende geben konnte. Das Projekt an sich mußte gescheitert sein. Eine Veränderung der Zeitebene war nicht beobachtet worden. Damit war unter Beweis gestellt, daß ein Zeitparadoxon, eine willentlich herbeigeführte und berechnete, nachträgliche Veränderung der Vergangenheit, unmöglich war. Zumindest mit den damals entwickelten Mitteln.
    Niemand wußte genau, was aus den Mitarbeitern des Projektes seinerzeit geworden war. Die Unterlagen waren verschwunden, vielleicht von Zeus vernichtet worden, vielleicht von einem seiner Nachfolger. Es interessierte Fränkle nicht. Man hatte ihm gesagt, wo er nach der Maschine suchen sollte, und wenn er sie fand, wie er sie zu bedienen hatte.
    Er hätte sie nicht gefunden, wenn ihm nicht der Zufall zu Hilfe gekommen wäre. Denn die Beschreibung war zu ungenau gewesen. Aber die starken Störungen des Magnetfeldes, durch die gewaltigen Sonneneruptionen hervorgerufen, hatten die Maschine für kurze Zeit anspringen lassen, hatten sie gewissermaßen ferngezündet. Und damit hatte sie sich verraten. Plötzlich ergaben die Relikte, die den Versteck-Schlüssel bilden sollten, einen klaren Sinn. Fränkle hatte nur noch nachrechnen müssen.
    Jetzt war es soweit.
    Er konnte jene zurückholen, beziehungsweise ihnen den Weg zurück in ihre Zeit öffnen, die damals in der Vergangenheit verschollen waren, als das Projekt fehlschlug und seine Mitarbeiter jäh in Vergessenheit gerieten. Es mußte eine umwälzerische Zeit gewesen sein, daß so etwas geschehen konnte.
    Jetzt war die Maschine sichtbar. Fränkle starrte sie an. Er suchte nach den Kontrollen, erinnerte sich dann aber, daß diese nicht von Hand zu bedienen waren. Er mußte auch sie mit dem Sternenstein ansteuern.
    Rasch rief er den Teil seiner Erinnerung ab, in dem die entsprechenden Daten gespeichert waren.
    Und er begann mit seiner Arbeit…
    ***
    Erschrocken wich Nicole zurück, als es plötzlich durchregnete. Ein Hitzeschwall schlug ihr zusammen mit dem Regen entgegen. Die Umgebung wurde unscharf, wurde von einem düsteren, wolkenverhangenen Acker überlagert. Das Feld am Waldrand und das Zimmer der Ferienwohnung existierten gleichzeitig ineinander.
    Zamorra löste sich vor ihren Augen auf. Statt dessen tauchte genau dort, wo er gerade noch gewesen war, ein kahlköpfiger Mann auf, der ein bodenlanges Gewand trug.
    Nicole wich zurück bis an die entfernteste Wand des Zimmers. Es war ein reiner Überlebensreflex; sie wollte nicht ebenfalls in die Falle gerissen werden, die soeben ihren Gefährten Zamorra geschluckt und dafür diesen Unheimlichen ausgespieen hatte. Wenn sie frei und in der Gegenwart in Sicherheit blieb, konnte sie Zamorra eher helfen, als wenn sie mit in den Bannkreis des Untergangs geriet…
    Da war es auch schon wieder vorbei.
    Das Zimmer festigte sich, die freie Landschaft wich, wurde ausgeschaltet. Nur die Nässe blieb – der Teppich und die Möbel und alles, was sich darin befand, war restlos durchnäßt und wahrscheinlich ruiniert, wie auch Nicole eine unfreiwillige Dusche hatte hinnehmen müssen.
    Und der Kahlköpfige blieb.
    Er war absolut pulvertrocken, obgleich er aus dem Regen gekommen
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